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Links und rechts der Langen Brücke: Mängel trotz Euphorie

Sabine Schicketanz zieht WM-Bilanz: Die Stadt muss sich in die Organisation von Großveranstaltungen in Potsdams City einschalten

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Unterschiedlicher könnten die Urteile kaum ausfallen: Während am Montag die Offiziellen von Stadt und AG Innenstadt eine überaus positive Fußball-WM-Bilanz für Potsdam zogen, gingen am Mittwoch Einzelhändler aus der Brandenburger Straße auf die Barrikaden. Statt einer Belebung der City-Bummelmeile habe eine Zerstörung des historischen Ambientes stattgefunden, schlechte Organisation und Kommunikation seitens der Veranstalter hätten sogar zu Umsatzeinbußen geführt. Eine Fanmeile zu einer Großveranstaltung wie der Fußball-Weltmeisterschaft gehöre nicht in die Einkaufsstraße – und auch der Weihnachtsmarkt soll auf einen Platz abwandern, so die Meinung vieler, die mit der Initiative „Freies Tor“ – einst gegen die geplanten und nun verworfenen Flügelbauten für das Brandenburger Tor gegründet – symphatisieren.

Wer nun Recht hat? Wohl beide Seiten. Denn natürlich hat die Fußball-WM der Stadt mehr Besucher gebracht, auch viele Potsdamer waren unterwegs, um sich in Gesellschaft und unter freiem Himmel die Spiele anzusehen. Die Stimmung war, wie überall im Land, euphorisch. Das darf aber nicht über die Mängel in der Organisation der WM-Aktionen hinwegtäuschen: Der von der AG Innenstadt, die rund ein Viertel der City-Händler vertritt, beauftragte Veranstalter Heli-Concept agierte gelinde ausgedrückt wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Auf dem „Broadway“ wurden Bierwagen und Verkaufsstände genau vor Läden gestellt, die Gastronomen in der Public Viewing Area am Brandenburger Tor beklagten sich über „Erpressung“ und andere Schikanen – und als Höhepunkt bleibt das unangekündigte Kassieren des Eintrittsgelds in Form von Drei-Euro-Verzehrbons für die Public Viewing Area in Erinnerung. Bei so vielen Pleiten muss die Frage gestellt werden, ob der Weg der Stadtspitze, der AG Innenstadt die Organisation solcher Großveranstaltungen zu überlassen oder vielleicht sogar aufzudrängen, tatsächlich der richtige ist. Damit spart die Stadt zwar Geld, erntet aber jede Menge Ärger, der einer guten Entwicklung der Innenstadt nur abträglich ist. Zumal Konflikte zwischen den Händlern bekanntlich schon lange schwelen und immer wieder aufflammen. Die Stadtspitze muss nun handeln – und einen Weihnachtsmarkt organisieren (lassen), den eine Mehrheit auch will.

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