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Landeshauptstadt: Manche mögen’s laut

Am 3. August wird die größte Explosion der Filmpark-Geschichte gezündet. Ein Test-Bericht

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Es ist still auf dem Schrottplatz. Zu still. Spannung liegt in der stickig-heißen Luft – und die Gewissheit, dass es mit der Ruhe gleich vorbei sein wird. Mit einem Mal erschüttert ein gewaltiges „Bumm!“ den Platz und hinter einem Stapel verrosteter Autowracks und Öl-Tonnen schraubt sich ein glühender Feuerball von der Größe eines mittleren Heißluftballons 30 Meter hoch in den Himmel. Nein, hier wurde keine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt, auf dem Feld hinter der Metropolis-Halle fand nur die Generalprobe für die größte Explosion in der Geschichte des Filmparks Babelsberg statt.

Der schlicht aber treffend titulierte „Big Bang“ wird buchstäblich das Highlight der Langen Babelsberger Filmparknacht am 3. August. Das Event steht unter dem Motto „20 Jahre Stunts’n Action“, denn die 1993 gestartete Stunt- und Pyrotechnik-Show des Filmparks feiert in diesem Jahr ihr Jubiläum. Die Explosion wird allerdings nicht am helllichten Tag, sondern bei Nacht stattfinden und in eine aufwändige Action-Choreographie mit insgesamt 20 Pyrotechnikexplosionen, Nebelmaschinen und Flammenfontänen eingebettet sein. Das vom Spezialeffekte-Team „2nd Unit“ durchgeführte Ereignis soll Material für den neuen Image-Film des Filmparks liefern, der 2014 veröffentlicht wird. Regie führt Filmparkchef Friedhelm Schatz.

Doch irgendwas scheint bei der Probe schiefgegangen zu sein: Schatz läuft über das Gelände zum Ort der Zündung und wechselt einige Worte mit den Technikern. Auch unter den anwesenden Reportern wird diskutiert: Wurde etwa eine falsche Explosion gezündet? Mit unzufriedener Miene kommt Schatz zurück: „Das war nichts – das war ja nur ein Eselsfurz!“ Nach kurzer Rücksprache verspricht Matthias Voß, Chef des Filmpark-Requisitenfundus’: „Wir machen’s noch mal und legen eine Schippe drauf!“ Eines ist klar: Am kommenden Samstag gibt es nur einen einzigen Versuch für den großen Knall.

Die aufwändige Szenerie, die sich aus insgesamt 340 Metallfässern, 200 Autoreifen und 31 Autowracks aus verschiedensten Produktionen zusammensetzt, wird erneut „brandreif“ gemacht. Um dem Anspruch, die größte Explosion in 101 Jahren Filmpark-Geschichte zu zünden, gerecht zu werden, war einige Vorrecherche nötig: „Es gab viele Pyrotechnik-Einsätze bei den Drehs hier, auch schon zu UFA-Zeiten“, sagt Schatz, „aber die richtig großen Sachen wurden meist außerhalb in Krampnitz gedreht.“ Nach der Sichtung alter Babelsberger Filmproduktionen war man zu dem Schluss gekommen, das bisher Dagewesene auf jeden Fall toppen zu können, so Schatz: „Wir arbeiten seit vier Wochen daran und haben uns mit allen Behörden einschließlich der Luftüberwachung abgesprochen, denn bei dem Dreh wird auch ein Helikopter beschossen werden.“

Vorher muss der Probe-Rumms aber klappen: Erneut wird der Countdown gezählt und eine donnernde Flammenkugel steigt über den Autowracks auf. Tatsächlich ist die zweite Explosion noch um einiges größer und lauter als die erste, auch aus 80 Metern Entfernung ist die Hitzewelle deutlich zu spüren. Doch auch diesmal ist Schatz unzufrieden: „Gott sei Dank haben wir das heute getestet – das waren vielleicht 50 Prozent dessen, was wir am dritten August zeigen werden!“

Spätestens jetzt ist allen Anwesenden klar, dass es sich bei den zwei Explosionen keineswegs um Pannen handelte; vielmehr wollte die Filmparkcrew den richtigen Big Bang nicht schon um eine Woche vorwegnehmen. Während die zweite Explosion etwa 200 Gramm Schwarzpulver verbraucht habe, werde der „Big Bang“ mehr als das Doppelte dieser Menge benötigen, verrät Pyrotechnik-Chef Udo Lüttich, der selbst seit 20 Jahren mit dabei ist. „Die Nachbarn werden vorher informiert“, verspricht Schatz. Erik Wenk

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