Verdi-Diskussion zu bezahlbarem Wohnraum in Potsdam: Lohn stagniert, Miete steigt
Innenstadt - Die Fragen sind Potsdamer Dauerbrenner: Wie kann bezahlbarer Wohnraum in der Stadt entstehen? Wie passende Wohnungen für Studierende, Alleinerziehende, Ältere?
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Innenstadt - Die Fragen sind Potsdamer Dauerbrenner: Wie kann bezahlbarer Wohnraum in der Stadt entstehen? Wie passende Wohnungen für Studierende, Alleinerziehende, Ältere? Und wie der Druck aus dem Wohnungsmarkt in der wachsenden Stadt genommen werden? Darüber diskutierten am gestrigen Donnerstagabend Lokalpolitiker und Mietervertreter in der Fachhochschule am Alten Markt – auf Einladung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Aha-Effekte gab es bei der mäßig besuchten Veranstaltung – rund 20 Zuhörer hatten sich eingefunden, auf dem Podium saßen acht Diskussionsteilnehmer – allerdings nicht.
Die Entwicklung der Mietpreise beobachte man in der Gewerkschaft mit Sorge, sagte Susanne Feldkötter, die Geschäftsführende von Verdi Potsdam Nordwestbrandenburg: „Die Lohnentwicklung stagniert, die Mietpreise steigen.“ Das werde langfristig Auswirkungen auf die Rentenentwicklung und die Wohnungssituation Älterer haben.
Über die Frage, wer die Verantwortung für die angespannte Situation trägt, waren sich die Politiker in der Runde uneins: Saskia Hüneke (Grüne) und Pete Heuer (SPD) – beide gehören als Stadtverordnete der Rathauskooperation an – verwiesen auf die Entwicklung seit der Wende und auf die Rahmenbedingungen von Bund und Land, die über Jahre hinweg keine Förderprogramme für sozialen Wohnraum angeboten haben. Die Landtagsabgeordnete und frühere Stadtverordnete Anita Tack (Linke) und die oppositionelle Stadtverordnete Anja Heigl (Die Andere) wollten das nicht gelten lassen. Die Stadt und ihre Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam hätten unabhängig von Förderprogrammen eine soziale Verantwortung, wenn es um die Bereitstellung bezahlbarer Wohnungen gehe, meinte Heigl. Tack verwies auf den nun neu aufgelegten Fördertopf des Landes über 100 Millionen Euro für sozialen Wohnungsbau. Rainer Radloff vom Mieterbund Potsdam mahnte an, dass bei der Nutzung dieser neuen Fördergelder nicht nur die städtische Pro Potsdam gefragt sei, sondern auch private Investoren und Genossenschaften aktiv werden müssten. Bislang hielten sie sich aber bis auf wenige Ausnahmen noch vornehm zurück, wenn es um den Bau von Sozialwohnungen gehe.
Fundamentalkritisch ging die Betriebswirtin und Publizistin Elisabeth Voss an die Frage: Sie warb für die Idee des sozialen Wirtschaftens, bei dem es nicht um maximale Gewinne, sondern den Menschen gehe. Voss stellte den Begriff Wohnungsmarkt gleich komplett infrage: Sie halte es für falsch, ein Grundrecht wie das auf eine Wohnung dem Markt anheim zu geben, sagte sie.
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