Landeshauptstadt: Löwe als Hüter der Film-Schätze
Museum, Filmpark und Studio Babelsberg wollen Requisiten vor Schredder retten
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Museum, Filmpark und Studio Babelsberg wollen Requisiten vor Schredder retten Von Sabine Schicketanz Der Löwe, der während der Dreharbeiten im Juni den Berliner Gendarmenmarkt in das London des 18. Jahrhunderts verwandelt hatte, sei die einzige Dekoration der Millionen-Produktion, die man retten konnte, sagte Filmpark-Chef Friedhelm Schatz. Die Freiheitsstatue in Originalgröße und die futuristischen Fluggeräte seien in die USA gegangen, alles andere landete im Müllcontainer. Auch von den beiden anderen Babelsberger Hollywood-Produktionen „Enemy at the Gates“ und „Der Pianist“ ist nichts erhalten geblieben. „Das darf uns nicht mehr passieren“, sagt Schatz. Mit im Boot der „Gralhüter“ ist deshalb auch das Studio Babelsberg. Gezeigt und aufbewahrt werden sollen die Zeitzeugen der Film- und Fernsehgeschichte im Filmmuseum und im Filmpark. „Wir bekommen die kleineren, handlungstragenden Elemente und heben sie für die Nachwelt auf“, meinte Museumschefin Bärbel Dalichow. Die erste große Filmdekoration, die neu in den Filmpark zieht, ist der „80 Tage“-Löwe. Er soll ab dem 1. April 2004 auf der Ecke Großbeerenstraße / August-Bebel-Straße als neues Denkmal das Geschehen überblicken. Ob er wie von der Initiative geplant bis zu diesem Zeitpunkt vor dem Filmmuseum stehen darf, ist jedoch noch nicht klar. „Wir sind der Meinung, dass der Löwe ein Dekorationsobjekt des Museums ist, das gezeigt werden soll“, sagt Günter Malinowski, Spezial-Techniker des Filmparks. Die Stadtverwaltung aber wolle für den zwei Tonnen schweren Löwen auf dem Sockel, unter dem sich ein Überseecontainer verbirgt, eine Baugenehmigung sehen. Filmmuseumschefin Dalichow befürchtet sogar, dass der Löwe nach dem heutigen Brandenburg-Tag eventuell wieder abgebaut werden muss. „Aber er ist ein Sammlungsstück, kein Bauwerk.“ Weitere wertvolle Film-Schätze konnten bisher noch nicht eingeworben werden. Allerdings haben man mit Produzenten nicht nur in Babelsberg und Berlin schon Gespräche geführt, erklärte Schatz. „Sie finden die Idee gut, die Bereitschaft ist groß.“ Viele Produzenten hätten sogar einen eigenen Fundus, den sie für die Potsdamer Initiative „plündern“ könnten. Geplant sei außerdem ein jährlicher Basar mit allen Filmrequisiten, die selbst Filmmuseum und Filmpark nicht aufheben können, sagte Friedhelm Schatz. Dabei würden die Kostbarkeiten mit meist ideellem Wert dann versteigert. Schatz“ Traum wäre es, Andenken aus Klassikern wie „Metropolis“ oder „Der Blaue Engel“ aufzutreiben. „Das wäre für einen Cineasten wie der Fund des Bernsteinzimmers.“ Neben der gemeinsamen „Schatzsuche“ wollen Filmmuseum und Filmpark jetzt auch beim Marketing enger zusammenarbeiten. Das tun sie schon am heutigen Brandenburg-Tag und präsentieren sich an der Breiten Straße. Einen Blick hinter die Kulissen des Filmemachens gewährt hier zudem das Studio Babelsberg.
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