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Industrie in Potsdam. In der 7000 Quadratmeter großen Werkshalle von Magna Steyr werden aus Stahlblech Druckluftbehälter für die Autoindustrie gefertigt.

© M. Thomas

Zulieferer aus Österreich verlässt Brandenburg: Magna Steyr schließt Werk in Potsdam

Der Vertrag mit dem Hauptkunden Daimler konnte nicht verlängert werden. Nun soll die Potsdamer Fabrik des österreichischen Automobilzulieferers Magna Steyr zum Jahresende dicht machten. Betroffen sind 60 Mitarbeiter.

Von Matthias Matern

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Potsdam - Der österreichische Automobilzulieferer Magna Steyr will zum Ende des Jahres sein Werk in Potsdam schließen. Das Unternehmen bestätigte am gestrigen Mittwochabend auf Anfrage entsprechende PNN-Informationen. Grund für die Aufgabe der Fabrik an der Friedrich-Engels-Straße sei, dass der Vertrag mit dem Hauptkunden Daimler zum 31. Dezember 2015 auslaufe und nicht verlängert werden konnte, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Insgesamt seien von der Standortschließung rund 60 Mitarbeiter betroffen. PNN-Informationen zufolge wurde die Belegschaft am frühen Mittwochnachmittag von der Werksleitung über die Entscheidung informiert.

Potsdam verliert einen von zwei größeren Industriestandorten

Mit dem Aus von Magna Steyr verliert Potsdam einen seiner zwei größeren Industriebetriebe. Außer dem Automobilzulieferer fertigt nur noch das Süßwarenunternehmen Katjes in größerem Umfang in Brandenburgs Landeshauptstadt.

In Potsdam hat Magna Steyr, eine Tochter des austro-kanadischen Automotivkonzerns Magna International, in erster Linie für die Daimler-Trucksparte Druckluftbehälter für Bremssysteme und zur Niveauregulierung hergestellt. Verbaut wurden die Komponenten vor allem in der äußerst erfolgreichen Daimler-Baureihe Actros. Erst Anfang 2014 hatte Magna nach eigenen Angaben mit einer Investition im oberen sechsstelligen Bereich die Fertigungsstätte am Potsdamer Hauptbahnhof modernisiert. Die Investition zeige das Vertrauen des Mutterkonzerns in den Standort Potsdam, hieß es damals.

Die Landesregierung war seit Dienstagabend informiert

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) wurde nach PNN-Informationen von Magna Steyr bereits am Dienstagabend die bevorstehende Werksschließung mitgeteilt. Die Industriegewerkschaft IG Metall wurde demnach nicht informiert. Ein Betriebsrat existiert nicht.

Dem Vernehmen nach sollen die 50 festangestellten Mitarbeiter des Standortes eine Abfindung erhalten, der Rest sind Zeitarbeiter. Zudem soll es Zuschläge für Mitarbeiter mit Kindern geben. Mitarbeiter, die bis zum Jahresende im Unternehmen bleiben und die restlichen Aufträge abarbeiten, sollen zudem im Dezember eine Art Durchhalteprämie in Form einer Einmalzahlung bekommen. Was mit dem Standort passiert, ist dagegen noch unklar. Magna Steyr ist nur Mieter der Halle. „Wir sind in intensiven Gesprächen“, teilte der Unternehmenssprecher am gestrigen Abend lediglich mit.

2011 kam Magna Steyr als Retter - was ist mit den Förderauflagen?

Noch vor vier Jahren wurden die Österreicher in Potsdam als Retter gefeiert. Damals übernahm Magna Steyr die Fabrik vom angeschlagenen baden-württembergischen Tanksystemespezialist Erhard & Söhne aus Schwäbisch Gmünd. Als das Familienunternehmen 2008 sein Interesse am ehemaligen Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) bekannt gab, wurde die beabsichtigte Werksgründung als zweite große industrielle Wiederansiedlung nach Katjes gefeiert. An der Eröffnung der Produktionshalle im September 2009 hatten neben Jakobs auch der damalige Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) und der frühere Finanzminister Rainer Speer (SPD) teilgenommen. Rund 20 Millionen Euro hatte Erhard & Söhne eigenen Angaben zufolge in den Standort investiert – gefördert durch die EU, den Bund und das Land Brandenburg.

Mit der Fabrikübernahme soll Magna Steyr als Rechtsnachfolger von Erhard & Söhne deren Förderauflagen übernommen haben, hieß es intern. Diese seien jedoch möglicherweise noch nicht erfüllt.

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