Diplomfilm von HFF-Absolvent in Potsdam: Liebe und andere Drogen
Soziale Grenzkonflikte: Heute feiert der Film „Das richtige Leben“ des HFF-Absolventen Robert Heber Premiere. Es geht um Liebe – und um Crystal Meth.
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Potsdam - Robert Heber erkennt man von Weitem – an den ungestümen Haaren. „Papa hat die gleichen. Oma auch. Die sind halt so“, sagt er und wuschelt sie fürs Foto noch einmal durch. Er, 33, ist Absolvent der Filmuniversität Babelsberg, der ehemaligen Hochschule für Film und Fernsehen Konrad-Wolf (HFF). Sein 90-minütiger Abschlussfilm feiert heute beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin Premiere. Der Film ist eine Liebesgeschichte à la „Romeo und Julia“ mit Crystal-Meth-Bezug, eine Episode „Breaking Bad“ mit Romantiknote. Na ja, fast. Der 19-jährige Tommy, der aus armen Verhältnissen stammt und bei seinem Vater lebt, kämpft sich mit zwei Jobs durch den Alltag. Als seine Freundin Julia plötzlich schwanger wird, muss sich etwas ändern. Sie kommt aus reicheren, aber nicht minder problematischen Verhältnissen, außer Liebe kann ihr Tommy nichts bieten. Also beginnt er Drogen von Tschechien nach Deutschland zu schmuggeln, besorgt dem jungen Glück eine Wohnung samt Babywiege – doch das Geld, das er bekommt, ist weit weniger, als der Preis hoch ist, den er am Ende bezahlen muss.
Auch in Omas Wohnzimmer gedreht
In Hebers sechstem Film „Das richtige Leben“ geht es um Grenzkonflikte im wahrsten Sinne, um deutsch-tschechische und um soziale Grenzen. Neben Drogen und Liebe greift der Film in den Nebensträngen noch viele weitere Themen auf – DDR-Vergangenheiten zum Beispiel. Fein und subtil lässt er dem Zuschauer Raum für eigene Assoziationen.
Der Film wirkt aufgrund der sehr guten Leistung der Schauspieler und wegen der Originalschauplätze authentisch. Gedreht wurde außerdem am Ort des Geschehens selbst, in Hebers Heimat Bautzen. „Auch in Omas Wohnzimmer“, bekennt er schmunzelnd, „da war dann endlich einmal richtig was los.“ Den letzten Schliff bekam der Film sicher nicht zuletzt durch die „Leute aus dem Dorf“, die er in kleinen Rollen mitspielen ließ. Die Gegend und den Menschenschlag kenne er gut, das habe die Arbeit erleichtert, sagt Heber.
Der illegale Handel boomt
Getestet haben sie den Deal an der Grenze, um den es im Film geht, natürlich im Vorhinein selbst. Auf dem Vietnamesen-Markt, dem „Fidschi-Markt“, wie man in der Region sagt, müsse man nur ein bisschen blöd rumstehen, dann kommen die Drogen von selbst. Ein Gang ins Hinterzimmer und der Trip könne losgehen. Fünf Gramm Crystal Meth für 20 Euro.
Solche Szenen sind an der sächsisch-tschechischen Grenze wohlbekannt, vor allem der Polizei. In den vergangenen Jahren hat sich Tschechien buchstäblich zu einer Drogenhochburg hochgekocht. In mobilen Küchen ist das Methamphetamin im Handumdrehen hergestellt. Der Konsum hat in Tschechien schon länger Tradition, nun boomt auch der illegale Handel mit den Deutschen. Heber will mit seinem Abschlussfilm auf diese Thematik aufmerksam machen.
Eine Low-Budget-Produktion, der man das nicht anmerkt
Dass der Film eine Low-Budget-Produktion ist, sieht man nicht. Eine Grundausstattung an Geld und Technik gab es von der Filmuniversität, 6000 weitere Euro wurden mithilfe der Crowdfunding Plattform „startnext“ akquiriert. Das meiste Geld floss in die Produktion, die Crew arbeitete meist unentgeltlich.
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Das Drehbuch entstand ab September 2013, insgesamt arbeitete das Team über ein Jahr an dem Projekt mit. Gedreht wurde an 24 Tagen in der Oberlausitz, den Rest der Zeit schluckte die Postproduktion. Alleine schaffen kann man das nicht, mitgewirkt hat unter anderem Grimme-Preisträger Bernd Böhlich. Er gab Tipps zum Drehbuch und empfahl Christine Hoppe für die Rolle von Julias Mutter. Auch Hauptdarsteller Vincent Redetzki („Sommer vorm Balkon“, „Die Wilden Hühner“) ist kein Unbekannter, und bei Wolfgang Winkler habe Heber auch „einfach mal angerufen und nachgefragt“. Er schickte das Drehbuch, führte intensive Vorgespräche und gewann alle, die er wollte, für sein Projekt – auch ohne Geld. „Wenn man leidenschaftlich ist, merken das die Leute. Außerdem behandelt der Film ein aktuelles gesellschaftsrelevantes Thema.“ Kontakte habe er über die Uni aber gehabt und Ruhe gegeben hätte er ohnehin nicht, gibt er im Nebensatz zu. Die passende Musik bekam sein Film auch – und zwar eigens komponiert.
Start in die Berufswelt?
Vor dem Studium sammelte Heber viel praktische Erfahrung als Regie- und Produktionsassistent, etwa in London. Danach hat er den Bewerbungsmarathon bei der Filmuniversität „ziemlich entspannt“ gemeistert und gemeinsam mit zehn Kommilitonen Film- und Fernsehregie studiert – jetzt hat er ein Diplom in der Tasche, sein zweites, zuvor hatte er bereits Bildende Kunst in Braunschweig und Dresden studiert.
Der Film soll nun der Start in die Berufswelt sein, auf vielen Festivals laufen und Preise gewinnen. So will es die Uni, und Heber natürlich auch. Beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern feiert der Film nun nicht nur Premiere, er läuft dort auch im Wettbewerb. Einen Tag später wird er beim Neiße Filmfestival in Zittau gezeigt. Dort sei er vom Filmverband Sachsen für einen Spezialpreis nominiert. Ein paar andere Festivals wurden auch kontaktiert, mehr darf Heber nicht sagen. Immerhin bestimmt die Universität, was mit dem Film passiert. Sie ist Rechteinhaber. Aber Hebers Hoffnung ist nun, einen Verleih zu finden.
Rita Orschiedt
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