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Premiere. 1913 wurde die erste benzingetriebene Motorspritze in Dienst gestellt. Eine neue DVD erzählt aus der 150-jährigen Geschichte der Potsdamer Berufsfeuerwehr.

© Archiv

Landeshauptstadt: Löschübung im Schloss

2012 feierte die Feuerwehr Potsdam 150. Jubiläum: Ein Dokumentarfilmer ging auf Spurensuche

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Ein Feuer war es, das zur Gründung der ersten Berufsfeuerwehr Potsdams führte: 1862 brannte ein Dachstuhl in der ehemaligen Junkerstraße, ein Mann und drei Kinder kamen dabei ums Leben. Die Stadt beschloss daraufhin, neben den Bürgerfeuerwehren eine Berufsfeuerwehr mit anfangs zehn Mann, zwei bespannbaren Spritzenwagen, einem Wasserwagen, einem Apparatewagen und einer fahrbaren Tiene einzurichten. Seitdem ist viel passiert: Am 1. Oktober 2012 feierte die Berufsfeuerwehr Potsdam ihr 150. Jubiläum. Damit ist sie die zweitälteste Berufsfeuerwehr Deutschlands nach Berlin. Der Potsdamer Informatiker und freiwillige Feuerwehrmann Rainer Pupka begab sich zu diesem Anlass auf Spurensuche und drehte eine Dokumentation über die Geschichte der Lebensretter.

Der heute nicht mehr existierende „Beeskowsche Schuppen“ hinter der Französischen Kirche war die erste Wachstation, in der die Feuerwehrmänner ihren nächtlichen Dienst versahen. Pro Nachtwache bekam jeder von ihnen 25 Pfennig, pro Brandeinsatz zwei Mark. Da es weder Rauchmelder noch Telefonnetze gab, waren Nacht- und Turmwächter für die Meldung von Bränden verantwortlich. Eine Telegraphenanlage mit 62 Feuermeldern ging erst 1910 an den Start.

Ein noch gewichtigeres technisches Problem wurde zum Glück schon vorher behoben: 1876 bekam Potsdam Wasserleitungen mit Hydranten. Zuvor hatte man auf dem Stadtkanal Holzkähne mit aufmontierten Pumpen stationiert. Die Feuerwehr war stets auf den neuesten Stand der Technik angewiesen, auch zu ihrer eigenen Sicherheit: „In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Einsatz von Atemschutzgeräten“, sagt Rainer Schulz, Potsdamer Bereichsleiter Gefahrenvorbeugung. Er zeigt einen sogenannten Rauchhelm aus schwarzem Leder und zwei rechteckigen Sichtfenstern von 1904. „Hier wurde über einen Schlauch mit einem Blasebalg Frischluft zugeführt.“ Ebenso wichtig waren die Fahrzeuge: Bis 1913 wurden die Einsatzwagen von Pferden gezogen, dann erhielt Potsdam seine erste Motorspritze.

Nach dem Ersten Weltkrieg – über 30 Feuerwehrmänner waren an die Front geschickt worden – galt erstmals der 24-Stunden-Dienst. Mittlerweile war die Mannschaft erheblich angewachsen: 1920 taten ein Brandinspektor, ein Feldwebel, vier Oberfeuerwehrmänner, 40 Feuerwehrmänner und zwei Fahrer ihren Dienst. Der Einfluss der Nationalsozialisten machte 1933 auch vor den Einsatzkräften nicht Halt: Die Feuerwehr wurde in den Polizeiapparat eingegliedert, trotz eines regen Briefwechsels zwischen dem Reichspräsidenten und dem Oberbürgermeister, der dies verhindern wollte. Auch später in der DDR war die Feuerwehr der Volkspolizei unterstellt. Sogar das Blaulicht hat seinen Ursprung in der NS-Zeit, denn seit den 20er Jahren waren die Signallichter der Feuerwehr rot – davor hatte man Fackeln verwendet. 1935 verordnete das „Reichsluftschutzgesetz“ jedoch das charakteristische Kobaltblau.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste nicht nur Potsdam, sondern auch die Feuerwehr neu aufgebaut werden: Eine Gruppe von alten Feuerwehrmännern behalf sich 1945 mit einem PKW, an dem sie mit Seilen einen Anhänger mit Löschspritze befestigt hatten. Der Betrieb erholte sich jedoch bald wieder, für Löschübungen wurde in den 50er Jahren sogar die Ruine des Stadtschlosses verwendet.

Viele Umzüge hat die Berufsfeuerwehr seitdem mitgemacht, den letzten 2010, als die neue Feuerwache in der Holzmarktstraße 6 eröffnet wurde. Dort tun heute 191 Feuerwehrmänner und -frauen ihren Dienst. Erik Wenk

DVD „150 Jahre Berufsfeuerwehr Potsdam“ ist für 9,90 Euro im PNN-Shop im Karstadt in der Brandenburger Straße.

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