
© Andreas Klaer
Radschnellweg in Potsdam: Lindenallee darf asphaltiert werden
Das Land erlaubt den Ausbau des Radweges nach Golm trotz Denkmalschutzbedenken – aber mit Auflagen.
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Park Sanssouci/Golm - Im Streit um den Radschnellweg entlang der Lindenallee hat sich die Stadt gegen die Bedenken des Denkmalschutzes durchgesetzt. Das brandenburgische Kulturministerium unter Sabine Kunst (parteilos) billigte die Pläne von Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) – in nahezu allen Punkten. So darf er den Weg wie gewünscht auf der nördlichen der drei Achsen bauen und ihn zudem asphaltieren lassen.
Das Landesdenkmalamt hatte gegen diese Pläne Protest erhoben und auf das Unseco-Weltkulturerbe verwiesen, das auch die Lindenallee westlich von Park Sanssouci mit einschließt. Landeskonservator Thomas Drachenberg hatte bemängelt, dass durch den Asphaltweg ein naturbelassener Raum verändert werde und außerdem die Gleichwertigkeit der vierreihigen Allee gestört werde.
Auf der knapp drei Kilometer langen Strecke zwischen dem Neuen Palais und Golm, die im Jahr 1850 vom königlichen Hofgärtner Emil Sello angelegt wurde, verlaufen vier Reihen von Linden – dadurch entstehen drei Wege. Schon jetzt nutzen Fußgänger und Radfahrer den nördlichen Weg, bei Regen und Schnee wird er allerdings zur Matsch-Piste. Wäre es nach dem Landeskonservator Thomas Drachenberg und auch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) gegangen, hätte die Radstrecke auf dem mittleren der drei Wege gebaut werden sollen – um die Symmetrie zu wahren.
Symmetrie soll es nun tatsächlich geben, allerdings nicht im Sinne der Denkmalschützer: So hat das Ministerium angewiesen, zusätzlich zum nördlichen auch den südlichen Weg auszubauen. Dieser soll zwar nicht asphaltiert, aber immerhin „profiliert“ werden. Sprich: Statt des bisherigen Holperwegs soll dort ein Weg mit wassergebundener Decke entstehen.
Der asphaltierte Weg muss außerdem eine bestimmte Beschaffenheit haben: Das Ministerium verlangt einen „hochqualitativen, durchgefärbten Sonderbelag“ – nämlich in Sandfarben, ähnlich wie im Volkspark. Zudem soll in den Asphaltbelag natürliches Korn eingewalzt werden, weil so „das optische Erscheinungsbild eines ländlichen Weges annähernd erreicht“ werde, wie die Stadt mitteilte. Ob der richtige Ton getroffen wird, muss bei einer Musterfläche geklärt und von der unteren Denkmalschutzbehörde abgenickt werden.
Außerdem darf erst ab dem Knotenpunkt, an dem sich die drei Wege trennen, asphaltiert werden – die rund 100 Meter zwischen dem Knotenpunkt und der Straße Am Neuen Palais muss dem Kompromiss zufolge wassergebunden sein. Denn dort sollen bald die alten DDR-Bauten verschwinden und neue Gebäude entstehen. Deren Eingangsbereich soll wieder wie einst als Promenadenweg angelegt werden – und damit wäre eine Asphaltierung aus Sicht der Ministerin unvereinbar.
Anders verhält es sich laut Kunst mit der Asphaltierung des nördlichen Weges. Unter den von ihr genannten Maßgaben werde das Erscheinungsbild des Denkmalbereichs in einem Maße beeinträchtigt, das „nach Abwägung aller Belange noch toleriert werden kann“, urteilt sie. Die Ministerin muss immer dann als „letzte Instanz“ entscheiden, wenn sich Kommune und Landesdenkmalamt nicht einigen können (siehe Kasten).
Bei der Stadt zeigte man sich erfreut über die Entscheidung. „Der Ausbau dieses Radweges ist besonders wichtig, da die Lindenallee die Ortsteile Eiche und Golm mit der Innenstadt verbindet, die Universitätsstandorte Golm und Neues Palais verknüpft“, sagte Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) am Donnerstag. Durch den Ausbau sei die ganzjährige Nutzung des Radweges auch bei schlechtem Wetter und ein Winterdienst möglich.
Die Bauvorbereitungen haben laut Stadt bereits begonnen. Die Baukosten hätten sich durch die Auflagen nicht verteuert, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf PNN-Anfrage. Man habe von Anfang an mit speziellem Asphalt kalkuliert. Insgesamt koste der Bau samt Ausgleichsmaßnahmen 925 000 Euro, 710 000 Euro davon übernehme das Land.
Weder Drachenberg noch die Schlösserstiftung wollten sich auf Anfrage zu der Ministerentscheidung äußern. Sie dürfte aber zu einigem Unmut führen. Zumal es nicht die erste Niederlage im Dauerkonflikt zwischen Schutz des Unesco-Welterbes und praktischen Anforderungen einer Stadt ist. mit jaha
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