Etwas HELLA: Lieber warme Radwege
Das wäre für mich der (Winter-) Himmel auf Erden. Beheizte Fahrradwege!
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Das wäre für mich der (Winter-) Himmel auf Erden. Beheizte Fahrradwege! Und womöglich von glitschigen Blättern, Schnee und Eis gereinigte noch dazu. Keine Angst, ich bin nicht zu Alice im Wunderland mutiert. Ich bleibe natürlich die furchtlose, den Realitäten ins Auge schauende Kämpferin auf dem Stahlross, die sich sehenden Auges durch (fast) alle Radfahrerfallen hindurchschlängelt. Mich hat vielmehr die Ankündigung von holländischen Wissenschaftlern zum Träumen gebracht, die doch tatsächlich bei Eis und Schnee die Fahrradwege mit Erdwärme beheizen und so eisfrei halten wollen. Das würde nur zwanzig- bis vierzigtausend Euro pro Kilometer Radweg kosten, berechneten sie.
Ich habe das vorsichtigerweise mal in Buchstaben hingeschrieben. Da sieht es vielleicht weniger teuer aus und erschreckt die deutschen Kommunalpolitiker etwas weniger. Außerdem scheinen die Holländer anders zu rechnen. Es würden weniger Radler stürzen, weniger Krankenkosten anfallen und weniger Streusalz verbraucht, wurde das zukunftsträchtige Unterfangen kommentiert. Und das jahrelang, jahrzehntelang, jahrhundertelang bis in alle Ewigkeit, während die Erdwärme heizt und heizt und nicht mal Abgas produziert. Das hoffe ich jedenfalls. Leider reicht mein Radfahrtempo nicht aus, um zwischen zwei Kolumnen bis nach Den Haag zu radeln, wo die erderwärmten Wissenschaftler sitzen. Einige niederländische Gemeinden sollen aber schon Interesse an dem Projekt bekundet haben und wollen zur Tat schreiten. Wenn dort die Fahrradwege so weit sind, schaue ich mir das an. Und mein Fahrrad darf mitgucken. Das wird Augen machen.
Vielleicht können die Holländer dann auch gleich noch das Problem mit den Heizpilzen lösen. Wer es sich als Gastronom leisten kann, kann unter jedem Außenstuhl einen Erdwärmehuckel anbringen lassen. Der beheizt dann die edlen Teile des Körpers, die es am nötigsten haben. Die Füße. Ich bin zwar der Meinung, im Winter sitzt man in der guten warmen Stube bei Kaminfeuer und Glühwein richtig. Wer partout draußen bleiben will, muss sich halt warm anziehen. Aber die Verweichlichung schreitet leider immer weiter voran und die Raucher fürchten, dass sie zum Lungenkrebs auch noch eine Erkältung bekommen. Dagegen muss natürlich angeheizt werden. Schließlich wird auch noch der Weihnachtsmann statt der Rute einen Heizstrahler mit sich herumschleppen und die Nikoläuse werden sich auf dem Weihnachtsmarkt die roten Mäntel am Heizpilz ansengen.
Ich weiß ja nicht, wie es die Holländer mit diesen Dingern halten. Vielleicht Heizpilzen sie auch drauflos ohne an die Umwelt zu denken. Mit den erwärmten Radwegen aber, da könnten ich mich wirklich anfreunden. Und dann halten die Holländer ihre Radwege womöglich auch noch perfekt sauber und passen auf, dass sie nicht zugeparkt werden. Falls es zudem noch so etwas wie grüne Wellen für Radfahrer quer durch Großstädte gibt, dann – nein, dann wandere ich nicht etwa aus, das könnte der Potsdamer Stadtverwaltung so passen, dann erinnere ich mich wieder an den alten Cato. Der hat nach jeder seiner Reden im römischen Senat, ob es hinpasste oder nicht, die gleiche Forderung aufgemacht. Meine lautet ganz ohne ceterum censeo: Es muss noch viel mehr für Radfahrer getan werden, das Angebot an Radwegen speziell in der Innenstadt reicht noch lange nicht aus, die Pflege der Radwege im Herbst und Winter lässt zu wünschen übrig und sinnvollere Ampelschaltungen sind durchaus möglich.
Wenn dann noch die Polizei nicht nur die radelnden Verkehrsteilnehmer im Auge hat, um ihnen bei falschem Benehmen ein Bußgeld aufzubrummen, sondern auch mal die Widrigkeiten auflistet, denen sie ausgesetzt sind, dann werde ich wohl doch noch zu Alice im Wunderland. Auch ohne beheizte Fahrradwege und hier in Potsdam.
An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch Potsdam etwas heller wird.
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