Landeshauptstadt: Lotsin für Migranten
Beratung für ausländische Existenzgründer
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Beratung für ausländische Existenzgründer Babelsberg - Die Motive von Migranten, sich selbstständig zu machen, sind vielfältig und sehr unterschiedlich: „Viele sehen keine andere Chance, hier Fuß zu fassen, weil ihre Berufsabschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden“, erklärt Julia Lexow, die Lotsin der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft e.V. (BBAG). Auf dem Arbeitsmarkt hätten Migranten „weniger Chancen“, ergänzt Kilian Kindlberger, Hauptgeschäftsführer der BBAG, und diejenigen, die soziale Unterstützung beziehen, „wollen davon unabhängig sein“. Den Schritt in das Unternehmertum würden Migranten mit der Hoffnung auf „mehr Freiheit, eigene Entscheidungen treffen zu können“, verbinden, sagt Kindlberger. Seit dem ersten März bietet die BBAG in Potsdam-Babelsberg einen Lotsendienst für Migranten an, der diese als Existenzgründer beraten und begleiten soll. Das Projekt wird aus Mitteln des Landes Brandenburg und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Julia Lexow betreut als Lotsin mit einer halben Stelle das gesamte Land Brandenburg. „Voraussetzung für gründungswillige Migranten ist, dass sie ihren ständigen Wohnsitz im Land Brandenburg haben“, erklärt die Lotsin, die mit dem Projekt Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Arbeitnehmer gleichermaßen anspricht. Wer die kostenlose Beratung in Anspruch nehmen will, benötigt eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis ohne Einschränkungen. „Falls in der Aufenthaltserlaubnis der Aufdruck ,“Selbstständige Tätigkeit nicht gestattet“, steht, kann ein entsprechender Antrag bei der Ausländerbehörde gestellt werden“, erklärt Lexow. Die Lotsin stammt selbst aus Russland und arbeitete für die ZukunftsAgentur Brandenburg im Bereich „Technologietransfer GUS“. Lexow berät auch in russischer Sprache. Fehlende Deutschkenntnisse würden viele Migranten davon abhalten, herkömmliche Lotsendienste aufzusuchen. Ihr Büro hat die Lotsin im Haus der BBAG, in der Babelsberger Schulstraße 8b, bezogen. „Das ist schon länger ein Anlaufpunkt für Migranten“, sagt Lexow über den Standortvorteil. „Die Nachfrage ist schon groß“, sagt die Lotsin, die bisher Existenzgründer hauptsächlich im Bereich Dienstleistungen betreut: „Reiseführer, Friseure, aber auch In- und Export und Außenwirtschaft“. In einem ausführlichen Erstberatungsgespräch geht die Lotsin auf die unterschiedlichen Aspekte des Gründungsvorhabens ein, wobei auch interkulturelle Ziele berücksichtigt werden. „Ich höre mir erst mal alles an“, sagt Lexow, die dann den „langen Weg von der Idee bis zur Unternehmensgründung“ begleitet. In einem anschließenden fünftägigen Informationsseminar (Assessment) sollen Kenntnisse zu Steuern, Rechtsformen, wichtige Anmeldungen, Finanzierungsmöglichkeiten, Liquiditätsplan, Persönlichkeitstraining und Verkaufstechniken vermittelt werden. Danach haben die Existenzgründer die Möglichkeit, sich von einem Unternehmensberater individuell beraten zu lassen. „Wenn es darum geht, bei einer Bank ein Darlehen zu bekommen, können wir schon vorher einen Businessplan erstellen“, bietet Lexow an. Typische Fehler von Migranten, die sich selbstständig machen wollen, seien: „Dass sie, ohne vorher zu planen, schnell etwas gründen wollen, meist ohne Kenntnisse der gesetzlichen Vorschriften“, warnt die Lotsin. Der Lotsendienst ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 16 Uhr erreichbar. Telefonische Vereinbarung erforderlich unter: (0331)-74000975.
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