Landeshauptstadt: Machen, essen, kaufen – aber wo? Kulturausschuss zu Schiffbauergasse-Problemen:
Schinkelhalle, Theaterschiff, Standortmanagement
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Berliner Vorstadt - Für die Schinkelhalle soll möglichst bald eine Entscheidung her. Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) sagte am Donnerstagabend im Kulturausschuss: „Wir können nicht ewig diskutieren.“ Nach der gescheiterten Ausschreibung für den Betrieb der Halle (PNN berichteten) könnte nach Vorstellung der Verwaltung nun die stadteigene Pro Potsdam das Gebäude übernehmen. Das hätte den Vorteil, dass die Schinkelhalle in städtischen Händen und der Zuständigkeit des Kulturamts verbliebe, so Magdowski. Künftig müsse allerdings verstärkt auf eine „kulturaffine, aber auch wirtschaftlichere Nutzung“ der 728 Quadratmeter großen Halle, für die jährlich etwa 32 500 Euro Betriebskosten anfallen, geachtet werden.
Die Ausschussmitglieder kritisierten grundsätzlich den Umgang mit der Schiffbauergasse. „Die Problemlage muss ganz anders gehandhabt werden“, sagte Vorsitzende Karin Schröter (Linke). Ihr ging es vor allem um den Streit um Lärmbelästigung der Nachbarn durch Kulturveranstaltungen. Lediglich vier Open-Air-Musikveranstaltungen seien im Jahr genehmigt, hinzu kämen die Kinovorführungen, sagte Magdowski. „Das Polizeiorchester wollte hier unentgeltlich spielen, auch das war nicht möglich,“ so die Dezernentin. Der CDU-Stadtverordnete Hans-Wilhelm Dünn appellierte an die Träger der einzelnen Häuser, sich verstärkt gemeinsam für die Schiffbauergasse einzusetzen. Notfalls müsse dabei die eigene Profilierung überprüft werden: „Welches Haus kann sich –wie das Hans Otto Theater – 30 Premieren im Jahr leisten?“ Unter Umständen müssten die Fördermittel künftig mit Zuwendungsbescheiden – also Vorgaben zum Ausgeben des Geldes – gekoppelt werden. „So funktioniert das ganz normale Fördergeschäft“, sagte Dünn.
Vorstellbar sei auch eine Sommerbespielung, um mehr Touristen zu locken. „Grundsätzlich spricht nichts gegen eine Fremdnutzung einzelner Häuser oder Räume“, sagte Henning Krüger vom Projektmanagement. Was das Quartier aber vor allem brauche, seien Angebote, die das Modell „Do – Eat – Buy“, also „Machen – Essen – Kaufen“, bedienten. Dazu finde man an der Schiffbauergasse eigentlich beste Voraussetzungen. „Doch es braucht mehr Gewerbetreibende und ein größeres Marketing-Team.“ Bekanntlich hat sich kürzlich die Pro Potsdam auch für das Standortmanagement beworben. 589 000 Euro jährlich sind laut Ausschreibung dafür vorgesehen.
Mehr Geld muss die Stadt möglicherweise künftig für das Theaterschiff einplanen. Sollte es wie von der Verwaltung favorisiert wegen der Bauarbeiten von der Alten Fahrt an die Schiffbauergasse umziehen, muss dort auf das gastronomische Angebot verzichtet werden. Das hatte der Inhaber des dortigen Restaurantschiffs „John Barnett“ eingeklagt – es gilt Konkurrenzschutz. Aus Lärmschutzgründen würden zudem die Diskoveranstaltungen wegfallen – eine weitere Einnahmequelle. Das Theaterschiff habe für diesen Fall einen Zuschussbedarf von 50 000 Euro pro Jahr angemeldet, hieß es. „Ein Theaterschiff ohne Gastronomie hat natürlich kein Ambiente mehr“, sagte Magdowski. Der Umzug sei momentan nicht geplant, „wir warten ab.“ Dazu Peter Schultheiß (Potsdamer Demokraten): „Müssen die wirklich weg? Vielleicht kann man das noch mal überprüfen.“
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