Landeshauptstadt: Linke will Tierheim halten
Dringlichkeitsantrag eingebracht – aber bisher Mehrheit für Stadt-Pläne / TSV-Demo am Samstag
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Wildpark - Der Tierschutzverein Potsdam und Umgebung e.V. (TSV) und die Fraktion Die Linke gehen in die Offensive: Sie wollen verhindern, dass die Stadt das Tierheim am Wildpark schließt und den Vertrag mit dem TSV kündigt. Einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag hat die Linke für die Sitzung der Stadtverordneten am kommenden Mittwoch eingebracht. Der Tierschutzverein veranstaltet am Samstag eine Protestdemonstration. Ab 15 Uhr werde man vom Veterinäramt in der Jägerallee zum Stadthaus in der Friedrich-Ebert-Straße ziehen, sagte TSV-Vorsitzender Wanke gestern den PNN. Außerdem wollen Vereinsmitglieder am Mittwoch vor der Stadtverordnetenversammlung protestieren.
Die Verwaltung will den Vertrag mit dem TSV zum Ende des Jahres kündigen, das Tierheim am Wildpark schließen und die in Potsdam ausgesetzten Tiere woanders betreuen lassen (PNN berichteten). Die zuständige Beigeordnete Elona Müller (parteilos) begründete das mit den desolaten Zuständen im Tierheim. Eine artgerechte Haltung sei dort nicht möglich. Da ein Tierheim-Neubau mindestens zwei Jahre dauern werde, müsse eine Zwischenlösung her. Dazu gab es Vorgespräche mit dem „Pfötchenhotel“ in Beelitz – nunmehr will die Stadt jedoch die sogenannte Fundtier-Betreuung für zunächst ein Jahr ausschreiben. Im November soll der Zuschlag erteilt werden, hatte Müller am Montag vor Journalisten gesagt.
Der Argumentation der Verwaltung haben sich die Fraktionen von SPD, CDU, den Grünen und dem BürgerBündnis/FDP angeschlossen – sie stellen gemeinsam 26 Stadtverordnete. Dagegen stehen Die Linke und die Fraktion Die Andere (gemeinsam 21 Sitze) – für sie ist das Vorhaben der Stadt wenig nachvollziehbar. „Die Verwaltung macht wieder, was sie will“, sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Es sei „völlig unklar“, warum dieser „Schnellschuss“ erfolge, so Die Andere-Fraktionschefin Irene Kirchner. Man könne vermuten, „dass etwas anderes dahinter steckt, möglicherweise persönliche Auseinandersetzungen der handelnden Personen“. Die Familie-Partei mit zwei Stadtverordneten ist nach eigenen Angaben noch unentschlossen.
Während die Befürworter einer Schließung des Wildpark-Tierheims darauf verweisen, dass dort eine artgerechte Haltung der Tiere nicht möglich sei – erst kürzlich mussten Hunde-Zwinger gesperrt werden, weil sie zu klein waren – stellte TSV-Vorsitzender Wanke die Lage gestern anders dar. Mit ehrenamtlichen Helfern könnten alle Zwinger so vergrößert werden, dass sie den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Stelle die Stadt die rund 120 000 Euro zur Verfügung, die Bürger für ein neues Tierheim gespendet hatten, könnte der TSV die Verhältnisse weiter verbessern. Das Geld solle aber nicht in Baulichkeiten, sondern in Ausrüstung investiert werden, die auch in einem neuen Tierheim genutzt werden könnte. Darüber hinaus wies Wanke Angaben der Beigeordneten Müller zurück, wonach der TSV für einen Tierheim-Neubau am Weg nach Bornim in Eiche zwei bis vier Millionen Euro von der Stadt haben wolle. Der TSV brauche 1,5 Millionen Euro. „Das Geld wollen wir nicht sofort, sondern über für einen begrenzten Zeitraum erhöhte Pauschalen für die Tierbetreuung“, so Wanke. Damit könnten 60 Prozent der Baukosten refinanziert werden; für die restlichen 40 Prozent müssten die neun Umlandgemeinden aufkommen, deren Tiere der TSV im Wildpark auch betreut. Wanke sagte außerdem, es müsse nicht zwei Jahre dauern, bis ein Neubau fertig sei: „Das geht auch schneller.“ Kündige die Stadt aber nun den Vertrag mit dem TSV, „müssen wir befürchten, dass sie auch für eine endgültige Lösung weiter mit dem gewerblichen Anbieter Geschäfte macht“. Er habe Informationen, wonach das „Pfötchenhotel“ in Beelitz einen Standort suche, der näher an Potsdam liege. Sabine Schicketanz
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