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Die Baulücke in der Gutenbergstraße 81 soll nach historischem Vorbild geschlossen werden.

© PNN,Tsp / Andreas Klaer

Lückenschluss im Holländischen Viertel: Kirche baut neues Gemeindehaus in Potsdam

Die katholische Pfarrei baut gemeinsam mit dem Erzbistum Berlin ein Gemeindehaus in der Gutenbergstraße. Für Probst und Kaplan entstehen Wohnungen.

Vom historischen Holländerhaus in der Gutenbergstraße 81 steht nur noch das unter Planen verborgene Treppenhaus. Auch ein Seitenflügel und ein kleines Hinterhaus sind geblieben. Sie geben die Form für die künftige Bebauung vor. Die Lücke in der Front an der Gutenbergstraße soll bis 2026 geschlossen werden. Die Pfarrei Allerheiligen, zu der die Gemeinde St. Peter und Paul seit 1. Januar gehört, plant ein Gemeindehaus, das gemeinsam mit dem Berliner Erzbistum errichtet werden soll. Am Mittwoch wurden die Pläne von Kirche, Stadt und dem Sanierungsträger Potsdam vorgestellt.

Seit dem Abriss des historischen Vorgängerbaus sind auf dem 651 Quadratmeter großen Grundstück Bäume hochgewachsen. Künftig soll eine rekonstruierte Klinkerfassade an die historische Bebauung erinnern. Der Sanierungsträger Potsdam hat das Grundstück nach einem Beschluss der Stadtverordneten vom vergangenen Juni mit Konzeptbindung zum Verkehrswert von 730.000 Euro verkauft, sagte Geschäftsführer Bert Nicke.

Einer der drei Entwürfe des Büros van geisten.marfels architekten GbR für das Gemeindehaus
Einer der drei Entwürfe des Büros van geisten.marfels architekten GbR für das Gemeindehaus

© PNN,Tsp / Andreas Klaer

Architekt Eric van Geisten hatte schon seit vielen Jahren ein Auge auf die Brache geworfen und beim Sanierungsträger immer wieder angefragt. Doch weil lange unklar gewesen sei, ob das freie Grundstück für die Erweiterung des Jan-Bouman-Hauses benötigt wird, habe es keine Entwicklung gegeben, erklärte Bert Nicke. Van Geisten, der ursprünglich ein Wohnhaus plante, schlug schließlich der katholischen Gemeinde vor, das Grundstück zu nutzen. Jetzt plant sein Büro auch das Gemeindehaus mit 800 Quadratmetern Nutzfläche, für das drei Entwürfe vorliegen.

Propst Arnd Franke freut sich auf das neue Gemeindehaus in Potsdam.
Propst Arnd Franke freut sich auf das neue Gemeindehaus in Potsdam.

© Andreas Klaer

Die historische Fassade wird rekonstruiert

„Wir wollen das Haus gemeinsam mit der Gemeinde entwickeln“, sagte Probst Arnd Franke, der wie der Kaplan eine Wohnung im Neubau erhalten soll. Deshalb sollten keine Vorfestlegungen getroffen werden. Unumstößlich ist die Wiederherstellung der historischen Fassade, ähnlich dem Neubau links nebenan. Dazu gehörten die Klinkerfassade, fünf Achsen mit mittlerem Durchgang und die Fenstergliederung, so van Geisten.

Er wolle versuchen, „ein bisschen was Neues“ einzugliedern, beispielsweise bodentiefe Fenster, sagte der Architekt mit Blick auf die Abstimmungen mit dem Denkmalschutz. Für Seitenflügel und Hinterhaus geben die Bestandsbauten die Kubatur vor. Jeweils drei Geschosse sind geplant. Einer der drei Entwürfe von van Geisten sieht eine Lauf- und Sichtachse über das Grundstück zur Kirche St. Peter und Paul vor.

Probst Franke sprach von einem „Vorraum der Kirche“, in dem es zu Begegnungen kommen solle. Neben der Verwaltung der Pfarrei und Gemeinde solle es Platz für die Studierendengemeinde sowie für eine Zweigstelle des katholischen Büros Berlin-Brandenburg des Erzbistums in Berlin geben. „Das ist auch ein Signal in die Stadt“, sagte Franke. Der Baubeigeordnete Bernd Rubelt sprach von einem „wichtigen Impuls für das Sanierungsgebiet“ und der Schließung der letzten Baulücke im Holländischen Viertel. Aber auch das Eckgrundstück an der Kreuzung Gutenberg-/Hebbelstraße ist noch frei.

11.000
Katholiken gehören zur Pfarrei Allerheiligen, davon 7000 zur Potsdamer Gemeinde.

Die Gemeinde mit 7000 Mitgliedern soll unterschiedliche Räume für Veranstaltungen und Gruppenarbeit erhalten. Im Pater-Bruns-Haus sei zu wenig Platz. Der einzige Saal zieht sich bis ins Nachbargebäude. Daneben gibt es einen größeren und einen kleineren Veranstaltungsraum, Büros unterm Dach und Räume für die Jugendarbeit im Keller. Auch für die neu geschaffene Pfarrei soll es Platz im Neubau geben. Pfarrvorstand Martin Vogel sprach von einem barrierefreien und transparenten Haus mit einem nicht-kommerziellen Café als Treffpunkt. Die Gemeindemitglieder legten zudem Wert auf eine nachhaltige Bauweise zur Bewahrung der Schöpfung, sagte Gemeinderätin Karin Pfundstein.

Die Planung für den Neubau soll in diesem Jahr erfolgen. Im kommenden Jahr könnte Baustart sein, sagte Eric van Geisten. Mit rund zwei Jahren Bauzeit sei zu rechnen. Frühestens 2026 könnte die Gemeinde ihr neues Haus einweihen. Geplant werde mit rund fünf Millionen Euro Baukosten, einen Teil davon trägt das Erzbistum. Außerdem verkauft die Gemeinde das Pastor-Bruns-Haus und das Nachbargebäude Am Bassin 1, in denen sich auch insgesamt sieben Wohnungen befinden.

Für die Gemeinde geht mit dem Neubau eine Zeit der Provisorien zu Ende. Bis zur Bombardierung Potsdams am 14. April 1945 befanden sich Pfarr- und Gemeindehaus in der Charlottenstraße. Die Gebäude wurden zerstört. Die Gemeinde verzeichne einen Zuwachs an Ehrenamtlichen und benötige das neue Haus, sagte Stefan Foerner, Sprecher des Erzbistums, dessen Büro auch Anlaufstelle für die Landespolitik sein solle.

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