
© Manfred Thomas
Von Michael Meyer: Lob vom dänischen Kontrahenten
Turbine Potsdam gewann daheim 7:0 gegen Essen-Schönebeck und mischt nun wieder in der Tabellenspitze der 1. Bundesliga mit
Stand:
„Turbine ist eine starke Heimmannschaft, die einen sehr guten Charakter und individuell starke Spielerinnen hat“, sagte Klavs Rasmussen. Nach Potsdams 7:0 (2:0)-Heimsieg in der Frauenfußball- Bundesliga gegen die SG Essen zeigte sich der Trainer des dänischen Erstligisten Brøndby IF am Sonntagnachmittag beeindruckt von dem, was er zuvor auf dem Rasen des Babelsberger Karl-Liebknecht- Stadions gesehen hatte. Am 4. November bestreitet Brøndby im Champions-League-Achtelfinale sein Hinspiel bei Turbine Potsdam, und Rasmussen machte sich gestern auf den Rängen viele Notizen. „Jeder in Potsdams Mannschaft hat klare Aufgaben, das war heute gut zu sehen“, erklärte er. Und: „Bester Spieler war die ganze Mannschaft.“
1213 Zuschauer sahen gestern einen auch in der Höhe verdienten Sieg, den Fatmire Bajramaj (12., 69.), Nadine Keßler (16.), Jennifer Zietz per Foulstrafstoß (58.), Anja Mittag (65.), Jessica Wich (81.) und Marie- Louise Bagehorn (87.) herausschossen. Mit diesem 7:0 schoben sich die Potsdamerinnen wieder in die Liga-Tabellenspitze, denn der FFC Frankfurt verlor daheim 2:3 gegen den FCR Duisburg, während der bisherige Spitzenreiter SC Bad Neuenahr durch ein 0:0 zu Hause gegen den Hamburger SV zwei Punkte vergab. „Wir sind wieder dran“, konstatierte denn auch Turbine-Trainer Bernd Schröder, der mit einer kräftigen Kabinen-Ansprache in der Pause seine Spielerinnen wachrüttelte.
Bis zum Seitenwechsel nämlich führten die Gastgeberinnen zwar mit 2:0 , ansonsten aber lief Turbine eher gebremst, wurde Anja Mittag zum Pechvogel des Nachmittags, als sie gleich drei Riesenchancen (10., 24., 31.) ungenutzt ließ. Die Nationalstürmerin resignierte aber nicht, sondern ackerte fleißig weiter und belohnte sich dafür schließlich doch noch, als sie nach feinem Zuspiel Bajramajs mit dem linken Fuß zum 4:0 einnetzte (65.). Anschließend revanchierte sie sich und legte ebenso sehenswert zu Bajramajs zweitem Tor auf. „Bei den einfachen Chancen habe ich zu viel Zeit zum Nachdenken“, erzählte Anja Mittag nach dem Abpfiff. Fatmire Bajramaj, die heute gemeinsam mit Mittag, Zietz, Babett Peter und Bianca Schmidt zum am Donnerstag anstehenden A-Länderspiel Deutschland – USA nach Augsburg reist, bestätigte später: „Ich harmoniere mit Anja recht gut. Ich kenne sie schon länger aus der Nationalmannschaft und weiß daher oft, wo sie hinläuft.“
Schröder trat nach der Partie kräftig auf die Euphorie-Bremse. „Wir sind keine Supermannschaft und dürfen das Spiel jetzt nicht zu hoch jubeln“, meinte der Trainer, der Bianca Schmidt für die Nationalmannschaft schonte und auch die noch angeschlagene Corina Schröder auf der Bank ließ. „Wir hatten genug Probleme, die durch die vielen Tore kaschiert wurden.“ Sein Essener Trainerkollege Ralf Agolli gestand, „schon ziemlich fassungslos zu sein.“ Einig waren sich beide über die Qualität des Schiedsrichtergespanns um Sandra Pansch (Ahrensburg), das durch zahlreiche Fehlentscheidungen auffiel. Pansch hatte unmittelbar vor dem Elfmeter sogar zunächst der falschen Essenerin Gelb für das Foul gezeigt. „Das Niveau vieler Schiedsrichterinnen liegt Lichtjahre hinter dem Niveau des deutschen Frauenfußballs“, bemerkte Schröder, und Agolli attestierte: „Die guten Schiedsrichterinnen werden zu den Männern abgezogen und die schlechten bleiben beim Frauenfußball.“
In der vergangenen Woche hatte Schröder mit seiner Ankündigung, sich 2011 ganz vom Frauenfußball zurückzuziehen (PNN berichteten), manchen bei Turbine überrascht; auch Rainer Rabe, den Geschäftsführer des Turbine-Hauptsponsor ZAL. Rabe, der gestern das finanzielle Engagement seines Unternehmens auch noch für die Saison 2011/12 versprach, war sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel sicher: „Bernd Schröder wird zumindest bis zum Winter 2011 als Trainer weitermachen.“ Der Coach schwieg dazu.
Turbine Potsdam: Schumann; Henning, Draws, Peter; Kemme (63. M. Kerschowski), Zietz, Keßler, Odebrecht (75. Bagehorn); Bajramaj; Wich, Mittag.
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