Landeshauptstadt: Lindenpark-Betreiber rettet Streetworker
Die SPI-Stiftung übernimmt drei Sozialprojekte des insolventen Diakonischen Werks in Potsdam
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Die Wildwuchs-Streetworker, der Abenteuer-Spielplatz „Blauer Daumen“ im Musikerviertel und das Fanprojekt des SV Babelsberg sind bekannte Projekte des insolventen Diakonischen Werks in Potsdam. Wie nun bekannt wird, standen die Projekte im Zuge der Sanierung des angeschlagenen Sozialträgers kurz vor dem Aus. Gerettet hat sie nun die Stiftung Sozialpädagogisches Institut „Walter May“ (SPI), die auch den Lindenpark betreibt: Sie ist ab sofort Träger der drei bedrohten Projekte.
Nach PNN-Informationen hatte die Diakonie-Führung in Absprache mit der Insovenzverwaltung das Aus für alle drei Projekte zum 30. Mai in Aussicht gestellt. Darüber wurde auch der Jugendhilfeausschuss informiert. In Absprache mit dem Jugendamt wurde schnell nach einem neuen Träger gesucht, schließlich erklärte sich die SPI zur Rettung der Projekte bereit. SPI-Regionalchef Stefan Zaborowski sagte den PNN, das formale Verfahren für die Übernahme der rund zehn Mitarbeiter laufe. Ziel sei es, dass die Projekte ihre Arbeit kontinuierlich fortsetzen könnten. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung sagte, aus Sicht des Jugendamts es sei erfreulich, dass die Projekte übernommen würden: „Damit kann die Arbeit erfolgreich fortgesetzt werden.“ Die Streetworker sind seit mehr als zehn Jahren für die Straßensozialarbeit in Potsdam zuständig. Das Fanprojekt ist für Antirassismus-Arbeit im Umfeld des SV Babelsberg zuständig und gilt als Vorzeigeprojekt gegen rechtsextreme Fußballfans. Diakonie-Sprecherin Heidrun Spengler sagte, mit der Übernahme durch den neuen Träger sei das Ziel erreicht worden, alle Projekte des Sozialträgers zu erhalten.
Das Diakonische Werk hatte im vergangenen November einen Insolvenzantrag gestellt. In der Vergangenheit habe es systematische Abrechnungs- und Beantragungsfehler des Trägers für dessen soziale Einrichtungen in Potsdam und im Landkreis Potsdam-Mittelmark gegeben, hieß es zur Begründung. Beim Amtsgericht waren wie berichtet offene Forderungen in einer Gesamthöhe von 5,1 Millionen Euro angemeldet worden, deren Berechtigung laut Sprecherin Spengler gerade noch geprüft wird. Sie zeigte sich optimistisch: „Wir hoffen weiterhin, im Laufe des Sommers das Verfahren beenden zu können – dem Gesamtkonzept zur Sanierung müssen aber noch die Gläubigerversammlung und das Gericht zustimmen.“ Unter anderem sei man mit Interessenten auch im Gespräch über einen Verkauf des früheren Diakonie-Hauptsitzes in der Mauerstraße 2 – das sanierungsbedürftige Gebäude ist derzeit Sitz der Streetworker. Zaborowski sagte, er hoffe auf Gespräche zwischen Diakonie und neuem Betreiber, damit die Streetworker bleiben könnten.
Ziel sei weiterhin, alle Arbeitsbereiche zu erhalten, so Spengler – unter anderem geht es um zehn Kitas in Potsdam und Umgebung, das Flüchtlingsheim am Schlaatz sowie Beratungs- und Sozialangebote für Familien und Jugendliche. Einige soziale Einrichtungen – etwa eine psychiatrische Kontakt- und Beratungsstelle in Zentrum-Ost sowie die therapeutische Fachambulanz der Justiz im Land Brandenburg – hatte bereits das städtische Bergmann-Klinikum übernommen.
Vom früheren Geschäftsführer Marcel Kankarowitsch hatte sich die Diakonie wegen der Misere getrennt. Spengler betonte, weder gegen den ehemaligen Vorstand des Vereins noch gegen Kankarowitsch werde strafrechtlich vorgegangen: „Dafür gibt es keine Anhaltspunkte.“
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