Etwas HELLA: Liebling, lass das Schenken sein
Schenken ist nicht einfach. Verzweifelte Umtauschaktionen nach dem Fest beweisen es.
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Schenken ist nicht einfach. Verzweifelte Umtauschaktionen nach dem Fest beweisen es. Und der liebevoll Schenkende, kommt er dahinter, fragt sich entnervt, wieso ihm das passieren konnte. Er hatte doch die besten Absichten. Der brave Beschenkte reißt nach dem Auspacken normalerweise die Augen weit auf, lächelt mehr oder weniger gequält und erklärt: „Wie bist du nur darauf gekommen? Nein, so eine Überraschung.“ Der weniger Brave versucht unpassende Geschenke umzutauschen oder weiterzugeben und nur die ganz Hartgesottenen lehnen die Annahme von vornherein ab. Das allerdings – meine Warnung ist ebenso gut gemeint wie die Geschenke – macht sich unterm Weihnachtsbaum nicht gut und könnte die Stimmung verderben.
Die Landesregierung hat da Glück gehabt. Sie sollte noch vor Weihnachten beschenkt werden. Und lehnte ab. Sie wollte partout die Glocken für das Fortunaportal nicht haben. Ob sie sich nun als Ersatzangebot über vier Uhren freut, lässt sie offen, denn wer die Chronometer bezahlt, ist auch noch offen. Uhren müssen übrigens nicht nur angebracht, sondern auch noch gewartet werden. Sonst schlägt’s 13 und das nicht nur 2013. Kraxelt da der Schenker persönlich auf die Leiter und befummelt die Technik, falls die mal streikt?
Nicht nur die Landesregierung „liebt“ Geschenke, die hinterher jede Menge Arbeit machen und bei ungenügender Pflege ein schlechtes Gewissen auf Jahre hinaus erzeugen. Ich auch. Deshalb beneide ich den Mut, trotz der Vorwürfe und Anfeindungen, ein undankbarer Beinahe-Beschenkter zu sein und das auch noch unmissverständlich zu verkünden. Auf so etwas Profanes wie eine Sandsteinfigur, die vielleicht gern entgegengenommen würde, lässt sich der Superschenker offenbar nicht ein. Wenn die Landesregierung einen Dickkopf hat, dann kann er allemal auch einen aufsetzen. Vorher anfragen, was der andere gern hätte - na, wo kommen wir denn da hin.
Bei öffentlichen Geschenken macht dieses Beispiel zum Glück keine Schule, aber im Privatbereich fürchte ich schon wieder Schlimmes, wenn ich die Kaufwut, die in den Tagen vor Weihnachten steigt und steigt, betrachte. Da hilft sicher der kostenlose Rat, dass eine Liebesgabe dem Beschenkten gefallen muss und nicht dem Schenker, auch nicht viel. Und das ernsthafte Versprechen, man werde sich nichts Schenken, ist offenbar auch nur Schall und Rauch, weil eine Kleinigkeit, naja, die muss drin sein und wer steht schon gern wie ein Depp da, wenn der andere doch etwas aus der Versenkung hervorzaubert? Wie wäre es denn mit fröhlicher Laune, Verständnis füreinander und guten Wünschen als Alternative? Ob Sie es glauben oder nicht, so könnte man auch Weihnachten feiern und vielleicht noch ein bisschen Platz lassen für Besinnlichkeit. Nein, ich weiß, das geht nicht. Rennen Sie los, kaufen Sie schnell noch etwas, am 23. Dezember sind die Läden ganz lange offen. Ich aber lehne mich zurück und genieße die Zeit, die ich eventuell für hektische Einkäufe verplempert hätte und habe genug Zeit, Ihnen frohe Weihnachten und ein gesundes Neues Jahr zu wünschen.
An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch Potsdam etwas heller wird.
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