
© A. Klaer
Von Sabine Schicketanz: Linckersdorff speckt Kongsnaes ab
Investor und Gegner trafen erstmals öffentlich aufeinander / Stadt will zu Hafen-Historie forschen
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Berliner Vorstadt - Im Konflikt um die umstrittenen Pläne für den Wiederaufbau der Matrosenstation Kongsnaes gehen beide Seiten aufs Ganze: Im Hauptausschuss des Stadtparlaments trafen gestern Abend Investor Michael Linckersdorff und zwei Vertreter der Anwohnerinitiative „Schwanenallee“ erstmals auf öffentlicher Bühne aufeinander.
Im Namen der Anrainer erhoben Götz von Kayser und Siegmar Mosdorf schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung und den Berliner Schmuckhändler Linckersdorff. Dessen Vorhaben habe „nichts mehr mit der Ausschreibung“ der Stadt Potsdam für das „Kleinod“ Kongsnaes zu tun, so von Kayser, der bereits Klage gegen die Baugenehmigungen eingereicht hat (PNN berichteten); eine Entscheidung des Potsdamer Verwaltungsgerichts steht aus. Mosdorf, SPD-Politiker und von 1998 bis 2002 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium, sagte, es entstehe der Eindruck, es handele sich bei Linckersdorffs Vorhaben um eine „reine Kommerzveranstaltung“. Der Stadt warf Mosdorf vor, vor dem Hintergrund des Konflikts um den Uferweg am Griebnitzsee nun am Jungfernsee „öffentliches Gut zu kommerzialisieren und privatisieren“. Bisher herrsche an der Schwanenallee mit ihrem durchgängig öffentlichen Ufer samt Spielstraße und Uferpark ein „offenes Bild“, so Mosdorf.
Investor Linckersdorff, der in Begleitung seines Anwalts Matthias Dombert erschienen war, hielt sich mit öffentlichen Erwiderungen auf die Vorwürfe zurück. Er kündigte an, seine bisher nicht genehmigte Hafenanlage zu schrumpfen. Statt vier wolle er drei Stege bauen, der längste werde von 50 auf 30 Meter Länge reduziert. Dort sollen die historische Fregatte Royal Louise und Schiffe der „Weissen Flotte“ anlegen. Nach wie vor seien außerdem 30 Liegeplätze für historische Segelboote mit einer Länge von sechs bis zwölf Metern vorgesehen. Linckersdorff betonte, er sei laut Ausschreibung und Kaufvertrag verpflichtet, den Hafen zu bauen. Dem wolle er gerecht werden.
Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) bestätigte diese Angabe. In der Ausschreibung der Stadt für Kongsnaes heiße es, die „historische Hafenanlage“ müsse wiederaufgebaut werden. Die Frage ist nur, welche Hafenanlage damit gemeint ist. „Da gibt es eine Unschärfe“. räumte Klipp ein. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, vor Erteilung einer Baugenehmigung werde die Stadt „Forschung“ betreiben. Auch die Abspeckung der Pläne heiße nicht, das sie genehmigt würden. Gegen die Hafen-Pläne hatten sich bereits die Landesdenkmalpflege und die Schlösserstiftung ausgesprochen. Linckersdorff bezieht sich bei seinen Hafen-Plänen auf die Anlage von 1928. Damals hätten dort 30 Boote gelegen. Für die Anrainer ist der Bezug auf den Hafen von 1928 unverständlich: Kongsnaes solle als „Kaiserliche Matrosenstation“ wiederaufgebaut werden, „doch der Kaiser hat 1918 abgedankt“, so Anwohner Mosdorf. Er zeigte sich verwundert darüber, dass ein „so großer Komplex“ in nur sechs Wochen von der Stadt genehmigt worden sei.
Streit gibt es außerdem um die Kongsnaes-Gastronomie. Von Kayser und Mosdorf befürchten weiter eine „Großgastronomie“. Es seien „220 bis 230 Plätze“ vorgesehen, so Mosdorf. Vor einem Jahr habe der Investor noch von einem Café mit 35 Plätzen gesprochen. Jetzt werde es einen Pächter geben, der aus wirtschaftlichen Gründen die Gastronomie voll auslasten müsse. Linckersdorff bestätigte, dass es in der Ventehalle innen 60 Restaurant-Plätze, auf der verglasten Veranda 32 Plätze und im Biergarten außen 30 Plätze geben solle. Diese seien genehmigt. In der Bootshalle sind laut Bauverwaltung weitere 110 Plätze genehmigt. Diese dürften jedoch nur von Vereinen für kulturelle Zwecke genutzt werden; eine Vermietung oder gewerbliche Nutzung wäre illegal, so Stadtplanungschef Andreas Goetzmann.
Die Stadt Potsdam hatte die Matrosenstation Kongsnaes ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt Anfang 2009 der Berliner Juwelier Michael Linckersdorff. Er hatte eine Million Euro geboten, nach PNN-Informationen doppelt soviel wie die weiteren zwei Bieter; der zuletzt genannte Verkehrswert lag damals bei 460 000 Euro. Er habe die Summe geboten, weil „es mir das wert war“, sagte Linckersdorff gestern den PNN. Er wolle Kongsnaes nicht wieder verkaufen, sondern selbst aus Berlin dorthin ziehen. Sein Projekt biete „Platz für alle Potsdamer“, nicht nur für die „Happy Few“ (die glücklichen Wenigen), die dort wohnten.
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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