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Sport: Loyalität als Wesenszug

Ex–Nulldreier Georg Froese schreibt seine Diplomarbeit und spielt künftig für Falkensee/Finkenkrug

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Während der vergangenen Wochen wurde Georg Froese in der Potsdamer Innenstadt öfter auf seine Zukunft angesprochen. Die Leute wollten wissen, warum er nach nur 30 Spielen und neun Toren für den Fußball-Oberligisten SV Babelsberg 03 kein Bedürfnis zum Bleiben verspürte. Der 27-Jährige wohnt in der Gutenbergstraße. „Man kennt sich hier“, merkt er an und nickt bei dem Einwurf, dass Babelsbergs Fußballern ja sowieso seit jeher im gesellschaftlichen Leben der Stadt eine gewisse Bedeutung zukommt.

Gut sieben Wochen liegt der Tag zurück, an dem er letztmalig das SVB-Trikot trug. Die Babelsberger bezwangen an diesem Tag im Landespokal-Finale den MSV Neuruppin mit 2:1. Georg Froese hatte schon im Vorfeld dieser Partie seinen Abschied aus Babelsberg angedacht. „Ich habe anschließend in Spanien Urlaub gemacht und dort die dringend nötige Distanz zu den Ereignissen rund um meine Vertragsverlängerung gewonnen. Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, trennen sich die Wege eben“, sagt Georg Froese und fügt an, dass er und sein kongenialer Sturmpartner Andreas Fricke (17 Saisontore/jetzt BFC Dynamo) nicht das Gefühl hatten, dass der SVB unbedingt an ihrem Verbleib interessiert war.

Aufwand und Nutzen standen in keinem für ihn passenden Verhältnis. Froese ist loyal. Er beschreibt seine Sicht ausführlich ohne dabei verbal nachzutreten. Einmal darüber nachzudenken, warum der Verein nun schon dreimal in Folge am Regionalliga-Aufstieg gescheitert ist, regt er dennoch ausdrücklich an.

Froese, im Frühsommer 2005 noch gemeinsam mit Fricke als Heilsbringer gegen die schlechte Stimmung im Vereinsumfeld geholt, betrachtet das Geschehene heute ganz nüchtern. Und er ist selbstkritisch genug, sich einzugestehen, dass ihn seine eigenen Leistungen nur selten einmal wirklich zufrieden gestellt haben. „

Künftig widmet sich der gebürtige Berliner wieder verstärkt seinem Psychologiestudium an der FU Berlin. Demnächst beginnt er, seine Diplomarbeit zu schreiben. Fußball spielt er künftig beim SV Falkensee/Finkenkrug, wo er bei Trainer Detlev Zimmer „genau weiß, woran er ist.“ Beide kennen sich aus gemeinsamer Zusammenarbeit beim MSV Neuruppin. Zwei- bis dreimal pro Woche wird er dort trainieren und versuchen, mit seinem neuen Verein in der brandenburgischen Verbandsliga „oben mitzuspielen.“

Das eine Jahr bei Babelsberg 03 behält er in schöner Erinnerung. Ob der Verein diesmal aufsteigt? „Ich wünsche es der Mannschaft und den Betreuern“ sagt er und lässt bewusst eine gedankliche Pause, die darauf schließen lassen könnte, dass er dann doch so seine Zweifel hat.

Thomas Gantz

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