Landeshauptstadt: Lob und Kritik für Tierheim-Notbremse
Linke fragt nach Kosten für Ausschreibungsabbruch / Müller: Neues Konzept keine Idee von Tierschützern
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Einen Tag nach der Ankündigung der Stadt, die aktuelle Ausschreibung für ein neues Tierheim zu beenden und in einem neuen Verfahren nach einem neuen Träger zu suchen, gibt es erste Reaktionen aus der Stadtpolitik. So beharrt die Linke weiter auf ihrem Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung, „zügig die Voraussetzungen für die Einrichtung eines Tierheimes in Potsdam zu schaffen.“ Dies bekräftige Hans-Jürgen Scharfenberg als Chef der Linken-Fraktion gegenüber den PNN. „Wir wollen nach den Fehlentscheidungen der Vergangenheit endlich eine klare Linie.“ Denn schließlich sei der von der Stadt vorgelegte Plan für ein Tierheim mit jugendpädagogischem Ansatz „gut und schön, aber nicht belegt“, so Scharfenberg. Ebenso wolle er wissen, welche Kosten durch die abgebrochene Ausschreibung entstanden seien.
Gleichzeitig warnte Scharfenberg die Verwaltung davor, sich weiter mit dem Potsdamer Tierschutzverein (TSV) zu streiten: „Mit dieser Aversion muss Schluss sein.“ Vor rund einem Jahr hatten sich Verwaltung und TSV überworfen, weil die Stadt die Betreuung der Potsdamer Fundtiere an das „Pfötchenhotel“ Beelitz abgegeben hatte und der TSV deswegen das frühere Tierheim am Wildpark verlassen musste. Dieses Jahr hatte die Stadt den TSV wegen von ihm verwalteter Spendengelder für ein neues Tierheim verklagt, die inzwischen zum Teil zurückgezahlt sind. Niklas Wanke als Chef des Tierschutzvereins wollte sich gestern gegenüber den PNN allerdings nicht zu der nötigen neuen Ausschreibung äußern.
Dagegen verteidigte Sozialbeigeordnete Elona Müller noch einmal ihr Vorhaben, eine neue Ausschreibung zu beginnen. Am Mittwoch hatte sie ihren Plan bekannt gegeben: Gesucht wird ein Träger, der im Potsdamer Stadtgebiet – möglichst auf einem Grundstück am Weg nach Bornim in Eiche – bis 2010 ein Tierheim errichtet, in dem Tierbetreuung und tierpädagogische Konzepte vereint sein sollen. Damit soll zum Beispiel seelisch erkrankten Jugendlichen bei ihrer Genesung geholfen werden, so Müller. Gleichzeitig bestritt die Sozialbeigeordnete, dass der neue Vorschlag bereits im März vergangenen Jahres Teil der öffentlichen Diskussion war. Damals hatte der TSV ein Konzept für ein Tierheim samt Kompetenz-Zentrum, Streichelzoo, Hundeschule und Tierpension vorgestellt – zum Teil Ideen, die nun auch in der Verwaltung favorisiert werden. „Das TSV-Konzept war aber nur auf Tiere bezogen, nicht auf die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wie unser Vorhaben“, sagte Müller. Durch die Ausweitung auf Jugendarbeit sei auch erst der Abbruch der aktuellen Trägersuche möglich geworden, da sich so die Grundlage der Ausschreibung „wesentlich“ geändert habe.
Für ihren Ansatz bekam Müller gestern auch Lob. So sprach Mike Schubert als Chef der Potsdamer SPD-Fraktion von einer „spannenden Lösung“, die er unterstütze. Gleichzeitig kritisierte er, dass die Linke ihren Antrag für ein Tierheim in Potsdam weiter aufrechterhalte: „Die Verwaltung braucht keine Belehrungsanträge.“ Unterstützung für den Vorschlag von Elona Müller kam auch aus der CDU. „Nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, sieht dies wie ein Schritt in die richtige Richtung aus“, sagte Michael Schröder, Chef der CDU-Fraktion. Es müsse nun sichergestellt werden, dass ein Tierheim wirklich auch in Potsdam entstehe.
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