zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Lückenschluss am Brauhausberg

SPD-Fraktionschef Schubert will Templiner Vorstadt in den Fokus der Stadtentwicklung rücken

Stand:

Templiner Vorstadt – Die Templiner Vorstadt mit ihren markanten Wahrzeichen Speicherstadt und Brauhausberg soll künftig Schwerpunkt der Potsdamer Stadtentwicklung sein. Das sieht ein Konzept des SPD-Fraktionschefs Mike Schubert vor. Kernaussage des mehr als 50-seitigen Strategiepapiers: Seit Ende des Zweiten Weltkriegs sei das Stadtgebiet sträflich vernachlässigt worden. Damit klaffe seit Jahrzehnten eine Lücke zwischen Altstadt und den „Vorstädten“ im Süden. Dabei biete das Areal der Stadt Potsdam, deren Einwohnerzahl stetig wächst, viel Potenzial – weit über die derzeitigen Pläne für die Speicherstadt und das Areal des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) hinaus. Zudem finde sich am Brauhausberg nach dem Scheitern des Niemeyer-Freizeitbads ohnehin nur eine Brache.

Mit 16 Anträgen für die Stadtverordnetenversammlung im September will Schubert nun die Weichen für eine umfassende städtebauliche Planung stellen. Dabei geht es vor allem um die Wiederherstellung des historischen Zustands – sowohl am und auf dem Brauhausberg, als auch am Ufer der Havel nahe der Speicherstadt – und um Festlegungen für neue Bebauung. Dazu soll Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bis Dezember eine Planwerkstatt für den Brauhausberg, die Speicherstadt und das RAW-Areal durchführen, bei der auch Vorschläge für eine „Neuordnung“ des Verkehrsknotenpunktes Leipziger Dreieck gemacht werden sollen. Finanziert werden sollen die Pläne durch den Verkauf von städtischen Grundstücken am westlichen Brauhausberg – dort sei schon früher eine Villenkolonie vorgesehen gewesen. Die Stadt müsse dafür Baurecht schaffen.

Der Brauhausberg war einst ein beliebtes Ausflugziel der Potsdamer und Berliner, so Schubert. Denn vom so genannten „Vedutenberg“ hatte man eine der besten Aussichten auf die Stadt. Daran will Schubert anknüpfen: Aus der historischen Aussichtsplattform, von der aus Besucher den berühmten „Kaiser-Wilhelm-Blick“ von der Heilig-Geist-Kirche über den Alten Markt bis zur Kuppel des Neuen Palais genießen konnten, soll eine Schaustelle für den Landtagsneubau werden. Die zugewachsenen Sichtachsen und die Plattform müssten wiederhergestellt werden, so Schubert. Die zweite Sichtachse, der „Kaiser-Friedrich-Blick“, der sich von einer steinernen Bank aus bietet, soll ebenfalls in das touristische Wegeleitsystem aufgenommen werden. Damit die Ausblicke erhalten bleiben, dürften Neubauten in der Speicherstadt nicht höher sein als die bestehenden Gebäude.

Auch die Gastronomie-Tradition auf dem Brauhausberg soll wiederbelebt werden: Dort befand sich einst das Ausflugslokal „Wackermannshöhe“. Bis Anfang 2008, so der Antrag für die Stadtverordnetenversammlung, soll Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nun mit dem heutigen Eigentümer Gespräche über eine Neueröffnung des Restaurants führen. Zum Dreiklang der Attraktionen auf dem Brauhausberg gehörte das Belvedere. 1802/03 ließ Friedrich Wilhelm III. es für seine Frau Königin Luise erbauen, 1953 wurde es abgerissen. Schubert will die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau sichern: Das Areal, auf dem das Belvedere einst stand, soll nicht bebaut werden. Das soll die Stadt mit den Grundstückseigentümern, dem Land und der Schlösserstiftung, vereinbaren.

Für das gesamte Gebiet Brauhausberg/Tornow soll es außerdem eine städtebauliche Rahmenplanung geben. Sie soll Maß und Umfang der möglichen Neubauten festschreiben und den Uferweg am Tornow und die historischen Wege auf dem Brauhausberg für die Öffentlichkeit sichern. Schubert verweist dabei auf den Streit um den Uferweg am Griebnitzsee: Ähnliches müsse am Tornow vermieden werden. Eingriffe in das historische Wegenetz sollen nur nach Zustimmung der Stadtverordneten möglich sein.

Für Uferweg und Uferpark Am Tornow sei außerdem ein Bebauungsplan notwendig, meint Schubert. Nur so könne Rechtssicherheit für den öffentlichen Uferweg entlang der Leipziger und Templiner Straße bis zur Fährstelle Kiewitt geschaffen werden. Als Grundlage für die Planung eigneten sich die ursprünglichen Pläne des ersten Stadtgärtners in Potsdam und Gartenarchitekten Hans Kölle: Er habe bereits 1935 einen Entwurf für Uferweg und Uferpark gefertigt, der vor dem Zweiten Weltkrieg realisiert worden sei. Allerdings ist davon heute nicht mehr viel zu erkennen. Dass der Weg kaum gepflegt wird, ist nicht zu übersehen: Der Blick aufs Wasser vom Uferweg aus ist nahezu überall zugewachsen, und auch der Uferpark Luisenhof, den Kölle anlegen ließ, ist nicht mehr zu erkennen. Für den Bebauungsplan soll laut Schubert ermittelt werden, wie viel die Herrichtung des Uferwegs und des öffentlichen Teils des Uferparks auf städtischem Grund kosten würde.

Für den Luisenhof – ein Ensemble des Architekten Franz Schwechten, der auch die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche baute – verlangt der SPD-Fraktionschef eine bauliche Rahmenplanung. Damit könne festgelegt werden, auf welchen Flächen des Areals neu gebaut werden soll. Gleichzeitig soll der Abriss von alten Gebäuden industrieller Fertigung geprüft werden – und ein Schutzstatus für den früheren Aussichtsturm des Luisenhofs.

Für die Siedlungen in der Templiner Vorstadt, so zum Beispiel die „Sternschanze“ und „Cicilienhöhe“, will Schubert Gespräche mit der Wohnungswirtschaft anregen. Denn die Wohnlagen seien zwar beliebt, der Zustand der Häuser jedoch oft mangelhaft. Handlungsbedarf gebe es auch bei der Templiner Straße, die bis nach Caputh führt: Eine Sanierung sei dringend notwendig, auch weil das Strandbad Templin und das Forsthaus Templin eine gut befahrbare Anbindung bräuchten. Hierzu soll die Stadtverwaltung die Kosten berechnen und einen Zeitplan vorlegen.

Geprüft werden soll nach Vorschlag von Schubert außerdem, ob die Siedlungen „Vorderkappe“ und „Paetowstraße“ unter Denkmalschutz gestellt werden können. Die „Vorderkappe“ besteht aus 15 Holzhäusern, deren Bau 1919 beschlossen worden sei. Die Gärten legte Stadtgärtner Hans Kölle an. Heute stünden die meisten Häuser leer – wem sie gehören, ist bisher nicht bekannt. Die „Paetowstraße“ ist ebenfalls ein Relikt der Vergangenheit: Die Siedlung mit DDR-Eigenheimen sei vollständig erhalten und deshalb ein „architektonisches“ Zeitzeugnis, das langfristig gesichert werden sollte, meint Schubert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })