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Landeshauptstadt: „Linksfüße“ gegen die „Olsenbande“ 30 Teams bei Stadionfest gegen Rassismus

Babelsberg - Der Keeper der Fußballmannschaft „SC Rostbratwurst“ taumelt und geht kurz zu Boden, nachdem ihn ein scharfer Schuss des Torjägers von „Dynamo Potsdam“ an der Stirn trifft. Sein Trost: Das Ball verfehlt kurz vor dem Abpfiff das Tor und die Kontrahenten trennen sich unentschieden 1:1.

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Babelsberg - Der Keeper der Fußballmannschaft „SC Rostbratwurst“ taumelt und geht kurz zu Boden, nachdem ihn ein scharfer Schuss des Torjägers von „Dynamo Potsdam“ an der Stirn trifft. Sein Trost: Das Ball verfehlt kurz vor dem Abpfiff das Tor und die Kontrahenten trennen sich unentschieden 1:1. Die „Dynamos“ sind Übersiedler aus Russland, die „Rostbratwürste“ Studenten aus Berlin und Potsdam.

30 Fußballmannschaften kämpfen am Samstag auf den Sportplätzen an der Sandscholle um den Pokal des antirassistischen Stadionfestes. „Der Ball ist bunt“, lautet die Inschrift auf der Trophäe. Bereits zum 10. Mal hatte ein Team um Lutz Boede das Stadionfest organisiert; neben den Aktiven auf den Sportplätzen, dürften es im Verlaufe des Tages mehrere Tausend Zuschauer besucht haben. Boede fungiert auch als Stadionsprecher, das Organisationsteam dirigiert die Mannschaften auf ihre Plätze, notiert die Ergebnisse. Zehn Minuten dauert ein Spiel. Um das Turnier durchzustehen, bedarf es eines strengen Zeitplanes, um bis zum Dunkelwerden fertig zu werden.

Die Mannschaftsnamen sind fantasievoll: „Latinos“ und „Los Cubachos“, „Olsenbande“, „Linksfuß“ und „Ultras“. Aus Potsdam sind alle Stadtteile von Westkurve bis Waldstadt vertreten. Die Namen Babelsberg, Concordia und Nowawes sind auf vielen T-Shirts präsent. Über mangelnden Zuspruch können die Organisatoren nicht klagen. „Manche rufen schon monatelang vorher wegen der Teilnahme an“, berichtet Boede. Zum Anliegen sagt er: „Wir halten keine Reden, hier weiß jeder, worum es geht und außerdem haben wir die Infostände.“

An Letzteren ist das „Archiv“ in der Leipziger Straße ebenso vertreten wie die „AG Cuba Si“ in der Partei Die Linke. „Fußballfans beobachten die Polizei“ heißt es auf dem T-Shirt des Fanclubs von Babelsberg 03. Die „Ultras“ und deren Fangruppe „Filmstadt-Inferno“ haben die Vereinsgeschichte in Schönschrift ausführlich auf einem Poster dargestellt. „Wir sind auch politisch“ sagt der Standbetreuer in Hinblick auf das antirassistische Motto des Stadionfestes. Marcus Pilarski betreut den Stand der VVN, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Der Student der Geschichte und Politikwissenschaft setzt sich unter anderem dafür ein, dass das Andenken an die Antifaschisten gepflegt wird. Dazu gehöre zum Beispiel der Ehrenhain der antifaschistischen Widerstandskämpfer auf dem Neuen Friedhof und die verschwundene Erinnerungstafel an die Spanienkämpfer am „Treffpunkt Freizeit“.

Das Stadionfest ist neben dem sportlichen Teil vor allem ein Fest der Begegnung und der Familien. „Die Leute kommen mit Kind und Kegel“, sagt Boede. „Im vorigen Jahr waren es 5000“. In Am Samstag dürften es wegen einiger Regengüsse weniger gewesen sein. G. Schenke

G. Schenke

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