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Diskussion ohne Ende. Seit Jahren ist die Sanierung der Sport- und Freizeitanlage „Westkurve“ an der Hans-Sachs-Straße beschlossene Sache. Doch passiert ist bisher nichts. Nun soll die Sanierungsbeginn im Sommer beginnen. Der Fall steht auch exemplarisch für die Debatte über zu wenige Sportplätze in Potsdam.

© S. Gabsch

Sportplätze in Potsdam: Mangelware

Westkurve, Nowawiese, Sandscholle: Initiativen im Stadtparlament sollen für bessere Sportplätze im Stadtgebiet sorgen. Eine vor Jahren beschlossene und nicht durchgeführte Sanierung der Westkurve beantragt Die Andere jetzt noch einmal.

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Potsdam - Die Dauerquerelen um zu wenige Sportplätze in Potsdam gehen weiter, gleich an mehreren Standorten. Neu zur Liste der Konflikte hinzugekommen ist der Sportplatz Westkurve an der Hans-Sachs-Straße. Dabei galt dessen Sanierung längst als ausgemacht, sie hätte laut Rathaus bereits im vergangenen Herbst beginnen sollen – nach zuvor schon jahrelangen Auseinandersetzungen um ein Wegerecht für eine Zufahrt zum Platz zwischen der WBG-Genossenschaft und der Stadtverwaltung. Doch selbst dieser Streit war laut Stadt geklärt worden – ohne dass bisher etwas passiert ist.

Nun reicht es der alternativen Fraktion Die Andere. Sie beantragt für die kommende Stadtverordnetenversammlung am nächsten Mittwoch erneut die Sanierung der Westkurve – samt dem Bau einer Beleuchtungsanlage, der Verlegung eines Wasseranschlusses und einer offiziellen Nutzungsvereinbarung zwischen dem Rathaus und dem dortigen Stadtteilnetzwerk Potsdam-West. Auch die Bürgerinitiative Westkurve, die den Platz intensiv nutzt und bereits einen Spielplatz angelegt hat, solle wieder als gleichberechtigter Partner behandelt werden, fordert Die Andere. Derzeit bestehe der Eindruck, dass die Anlage vor allem für den Schulsport genutzt werden soll, so die Kritik.

Die Westkurve soll in diesem Sommer einen neuen Belag bekommen

Vor mehr als fünf Jahren hatten die Stadtverordneten auf Antrag von SPD und Die Andere beschlossen, die Westkurve mit einem sogenannten Tennenbelag zu sanieren. 300 000 Euro stehen dafür im städtischen Haushalt zur Verfügung. Die Arbeiten seien auch weiterhin geplant – für diesen Sommer, wie eine Stadtsprecherin auf PNN-Anfrage sagte. Momentan werde noch die Baugenehmigung bearbeitet. Wegen der schwierigen Lage des Areals seien umfangreiche Prüfungen notwendig, etwa auch zum Schallschutz. Zugleich stellte die Sprecherin klar: „ Die Nutzung als Freizeitsportstätte ist der Schulnutzung untergeordnet.“ Gleichwohl versuche man, den Wünschen der Freizeitsportler weitgehend gerecht zu werden.

Von der Initiative Westkurve hieß es auf PNN-Anfrage, man habe den Eindruck, dass Bürgerbeteiligung speziell beim für die Sanierung zuständigen Kommunalen Immobilienservice „nur als Belastung empfunden und aktiv geblockt wird“. Man sei für eine Gleichbehandlung des Platzes als Schul- und Freizeitort, vor allem weil Flächen für Beteiligung und Begegnung im Stadtteil rar gesät seien. Die Stadtsprecherin sagte, bei einer Nutzung der Westkurve als Veranstaltungsort müssten technische, gesetzliche sowie versicherungsrechtliche Anforderungen an Schulsportflächen beachtet werden.

Wann die Nowawiese wieder bespielbar ist, ist unklar

Auch andernorts bahnt sich neuer Streit an, so zum seit Monaten nicht mehr bespielbaren Sportplatz Nowawiese am Babelsberger Park, der erst im vergangenen September feierlich eröffnet wurde. Doch genutzt werden konnte der Platz erst einige Wochen, bevor er wegen Regen unter Wasser stand – weil die Stadt beim Bau auf eine Drainage für 100 000 Euro verzichtet hatte, mit Billigung des Stadtparlaments. Bisher ist noch nicht klar, wann der Platz wieder bespielbar ist. Die Andere, die sich schon für den Bau des Platzes massiv eingesetzt hatte, schlägt nun in einem Antrag für das Stadtparlament weitgehende Gegenmaßnahmen vor. Demnach soll die Stadtverwaltung prüfen, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, auf dem städtischen Sportplatz Nowawiese einen beleuchteten Kunstrasenplatz zu errichten. „Insbesondere sollen die baurechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geklärt werden.“ Sonst werde der Sportplatz wetterbedingt vermutlich hauptsächlich nur in der Spiel- und Trainingspause der Sommerferien nutzbar sein, so Die Andere. Allerdings hatte schon die Anlage des derzeit einfach gehaltenen Sportplatzes für langwierige Debatten mit der Schlösserstiftung gesorgt, die um Sichtachsen am Welterbepark Babelsberg fürchtet.

Auch um die „Sandscholle“ gibt es Debatten

Weitere Debatten gibt es auch um die neue Grundschule, die bis 2027 auf dem Rasenplatz der „Sandscholle“ in Babelsberg entstehen soll. Die Planungen dazu haben zwar inzwischen im Stadtparlament eine stabile Mehrheit. Allerdings bleibt die Entscheidung umstritten. „Bisher ist das alles nicht zufriedenstellend“, sagte etwa Alexander Kallenbach vom Verein Concordia Nowawes, der den Platz mit nutzt. Skeptisch sei man, weil die angekündigten Ersatzlösungen und auch die nötigen Kosten noch nicht beschlossen seien. Falls vor dem Baubeginn der Grundschule nicht die angekündigten Ersatzflächen vorhanden seien, behalte man sich gemäß dem Sportfördergesetz des Landes eine Klage vor, sagte Kallenbach auf PNN-Anfrage. Generell zeige die Debatte, dass die Stadt für mehr Sportflächen sorgen müsse, gerade in Babelsberg.

Diese Forderung greift jetzt die CDU/ANW-Fraktion auf. Sie hat im Stadtparlament beantragt zu prüfen, wie das mit Altlasten kontaminierte Gelände eines früheren Gaswerks in der Glasmeisterstraße als Standort für eine Sportstätte gesichert werden kann. Zur Begründung heißt es, die aktuelle Entscheidung zum Schulstandort an der Sandscholle führe zu einer Aufwertung der Kunstrasenfläche am Standort – samt einem möglichen zweiten Kleinfeld – und bis 2025 zur Errichtung von Ersatzsportstätten am vier Kilometer entfernten Bahnhof Rehbrücke. In Babelsberg gehen aber Sportflächen verloren. Der Standort Glasmeisterstraße könne als neue Sportstätte geeignet sein, so die CDU/ANW. Als Platz für eine neue Grundschule war das Privatgelände mangels sofortiger Verfügbarkeit verworfen worden.

Auch im Potsdamer Norden geht es um fehlende Sportplätze: Ein geplanter Platz am Lerchensteig hatte sich zuletzt als umstritten erwiesen, unter anderem wegen Anwohnerbedenken und der schlechten Erreichbarkeit. Schon fest steht dagegen der noch für dieses Jahr geplante Bau eines Kunstrasenplatzes auf der Sport- und Freizeitanlage Kuhforter Damm in Golm. Dem hat jüngst der Bildungsausschuss der Stadtverordneten zugestimmt.

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