Von Erhart Hohenstein: Lukas und der seltsame Mann
Kinderschutz-Verein von Veronica Ferres gastierte in Eiche mit einen Theaterstück gegen Kindesmissbrauch
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Der seltsame Mann umwirbt den kleinen Lukas mit beklemmender Intensität. Er schenkt ihm Süßigkeiten, zeigt ihm auf dem Handy ein Porno-Foto und lädt ihn zu sich nach Hause ein. Dem Jungen kommt die schleimige Annäherung dann doch nicht geheuer vor, im letzten Augenblick entzieht er sich den Verführungsversuchen des Sexualtäters.
So jedenfalls endet das Theaterstück “Sag ja zu Dir und Nein im richtigen Moment, das unlängst an der Grundschule in Eiche aufgeführt wurde. Auf der Bühne standen die jungen Schauspieler Anika Pinter, Matthias Kupfer und Lukas Ullrich, die im Auftrag des Münchener Vereins Power-Child durch Deutschland reisen. Der Verein, der mit Veronica Ferres eine prominente Schirmherrin hat, will Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch schützen. Das soll durch Beratungen, über eine Online-Plattform und das Theater-Präventionsprojekt an Schulen und Kindergärten passieren.
Dass die Theatertruppe auch an der Grundschule in Eiche zwei Aufführungen gab, geht auf die Initiative eines engagierten Vaters, Frank Gehlfuß, zurück. Aufmerksam verfolgten die Schulkinder des Bühnengeschehen: Im Mittelpunkt steht die Figur des “Grenzziehers. Er vermittelt auf kindgemäße Weise, wie man unerwünschte Annäherung – auch nicht sexueller Art – wirksam abwehrt. Grenzen setzen kann man etwa dem Freund bei der ersten Annäherung, dem gewaltbereiten Mitschüler, dem sich unverstanden fühlenden Vater, den Küssen des schmuddeligen Opas, lernen die Kinder dabei. Und sie erfahren auch, wie sie sich wehren können: In Bedrängnis kann man laut schreien, weglaufen und um Hilfe bitten, für die Verarbeitung solcher Erlebnisse ist das Gespräch mit den Eltern und anderen Vertrauten äußerst wichtig.
Die Eltern in Eiche hatten das Stück bereits tags zuvor auf einem Elternabend gesehen und anschließend mit den Schauspielern diskutiert. Der Verein habe ermittelt, dass Kinder nach der Rezeption des Theaterstücks ein besseres Gespür für gefährliche Situationen entwickeln, hieß es. Außerdem zeigten sie mehr Stärke bei der Abwehr und teilten sich Eltern oder anderen Vertrauten eher mit. So könne die Verfolgung der Straftäter erleichtert oder sogar erst ermöglicht werden.
Eine Mutter berichtete, wie ihre Tochter auf dem Nachhauseweg von einem Jugendlichen bedrängt wurde. Sie entzog sich der Gefährdung, indem sie auf die andere Straßenseite in die Nähe von Erwachsenen wechselte. Schwerwiegende sexuelle Übergriffe gegenüber Kindern – deutschlandweit gibt es laut Power-Child etwa 250 000 je Jahr – sind im Ortsteil Eiche bisher jedoch nicht bekannt geworden.
Das Theaterstück sei von den Kindern sehr gut verstanden worden, berichtete die stellvertretende Schulleiterin Brigitte Lukaschek. Dies bestätigten Aufsätze und Zeichnungen, die dazu angefertigt wurden. Eine Auswahl werde Power-Child als kleines Dankeschön zugeschickt, außerdem spende der Schulförderverein 200 Euro für den Verein, der keine öffentliche Förderung erhält.
Der Theater-Auftritt war ein Höhepunkt im Schulleben, bestätigte Lukaschek. Er ordne sich aber auch in die kontinuierliche Aufklärungsarbeit der Grundschule ein. So sei Gewaltprävention ein ständiges Unterrichtsthema – vom Biologie- über den Sachkunde- bis zum Literaturunterricht. Dabei werde die Schule durch Polizeibeamte des Sachgebietes Prävention beim Potsdamer Schutzbereich unter der Ersten Kriminalhauptkommissarin Renate Michael mit den beiden jungen Polizistinnen Cathrin Lebedeff und Ilona Bergmann unterstützt. Demnächst sei gemeinsam mit der Aids-Hilfe Potsdam e.V. ein Vierstundenkurs geplant, in dem die sechsten Klassen, aus pädagogischen Gründen nach Mädchen und Jungen geteilt, Antwort auf alle Fragen zu den Themen Sexualität, Schwangerschaft und Verhütung erhalten. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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