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Die neue Geh- und Radwegbrücke Friedrichsthal wurde im Beisein vieler Schaulustiger im sogenannten Längsverschub über die Havel-Oder-Wasserstraße geschoben.

© lbn

Von Michael Klug: Lückenschluss am Fernradweg

Neue Brücke über Oder-Havel-Kanal wurde eingeschoben / Fertigstellung im Herbst

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Oranienburg - Der Lückenschluss über den Oder-Havel-Kanal bei Oranienburg gelang zentimeterweise. Fast einen Tag benötigten in der vergangenen Woche Brückenspezialisten, um die 77 Meter lange Eisenkonstruktion zu verschieben und am anderen Kanalufer auf einem Sockel zu verschrauben.

Mehrere Hundert Schaulustige verfolgten das Technikspektakel. Über die 2,2 Millionen Euro teure Grabowseebrücke wird der 630 Kilometer lange Fernradweg Berlin-Kopenhagen führen. Die Brücke soll im Herbst übergeben werden. Damit wird die letzte Lücke auf diesem Fernradweg geschlossen.

„Der Radweg nach Kopenhagen ist wohl der Radweg schlechthin in Brandenburg. Mit der Fertigstellung der Brücke hoffen wir, dass er noch mehr Aufschwung erfährt“, sagt Regina Zibell von der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Zwar werde der Fernradweg bereits seit 2001 befahren, allerdings häufig nur als Transitstrecke nach Mecklenburg. „Die meisten Radfahrer, die den internationalen Radweg bislang nutzen, sind Touristen aus Sachsen, die an die Ostsee oder die größeren Seen auf dem Weg wollen“, sagt Zibell.

Mit der neuen Grabowseebrücke wird ein bisheriger Umweg auf dem Radweg verschwinden. Auf dem dann durchgängig befahrbaren Fernradweg sollen sich zukünftig auch mehr Radler aus Berlin weiter nach Brandenburg wagen. Die schienen bislang nach kurzer Distanz wieder umzukehren. So wurden von März bis Juni an der berlinnahen Zählstelle in Borgsdorf 26 000 Radfahrer registriert, im nordbrandenburgischen Fürstenberg betrug deren Zahl nur noch 10 000.

Ein Problem bleibt die Infrastruktur. Zwar wurde in den vergangenen Jahren vor allem im Landkreis Oberhavel der Streckenverlauf komplett ausgeschildert, doch es fehlt an ansprechenden gastronomischen Angeboten. Denn dass die Pedaleure auf ihren Touren auch zu einer Einnahmequelle werden können, scheinen die meisten Gastwirte entlang des Fernradweges erst allmählich zu bemerken.

So ist das Netz an Gaststätten und Übernachtungsmöglichkeiten auf der Brandenburger Etappe spärlich. Kaum ein Gastronom lockt die Radtouristen an der Strecke mit einladender Werbung. Auch Kerstin Rzepio, die früher bis zu deren Betriebseinstellung eine kleine Fähre hatte, und heute noch einen Imbiss neben der neuen Brücke betreibt, setzte bislang fast ausschließlich auf Ausflügler aus der Umgebung. „Viele kommen am Wochenende, um eine Bockwurst zu essen und ein Bier zu trinken“, sagt Rzepio.

Gleichwohl hat sie den zunehmenden Wandel der potenziellen Kundschaft entdeckt. „Manchmal bräuchten wir einen Dolmetscher, so viele unterschiedliche Menschen sind dann hier“, sagt Rzepio. Sie habe schon Touristen aus Frankreich, Spanien, der Schweiz und Israel getroffen. „Es waren sogar schon Australier hier“, sagt Rzepio.

Michael Klug

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