
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Logistikzentrum im Friedrichspark
Stadtparlament beschließt Schutz für Anwohner der Mega-Halle, in der 500 Menschen arbeiten sollen
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Marquardt - Grünes Licht für die Ansiedlung eines Logistikzentrums mit knapp 100 000 Quadratmeter großer Halle im Gewerbegebiet Friedrichspark bei Marquardt: Nach ausführlicher Debatte hat das Stadtparlament am Mittwoch beschlossen, den Bebauungsplan für das Areal entsprechend zu ändern. Damit ist für die Verwaltung die Voraussetzung geschaffen, dem Investor Christian Bischoff eine Baugenehmigung für seine Halle zu erteilen. Dort sollen nach Angaben von Bischoff künftig 500 Menschen arbeiten.
Gegen das Logistikzentrum hat die Bürgerinitiative „Friedrichs Acker“ protestiert. Sie war von Anwohnern gegründet worden, die in unmittelbarer Nähe zu der künftigen Großhalle wohnen. Von ihrem Grundstück aus werden es rund 120 Meter bis zur Hallenwand und rund 90 Meter bis zum Rangierplatz für die Lastwagen sein, sagte Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Auf Antrag der SPD beschlossen die Stadtverordneten, die Anwohner vor zusätzlichen Belastungen durch das Logistikzentrum zu schützen. So dürfen sich die „Schutzansprüche gegenüber der aktuellen Rechtslage nicht verschlechtern“, wie es im Beschlusstext heißt. Der Hintergrund: Bisher ist laut Bebauungsplan ein Gewerbegebiet in unmittelbarer Nähe der kleinen Siedlung vorgesehen. Diese Pläne seien den Anwohnern bei ihrer Ansiedlung dort bekannt gewesen, so der SPD-Vizefraktionschef Pete Heuer. Doch wenn nun der Bebauungsplan geändert werde, sei es Pflicht, dass sich damit nicht zusätzliche Belastungen für die Anwohner ergäben. Dies beschloss das Stadtparlament; außerdem verpflichtete es die Verwaltung, mit den Anwohnern den Bauantrag für das Logistikzentrum und „Maßnahmen zur Konfliktminimierung“ – etwa Lärmschutzwände – zu erläutern.
In der Logistikhalle von Investor Bischoff sollen nach seinen Angaben Güter von Großtransportern auf kleine Lastkraftwagen umgeladen werden. Zusätzlicher Lastwagen-Verkehr durch Potsdam, wie ihn die Anwohner befürchten, sei aber dennoch nicht zu erwarten, sagte Baubeigeordneter Klipp: „Die Fläche ist attraktiv, weil sie an der Autobahn liegt.“ Die Logistikhalle mit einer Höhe von 15,5 Metern wird Potsdams größtes Gebäude sein – zwölfmal größer als der Hornbach-Baumarkt an der Autobahnabfahrt Potsdam-Nord. Die Anwohner, für die Anja Dinges und Lars Krüger vor den Stadtverordneten sprachen, bezeichneten den Bau der Halle als deplatziert. Potsdam vergebe sich die Chance auf eine bessere Nutzung des Gewerbegebiets. Zudem entfielen keine Gewerbesteuern auf Potsdam, weil das Unternehmen nicht in der Stadt ansässig sei. Für sich selbst befürchteten sie extreme Belastungen: In der Logistik-Branche werde in der Stoßzeit zwischen 4 und 6 Uhr gearbeitet; Investor Bischoff hatte dagegen von einem Betrieb zwischen 6 und 22 Uhr gesprochen.
Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke kritisierte, dass die Stadtverordneten unter Druck gesetzt worden seien, dem Vorhaben schnell zuzustimmen. „Diese Beschlusserpressung lieben wir gar nicht“, sagte sie. Ute Bankwitz (Bürgerbündnis) wies dies zurück. Die Beschlussvorlage liege bereits seit Mai vor.
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