FORTUNAS Fazit: Mal so, mal so
Schon der große Schriftsteller Ernest Hemingway wusste, was gerade auch bei Auftritten in der Öffentlichkeit zu beachten ist: „Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und 50, um schweigen zu lernen.“ Der Kalenderspruch passt zu dieser Woche in Potsdam – mal so, mal so.
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Schon der große Schriftsteller Ernest Hemingway wusste, was gerade auch bei Auftritten in der Öffentlichkeit zu beachten ist: „Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und 50, um schweigen zu lernen.“ Der Kalenderspruch passt zu dieser Woche in Potsdam – mal so, mal so.
So löste Landeskulturministerin Martina Münch (SPD) vor allem Kopfschütteln aus, als sie am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion im Hans Otto Theater zum Islam in Potsdam das Kirchenschiff der Garnisonkirche, dessen Wiederaufbau noch in den Sternen steht, als Standort für eine Moschee in Potsdam ins Spiel brachte. Tags darauf verteidigte sie den Vorstoß. Man müsse auch über unkonventionelle Möglichkeiten bei der Nutzung des Kirchenschiffs nachdenken. Doch außer viel Kritik für Münch brachte dies wenig – bei der Suche nach einem Moscheestandort half die Idee nicht weiter.
Vielmehr überdeckte sie die weit spannendere Debatte, wie Potsdam mit dem Islam umgeht, der hier gepredigt wird – wie konservativ er sein darf, wie liberal er sein sollte. So hatte Anfang der Woche auch die Äußerung des Potsdamer Imams Kamal Abdallah für Unverständnis gesorgt, der Journalist und Autor Constantin Schreiber („Inside Islam“) sei ein „Lügen-Reporter“. Zurecht verwahrte sich auch Oberbürgermeister Jann Jakobs in der abendlichen Debatte gegen dieses pauschale Fehlurteil. Das sei nicht in Ordnung, ein derartige Wortwahl würden sonst Personen benutzen, „die sich am ganz rechten Rand bewegen“, kritisierte Jakobs. Vom Imam bisher dazu: öffentlich nur Schweigen.
Schweigen im positiven Sinne erlebten am Mittwoch die Besucher der Stadtverordnetenversammlung, wo noch vor Jahren die Sitzungen bis zu acht Stunden dauern konnten (manchmal sogar mit Fortsetzung am Montag der nächsten Woche). Dass es jetzt anders geht, liegt einmal daran, dass viele Dauerkonflikte in Potsdam – Abriss der Fachhochschule, Mercure – zumindest politisch abgeräumt und die Entscheidungen gefallen sind. Zugleich haben sich die Fraktionen abgewöhnt, jeden Antrag einzeln einzubringen, was jeweils bis zu fünf Minuten dauern kann. Nun werden die Forderungen kommentarlos per Konsensprinzip in die zuständigen Fachausschüsse überwiesen, wo sie dann debattiert werden können.
Aber Schweigen ist eben nicht immer Gold. Insofern taten die Anwohner in Fahrland gut daran, am Donnerstag eine Bürgerinitiative gegen die fehlende Infrastruktur vor Ort zu gründen.
Auch die neue Intendantin des Hans Otto Theaters, Bettina Jahnke, muss mehr sprechen denn schweigen. Kommunikation ist wichtig, um das Theater wieder stärker in der Stadtgesellschaft zu verankern, von dort auch Debatten anzustoßen – die wie beim Thema Moschee längst nicht beendet sind.
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