Landeshauptstadt: Löschübungen in der Schlossruine
Rainer Pupka von der Freiwilligen Feuerwehr Bornim hat das erste Buch über Potsdams Feuerwehr geschrieben – sie ist die zweitälteste in Deutschland und feiert im nächsten Jahr ihren 150. Geburtstag
Stand:
Der Brand im Horten-Kaufhaus am 23. Februar 1996. Das Feuer in der Stern-Kirche am 23. Mai 1997. Rauch aus dem Dach der Truman-Villa am 25. September 1998. Das Flammeninferno in einem der Mühlenspeicher in der Speicherstadt am 1. November 2005.
Viele werden sich noch an diese Ereignisse erinnern. Alle haben den Feuerwehrleuten Großeinsätze beschert – und alle sind in einem Buch über die Potsdamer Feuerwehr dokumentiert, das jetzt zum Preis von 19,95 Euro im Sutton-Verlag erschienen ist. Rechtzeitig vor dem Jubiläum – denn im kommenden Jahr, am 1. Oktober 2012, feiert Potsdams Berufsfeuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen. Was wohl kaum jemand weiß: Potsdams Feuerwehr ist damit die zweitälteste überhaupt. Nur Berlins Floriansjünger gibt es noch länger, seit 1851. Rainer Pupka von der Freiwilligen Feuerwehr Bornim nahm den bevorstehenden Geburtstag zum Anlass, ein Buch zu schreiben, das erste zum Thema überhaupt. „Bislang gab es nur ein paar Aufsätze und Festschriften“, sagte der 62-Jährige am Dienstag bei der Vorstellung des Buchs in der Feuerwache in der Holzmarktstraße.
Im Wesentlichen ist das Werk mit dem eher prosaischen Titel „Die Potsdamer Feuerwehr – 150 Jahre im Dienste des Brandschutzes“ ein Bildband. Das Potsdam-Museum stellte dafür Aufnahmen zur Verfügung, vor allem aber waren es die Feuerwehrleute selbst, die Pupka ihre teils privaten Archive öffneten.
Das Ergebnis ist selbst für jene, die sich für die Materie wenig interessieren, eine kurzweilige Zeitreise durch die Potsdamer Stadtgeschichte – denn schließlich war die Feuerwache aus naheliegendem Grund immer zentral gelegen. Die erste, jede Nacht mit zehn Mann besetzt, befand sich im Beeskow’schen Schuppen neben der Französischen Kirche. Einsätze wurden damals noch mit Wasserwagen gefahren, denn ein Leitungssystem mit Hydranten gab es erst ab 1876. Das erste Wachengebäude existiert heute nicht mehr, ebenso wie der erste echte Neubau für die Feuerwehr, das 1894 in der heutigen Hebbelstraße 1 eröffnet wurde. Im Krieg zerstört, wurde die Ruine als Eingeschosser wiederaufgebaut und noch bis ins Jahr 1964 genutzt. Heute steht an gleicher Stelle das Parkhaus.
1964 wurde die neue Wache in der Werner-Seelenbinder-Straße fertig, die allerdings schon damals zu klein geplant wurde. Eigentlich sollten zwei Löschzüge hintereinander in die Halle passen, doch wurden dann größere Fahrzeuge angeschafft. Zu DDR-Zeiten – auch dies wird anhand der Fotos deutlich – gehörten große Feuerwehrübungen durchaus zum Stadtbild. Ob auf dem Alten Markt, in der Friedrich-Ebert-Straße oder zu den Großkundgebungen am 1. Mai – die SED zelebrierte die Arbeit der Kameraden als Hohelied auf den Sozialismus. Auch die Stadtschlossruine diente in den 50er Jahren noch als Übungsobjekt für eine Großübung, bei der ein Brand im Westflügel simuliert wurde.
Für Potsdams Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck gehört das Werk zur Pflichtlektüre. „Ich bin sicher“, sagte er, „dass das in der Szene ein Heuler wird“.
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