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Herkules und die Arbeiter. Am Mittwoch wurden die letzten Skulpturen auf die Kolonnade gehoben – darunter auch diese Figur des antiken Löwentöters.

© Bernd Settnik

Landeshauptstadt: Löwentöter wieder oben auf

Skulpturen auf Kolonnaden am Neuen Palais aufgestellt: 1,2-Millionen-Euro-Sanierung abgeschlossen

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Sanssouci – Mit einem Löwenfell über der Schulter stützt sich Herkules auf eine Säule, an der sich eine Riesenschlange emporwindet. Das Abbild des Zeus-Sohnes stand bis Mittwochvormittag noch auf der Baustelle der halbrunden Kolonnade am Neuen Palais. Später fesselten Arbeiter mit stabilen Seilen die überlebensgroße Skulptur und ein 50-Tonnen-Kran hob den schweren Sandstein auf sein Postament. Die letzten zwölf von insgesamt 62 restaurierten Skulpturen kehrten gestern auf die Kolonnade, welche die beiden Commungebäude am Neuen Palais verbindet, zurück.

Jede der Figuren habe eine mythologische Bedeutung, erklärte Saskia Hüneke, die Kustodin der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Herkules war schon als Baby so stark, dass er zwei Schlangen tötete, die ihm Hera, die eifersüchtige Gemahlin des Zeus, in die Krabbelbox legte. In der ersten seiner späteren zwölf Heldentaten besiegte er den als unverletzlich geltenden Nemeischen Löwen, indem er ihm die Luft abdrückte. Auf diese Ereignisse bezieht sich das Bildwerk.

Wer diese bis zu den Adern auf dem Fußrücken sehr genau gearbeitete Skulptur geschaffen hat, kann selbst die Kustodin nicht sagen. Die Zuordnung sei schwierig, da mehrere Werkstätten beteiligt waren, sagt Hüneke. Für Interessierte sind Details der Kunstwerke allenfalls mit einem Fernglas zu erfassen: Begehbar sind die Kolonnaden nicht.

An der 1,2 Millionen Euro teuren Restaurierung waren 20 Firmen, die Mehrzahl aus Berlin und Brandenburg, beteiligt. Kathrin Lange, bei der Stiftung für die Skulpturenrestaurierung verantwortlich, erläuterte, wie die Reinigung der Kunstwerke vonstatten geht, ohne diese zu beschädigen: Abstrahlen mit feinstem Glaspudermehl, Beseitigen von Versalzungen mittels viel Wasser und Kompressen aus Zellstoff, Ton und Quarz.

Zwei Skulpturen waren im Krieg zerstört worden. Unter Zuhilfenahme originaler Reste, historischer Fotos und vergleichbarer Kunstwerke sei es gelungen, Kopien in Sandstein zu hauen. Ebenfalls wieder komplett ist die 2,50 Meter hohe Kartusche im Triumphtor. Die Bekrönungsgruppe verkörpert den Angaben zufolge einen Siegeszug Friedrichs des Großen. Putten tragen eine Königskrone und verweisen so auf die politisch motivierte Symbolik des Figurenschmucks.

Die Restaurierung der Communs und der Kolonnaden hat bisher sechs Jahre gedauert. Obwohl die Gerüste weitgehend gefallen sind, werde das Areal mindestens noch zwei Jahre eine Baustelle bleiben, kündigte Lange an. Unter anderem müssten die historischen Treppen angelegt werden.

Die prachtvolle Kulisse der Communs mit den Kolonnaden entstand in den Jahren 1766 bis 1769 im Auftrag Friedrichs II. nach Plänen von Jean Laurent Le Geay und Karl von Gontard. Die Bauten dienten als Wirtschaftsgebäude und Wohnungen für die Bediensteten des Neuen Palais, zu dem seit 1889 ein unterirdischer Küchengang besteht. Nach dem Kriege nutzten die Brandenburgische Landeshochschule, später die Pädagogische Hochschule und heute die Universität Potsdam die repräsentativen Gebäude.

Durch ein Sonderinvestitionsprogramm des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg ist die Stiftung überhaupt erst finanziell in der Lage, solch große Projekte zu bewältigen. Im Rahmen des sogenannten Masterplans kann die Schlösserstiftung bis 2017 mehr als 155 Millionen Euro zusätzlich investieren. Günter Schenke

Günter Schenke

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