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WEIMERS Woche: Liebe Generäle, wir schauen hin

Wolfram Weimer über Freiheit und Putins Geburtstag

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In dieser Woche war ich in Leipzig. Im Gedenken an die Montagsdemos verleihen die Sachsen alljährlich einen Freiheitspreis für Journalisten. Vor zwei Jahren hat ihn Anna Politkowskaja bekommen. Vor einem Jahr, am Geburtstag Putins, wurde sie ermordet – offenbar war sie dem Regime zu kritisch geworden. In diesem Jahr wollte man ihrer in Russland gedenken, doch die russischen Behörden haben das vehement zu verhindern versucht. Sie wollen sie wohl ein zweites Mal umbringen – diesmal als Erinnerungsgestalt.

Umso mehr freut es mich, dass nicht nur die Sachsen, sondern auch wir in Potsdam da nicht mitmachen. Das Hans Otto Theater, das unter der beherzten Leitung von Uwe Eric Laufenberg ohnedies eine gute Entwicklung nimmt, hat mit dem spontanen Mahnstück „Putin hat Geburtstag“ ein international beachtetes Signal gesetzt.

Journalisten aus Diktaturen und Halbdiktaturen berichten zuweilen eindrucksvoll, wie wichtig dort solche scheinbar kleinen Signale aus der freien Ferne sind. Das gilt derzeit ganz besonders für Kuba. Während nämlich die Medien der Welt gebannt die Ereignisse in Birma verfolgen, schlägt das Castro-Regime gegen Bürgerrechtler zu. Dutzende Oppositionelle sind verhaftet worden, zehn weitere unter Hausarrest gestellt, sowie 23 namentlich bekannte Bürgerrechtler spurlos verschwunden. Die Kommunisten in Havanna nutzen große weltpolitische Ereignisse gezielt, um in deren Schatten unbemerkt die Massenverhaftung von politischen Kritikern zu vollstrecken. Davon betroffen sind auch kritische Journalisten, die skandalöserweise in Gefängniszellen mit Tuberkulose-Kranken gesperrt werden.

Alle Despoten dieser Welt hassen Freiheit, Kritik und Öffentlichkeit. Darum, liebe KGBler, liebe Generäle in Birma und Castro-Brüder auf Kuba: Eines solltet Ihr wissen – wir schauen nicht weg, sondern hin. Ich jedenfalls werde mir „Putin hat Geburtstag“ im Hans Otto Theater baldmöglichst ansehen.

Wolfram Weimer ist Chefredakteur des Politikmagazins Cicero und lebt in Potsdam. Er hat in dieser Woche den hochdotierten Leipziger Freiheitspreis erhalten. In seiner Dankesrede kündigte er an, sein Preisgeld zur gezielten Unterstützung verfolgter Journalisten auf Kuba einzusetzen.

Wolfram Weimer

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