Schulen in Potsdam: Lückenschluss im Norden
Die Gesamtschule im Bornstedter Feld soll in zwei Jahren öffnen. Auch an anderen Stellen fließen Millionen in den Schulausbau
Stand:
Bornstedter Feld - Spatenstich für den Neubau der Da-Vinci-Gesamtschule: Spätsommerliche Sonne über märkischem Sand, ein Bagger im Hintergrund und etwa drei Dutzend Gäste – alles lief wie am Schnürchen. Dann kam eine leichte Böe und der Dekoaufsteller hinter dem Rednerpodest krachte in sich zusammen. „Die Schule wird aber stabiler“, beeilte sich Bauherr Bernd Richter, Werkleiter des Kommunalen Immobilienservice (KIS), zu versichern.
Nachdem in den vergangenen Wochen schon einige Vorarbeiten erledigt wurden, geht es jetzt mit dem Bau der neuen Gesamtschule an der Esplanade direkt gegenüber der Biosphärenhalle so richtig los. Der Schulneubau im Potsdamer Norden soll in zwei Jahren 850 Schülern zur Verfügung stehen. 25,4 Millionen Euro investiert der KIS, der die städtischen Gebäude bewirtschaftet, in den Neubau der Da-Vinci-Gesamtschule – finanziert über Kredite, die aus dem städtischen Haushalt getilgt werden müssen.
Die Gesamtschule „Leonardo da Vinci“ gibt es bereits: Sie ist im Jahr 2011 am Schulstandort Haeckelstraße in Potsdam-West eröffnet worden. Nach dem Auszug der Schule soll nach derzeitigen Planungen der Stadt an der Haeckelstraße ein Gymnasium eröffnet werden. An der Esplanade erwartet die Schüler dann ein moderner Neubau: 31 Klassen und elf Gruppenräume soll es geben, dazu sieben Fachkabinette für Naturwissenschaften, vier für den Informatik- und drei für den Kunstunterricht, eine große Bibliothek, eine Lehrküche sowie Räume für Arbeitslehre. Neben dem Schulhaus wird es auf dem Areal unter anderem eine 1600 Quadratmeter große Sporthalle mit vier Spielfeldern, zwei Kleinspielfelder unter freiem Himmel, eine 100-Meter-Laufbahn, eine Weitsprunggrube und eine Gymnastikwiese geben.
Wesentlicher Bestandteil des Schullebens soll auch eine 300 Quadratmeter große Aula werden, die auch als Speisesaal dienen soll. „Die Schülerinnen und Schüler können schon mal die Eröffnungsfeier planen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), auch dafür eigne sich die Aula. Die Schule werde durch ihr Ganztagskonzept ein Lebensraum für Jugendliche aus dem ganzen Stadtteil werden, so Schulleiterin Kirsten Schmollack.
Mit der künftigen Gesamtschule wird im Potsdamer Norden eine Lücke teilweise geschlossen. Denn bisher gibt es hier keine weiterführende Schule. Schüler aus dem wachsenden Stadtteil mit vielen Familien müssen zum Teil weite Wege in Kauf nehmen. Auch in diesem Jahr konnten viele Sechstklässler nicht auf die Schule ihrer Wahl wechseln. Rund 30 Schüler, die eine Gesamtschule besuchen wollten, aber die Empfehlung „FOR“ für Fachoberschulreife bekamen, wurden Oberschulen zugewiesen. Der Neubau mitten im Bornstedter Feld sei deshalb ein wichtiger Schritt für den Stadtteil, sagte Matthias Finken, Chef der CDU-Stadtfraktion und Sprecher der Interessenvertretung Bornstedter Feld. Der Standort werde für viele Schüler aus dem Viertel fußläufig erreichbar sein. Dennoch müsse man abwarten, ob die Da-Vinci-Gesamtschule den Bedarf decken könne, so Finken. Nicht umsonst sehe das im Frühjahr beschlossene Schulentwicklungskonzept eine weitere Schule an der Nedlitzer Straße vor.
Der Ausbau der Schulen sei im wachsenden Potsdam eines der drängendsten Probleme, so Jakobs. Laut Bevölkerungsprognose steigt bis 2020 die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Potsdam stetig an – speziell im Norden wird sich ihre Anzahl fast verdoppeln. „Unsere Aufgabe ist es, die räumlichen Kapazitäten zu schaffen. Das tun wir.“ So werden voraussichtlich im Winter die Sanierung des Helmholtz-Gymnasiums und der Ausbau des Humboldt-Gymnasiums abgeschlossen sein. Auch danach gehe es weiter: Bis 2022 will Potsdam laut dem Schulentwicklungskonzept etwa 160 Millionen Euro in den Ausbau der Schulen stecken. Drei neue Grundschulen und drei weiterführende Schulen sollen damit geschaffen werden.
Zur Finanzierung hatte die SPD zusammen mit den Linken und den Grünen sowie den Potsdamer Demokraten unter anderem die Grundsteuer erhöht und eine Bettensteuer beschlossen. Der Neubau der Da-Vinci-Schule gehört jedoch nicht zu diesem Paket. Er war bereits vor zwei Jahren beschlossen worden.
HINTERGRUND
Auch direkt neben der künftigen Gesamtschule „Leonardo da Vinci“ im Bornstedter Feld soll gebaut werden: Ab Sommer 2017 soll hier eine dreizügige Grundschule mit Hort und Zweifelderturnhalle öffnen. 19,2 Millionen Euro soll der Neubau in Modulbauweise kosten. Der Kommunale Immobilien Service (KIS) warte derzeit noch auf die erforderliche Genehmigung der Kommunalaufsicht für den Kredit, so Werkleiter Bernd Richter. In Bornim soll eine zweizügige Grundschule mit Hort errichtet werden. Schul- und Hortbetrieb sollen ab 2017 in einem neuen, massiv gebauten Gebäude möglich sein. Bis dahin gibt es eine Zwischenlösung in Containern und in Räumen des Awo-Bürgerhauses. Samt Ausstattung und Zwischenlösung sind 14,5 Millionen Euro nötig. Die Genehmigung der Kommunalaufsicht steht noch aus. Auch am Stern soll es eine neue zweizügige Grundschule geben. Die Gebäude sollen auf dem Campus der bisherigen Coubertin-Oberschule entstehen. Diese wird parallel saniert und erweitert, sodass eine fünfzügige Gesamtschule mit dreizügiger gymnasialer Oberstufe in Betrieb gehen kann. Als Interimslösung sollen für die Grundschule Container zwischen Musikschule und Leibniz-Gymnasium aufgestellt werden. Kosten insgesamt: 10,9 Millionen Euro. Für 4,9 Millionen Euro soll die Grundschule in Eiche eine neue Turnhalle erhalten. Saniert und vergrößert werden soll ab 2015 die Turnhalle des Leibniz-Gymnasiums für 2,9 Millionen Euro. (mar)
- Jugend
- Potsdam-West
- Potsdam: Am Stern
- Potsdam: Bornstedter Feld
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- SPD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: