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Homepage: „Man muss hier sehr viel eigenständig arbeiten“ Ausländische Studierende über ihr erstes Semester

„Karl Marx“, so lautet die verblüffende Antwort auf die Frage, warum Jang-Ryol Yun von Süd-Korea nach Deutschland gekommen ist. Der 28-jährige ist seit zwei Wochen Student an der Universität Potsdam.

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„Karl Marx“, so lautet die verblüffende Antwort auf die Frage, warum Jang-Ryol Yun von Süd-Korea nach Deutschland gekommen ist. Der 28-jährige ist seit zwei Wochen Student an der Universität Potsdam. „Ich will das ,Kapital'' endlich auf Deutsch lesen können“, sagt er schmunzelnd. Es gibt aber auch einen praktischen Grund: „Hier gibt es keine Studiengebühren.“ Unter den über 17000 Studierenden die sich auf dem Campus tummeln sind mehr als 1600 aus dem Ausland, 152 davon im Rahmen des internationalen Austauschprogramms Erasmus. Jang-Ryol hat sich sein Auslandsaufenthalt selbst organisiert. In seinem ersten Semester belegt er studienvorbereitende Sprachkurse in Deutsch. In Potsdam steht er ganz am Anfang seines Studiums, in Seoul hat er bereits seinen Bachelor in Kommunikationswissenschaft abgeschlossen. In Potsdam fühlt er sich wohl – mit einem Abstrich: „Es ist mir zu ruhig hier.“ Für seine ersten Semesterferien hat er sich deshalb eine Reise mit Rucksack und Zelt durch Deutschland vorgenommen. Magdalena Chmielewska ist Erasmus-Studentin aus Polen. Die 21-Jährige studiert in Warschau Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft und ist für ein Jahr in Potsdam. Auch sie will ihre Deutschkenntnisse verbessern. Ein wenig Angst hat die Polin vor ihrem ersten Referat vor deutschen Studierenden. „Trotzdem freue ich mich besonders auf das Seminar über die EU-Osterweiterung“, sagt sie. Sie wolle sich dem Thema aus der deutschen Perspektive nähern. Seit dem Beitritt Polens zur EU habe sich in ihrer Heimat einiges bewegt. „Mir ist besonders aufgefallen, dass Häuser und vor allem Straßen erneuert werden.“ Der 21-jährige Joschua Marks stammt aus Brasilien und beginnt in diesem Wintersemester Englisch und Spanisch zu studieren. Seit Joschua in einem Praktikum in Salvador Straßenkinder betreute und in Englisch und Deutsch unterrichtete, möchte er Lehrer werden. Sein erster Tag an der Uni war für ihn verwirrend: „Hier herrscht ein Lehrstil, der mir fremd ist. Man muss sehr viel eigenständig arbeiten.“ Nach seiner praktischen Arbeit fällt es Joschua schwer, in die wissenschaftliche Theorie einzusteigen. Joschua freut sich auf seine ersten Semesterferien, in denen ein Schulpraktikum auf dem Plan steht. Während seines Praktikums in Salvador habe Joschua oft Überfälle in Schulbussen erlebt. „Einmal wurde in die Decke des Busses geschossen, damit die Leute schneller einsteigen“, erinnert sich Joschua. Deshalb schätzt er an Deutschland vor allem die Sicherheit – und nicht zuletzt die materielle. Patricia Ortega Castro ist Spanierin und will für zwei Semester an der Uni Potsdam bleiben, um ihr Studium der Amerikanistik und Anglistik zu beenden. Auch Patricia möchte ihre deutschen Sprachkenntnisse erweitern. „Es ist eine gute Qualifikation, wenn ich mich später für einen Job bewerbe.“ Für das Semester hat sich die 23-jährige Spanierin einen vollen Stundenplan gemacht: „Bis zum Abschluss meines Studiums muss ich noch einige Leistungspunkte sammeln.“ Alexander Vechirniy aus der Ukraine ist bereits seit drei Jahren in Deutschland und nun Erstsemestler in Informatik an der Uni Potsdam. „Für mich ist das Studium eine große Chance“, sagt der 21-Jährige. Zusammen mit seiner Familie ist Alexander als jüdischer Emigrant aus Odessa nach Berlin gekommen. „Wir wollen hier ein besseres Leben führen“, so Alexander. Fünf Jahre lang habe der Schriftverkehr mit dem deutschen Konsulat in Kiew für die unbefristete Aufenthaltserlaubnis gedauert. „Dann haben wir von einen Tag auf den anderen unsere Koffer gepackt“, erzählt Alexander. Angela Gencarelli

Angela Gencarelli

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