
© Andreas Klaer
Start-Up aus Potsdam: Bio-Müsli "Zweiglein": Locker und flockig
Vor fünf Monaten hat sich die Potsdamerin Sonja Sautter mit ihrem eigenen Bio-Müslis selbstständig gemacht, die Freunde halten als Tester her. Und die Nachfrage steigt.
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Potsdam - Sobald Sonja Sautter eine neue Mischung fertig hat, müssen die Freunde ran. „Die müssen als Erste probieren. Bis jetzt waren immer alle begeistert“, sagt die 48-Jährige und lacht. Vor rund fünf Monaten hat sich die im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen geborene Potsdamerin selbstständig gemacht. In einem zwölf Meter großen Büro im Potsdamer Technologie- und Gründerzentrum (PCT) an der David-Gilly-Straße mischt sie unter anderem Haferflocken, getrocknete Früchte und je nach Sorte Soja-Flocken zu einem neuen Bio-Müsli zusammen, das sich bald unter dem Namen „Zweiglein“ in den Bio-Supermärkten in Berlin und Brandenburg wiederfinden könnte. „Die großen Ketten habe ich inzwischen alle angeschrieben. Jetzt heißt es nachfassen, Klinken putzen. Ganz schön viel Arbeit“, sagt Sonja Sautter.
Insgesamt sechs verschiedene Sorten bietet sie bereits zum Verkauf an: ein einfaches Bio-Müsli in den Geschmacksrichtungen Apfel-Zimt, Schokolade und Erdbeer-Vanille sowie ein sogenanntes Bio-Protein-Müsli in den Varianten Apfel, Banane und Mandel. Der Clou bei den Bio-Protein-Müslis sind die Soja-Flocken. „Die sind sehr eiweißreich und sorgen für einen hohen Sättigungsgrad“, sagt die Firmengründerin, die selbst zu ihren besten Kunden gehört. „Eigentlich esse ich schon immer morgens Müsli – vor allem aus Bequemlichkeit. Das hat man halt immer da. Man muss nicht erst zum Bäcker laufen und Brötchen kaufen. heute esse ich natürlich mein eigenes Müsli“, sagt sie mit einem Schmunzeln.
"Bei der ersten Bestellung ruft man innerlich Hurra"
Bislang vertreibt Sauter ihre „Zweiglein“-Müslis ausschließlich über das Internet. Zahlen möchte sie lieber noch nicht nennen. „Aber wir haben bereits an nahezu in alle Postleitzahlen-Bereiche geschickt“, sagt sie. Natürlich mache einen das stolz, räumt sie ein. „Bei der ersten Bestellung ruft man innerlich Hurra.“ Mittlerweile habe es auch schon einige Nachbestellungen gegeben. „Das zeigt ja, dass es offensichtlich auch anderen schmeckt. Da ruft man zum zweiten Mal Hurra.“
Wenn Sauter „wir“ sagt, dann meint sie vor allem ihren Mann und sich selbst. Der ist nicht nur ein womöglich noch größerer Müsli-Fan als Sonja Sautter selbst und damit Ansprechpartner Nummer eins in Geschmacksfragen, sondern er hilft ihr auch bei den vielen anderen Aufgaben, auch den lästigen wie der Buchhaltung und dem Versand. Keine Hilfe braucht sie allerdings bei der Vermarktung und Präsentation ihrer Müslis. Sowohl der Internetseite als auch den Verpackungen ist die geübte Handschrift der früheren Werbeagentur-Mitarbeiterin anzusehen.
Sonja Sautter meint es Ernst mit dem guten Müsli
Nach Potsdam ist Sonja Sautter vor etwa dreieinhalb Jahren gezogen. Die gelernte Bürokauffrau hat außer in einer Werbeagentur auch länger in gehobener Stellung in einer großen Internetfirma gearbeitet. Zuletzt war sie Hausfrau. Wirtschaftlichen Druck habe sie eigentlich nicht, sagt sie. „Ich mache das vor allem aus Freude, will aber natürlich auch Erfolg haben“, fügt sie hinzu. Dabei klingt sie gleich eine Note energischer als zuvor, womöglich damit gar nicht erst der Eindruck entsteht, sie meine es nicht ernst mit ihrer Firma.
Die Idee für den Schritt in die Selbstständigkeit ist letztlich Ergebnis einer wachsenden Unzufriedenheit. „Vor etwa zweieinhalb Jahren habe ich begonnen, meine Ernährung umzustellen. Ich war einfach unzufrieden. Da fängt man an, sich auch über die Zusammensetzung seines Müslis Gedanken zu machen“, erzählt sie. Obwohl es ja mittlerweile auch ein breites Angebot an Produkten in Bio-Qualität gebe, habe sie einfach nicht das Richtige gefunden. „Ein gutes Müsli muss eine einfache Struktur haben“, findet sie. Häufig bestünden Müslis aus zahlreichen Inhaltsstoffen, in denen sich dann doch irgendwo Zucker verstecke. Bei Mischungen mit Bezeichnungen wie „Fruchttraum“ oder Ähnlichem erfahre der Verbraucher zumeist nichts über den jeweiligen Anteil der einzelnen Früchte, kritisiert Sautter.
Schwierig, Zutaten aus der Region zu bekommen
Obwohl Brandenburg zu den bedeutendsten Bio-Anbaugebieten in Deutschland gehört, sind die Äpfel das Regionalste, was sich in ihren Müslis wiederfindet. Die stammen immerhin aus Mecklenburg-Vorpommern, die Soja-Flocken dagegen kommen aus Österreich und anderen EU-Ländern. „Ich dachte auch, dass es leichter sein würde, Zutaten aus der Region zu bekommen. Doch meist bekommt man nur Frisches, aber kaum etwas Vorverarbeitetes.“
Sautters wirtschaftliche Unabhängigkeit und ihre bereits reichliche berufliche Erfahrung sorgen dafür, dass sie trotz ihres Ehrgeizes die Entwicklung ihrer eigenen Firma ein Stück weit gelassen sehen kann. „Es ist einfach schön, sein eigenes Produkt in der Hand zu halten.“ Konkrete Wachstumsziele habe sie sich aber nicht gesteckt. Bislang reiche das kleine Büro im Gründerzentrum voll aus. Sollte sich die Nachfrage drastisch erhöhen, sei eine räumliche Erweiterung im PCT kein Problem. Auch über Mitarbeiter habe sie bislang nicht nachgedacht. „Ich habe ja Gott sei Dank meine guten Freunde. Deren Kinder studieren schon. Notfalls können wir ja auch auf die zurückgreifen“, sagt Sautter und muss wieder lachen.
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