Aus dem GERICHTSSAAL: Manipulierte Magnetstreifen
Nigerianer muss für 18 Monate ins Gefängnis
Stand:
„Ich habe mir schon gedacht, dass die Kreditkarten und der Pass nicht in Ordnung sind. Eine Person hat sie mir gegeben und gesagt, ich soll damit Geschenkgutscheine für 800 Euro kaufen“, berichtete Azeez A. (30) in gutem Deutsch. Wäre der Coup am 11. Januar geglückt, hätte der Nigerianer die Hälfte erhalten. Doch die Karstadt-Kassiererin bemerkte die Fälschung. Sie rief den Detektiv. Der alarmierte die Polizei. Wenige Monate zuvor war der mit einer Deutschen Verlobte zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden, da er schon einmal nach dem selben Muster vorgegangen war. Nach der erneuten Tat kam er in Untersuchungshaft.
Gestern kassierte Azeez A. wegen Fälschens von Zahlungskarten mit amtlicher Garantiefunktion, versuchten Betruges und Körperverletzung eine Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Dennoch hob das Schöffengericht den Haftbefehl auf. „Ich darf wirklich raus?“, freute sich der Vater einer kleinen Tochter, umarmte anschließend seine Verlobte. „Sie leben in einer intensiven familiären Beziehung. Es ist nicht davon auszugehen, dass Sie flüchten“, betonte die Vorsitzende. „Die Ladung zum Haftantritt wird Sie bei ihrer Meldeadresse in Berlin erreichen.“
„Tut mir leid, dass der Detektiv verletzt wurde“, versicherte der Angeklagte. „Ich wollte nicht mit in sein Büro gehen. Da habe ich ihn ein bisschen geschubst“. Beide Männer fielen die Rolltreppe des Karstadt-Kaufhauses hinunter. Der Wachmann erlitt diverse Prellungen. Sein Zeh war zum Glück – wie anfangs vermutet – nicht gebrochen. Während der Verhandlung entschuldigte sich der Nigerianer reumütig bei dem Detektiv.
Die Polizeibeamtin Bianca K. (32) vernahm den Angeklagten nach seiner Festnahme. Im Zeugenstand erinnerte sie sich: „Er hat sofort zugegeben, von wem er den falschen Pass und die Kreditkarten hatte.“ Bei der Untersuchung der Geldkarten habe sich herausgestellt, dass die Magnetstreifen auf den Rückseiten manipuliert waren. Zudem hätten Kreditkarte und Kassenbeleg nicht übereingestimmt. „Was ich getan habe, war der größte Fehler meines Lebens“, räumte Azeez A. ein. Als er 2004 nach Deutschland einreiste, habe er einen Pass mit Alias-Namen verwendet. Da er die Mutter des gemeinsamen Kindes heiraten möchte, habe er jetzt den Antrag zum Erteilen einer Aufenthaltserlaubnis gestellt. Dafür brauche er einen Pass mit echter Identität. Der koste ungefähr 450 Euro. Darum habe er sich auf den „Freundschaftsdienst“ eingelassen. „Der Angeklagte hat in einer Notsituation eine falsche Entscheidung getroffen. Er ist kein notorischer Krimineller. Dennoch kann die Strafe nicht zur Bewährung ausgesetzt werden“, so die Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Hoga
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