
© dpa
Von Juliane Wedemeyer: Männer sind die Verlierer
8,3 Prozent der Potsdamer haben keinen Job / Woythe: Arbeitslosenquote steigt hier besonders rasant
Stand:
Teltower Vorstadt - Die Wirtschaftskrise trifft vor allem Männer. Mittlerweile gibt es in der Landeshauptstadt zehn Prozent mehr arbeitslose Potsdamer als Potsdamerinnen. „Das ist ganz neu“, sagte die Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur, Edelgard Woythe gestern in einem Pressegespräch. Laut der aktuellen Agenturstatistik hatten im Juli 6748 Potsdamer keinen Job – 3856 Männer und 2892 Frauen. Den Trend gebe es bundesweit.
Vor der Krise sei das Verhältnis ausgeglichener gewesen. Die Konjunkturflaute wirke sich eben vor allem auf die Branchen aus, in denen Männer arbeiten. Auf Handwerks-, Metall- und Chemiebetriebe, Autohersteller und -händler. In den typischen Frauenberufen der Dienstleistungs-Branchen und im Gesundheitswesen würde dagegen sogar noch Personal gesucht, erklärte Woythe. So stehen in diesem Monat 279 Männer mehr ohne Job da als noch im Juli vor einem Jahr, aber nur 88 Frauen. Und das obwohl die Agentur seit Mai anders zählt, Arbeitslose, die sich von Jobsuchern außerhalb der Agentur vermitteln lassen, tauchen in der Statistik nicht mehr auf. Aber auch in den „weiblichen“ Branchen mache sich die Weltwirtschaftskrise mittlerweile bemerkbar: Hotels und Gaststätten stellten zwar nach wie vor ein, aber meist vergäben sie nur noch Minijobs. Das zeige, dass es der Gastronomie in diesem Jahr schlechter gehe als im Juli des vergangenen Jahres.
Dass vor allem Männer unter der Krise leiden, läge aber auch daran, dass sie festgefahrener seien als Frauen. „Frauen sind flexibler“, sagte Woythe. Sie zögen dorthin, wo es die Jobs gibt. Das Land Brandenburg leide nach wie vor unter dem Wegzug der jungen, gut ausgebildeten Frauen, die meist in den Westen abwanderten. Woythe betonte, dass Frauen aber auch häufiger umlernten, um in neuen Berufen zu arbeiten, wenn sie in ihrem ursprünglichen Beruf keine freien Stellen finden.
Überhaupt steigen die Arbeitslosenquoten in Potsdam und im Nachbarkreis Potsdam-Mittelmark besonders rasant, erklärte Woythe. Der Grund: Die Wirtschaftskrise mache sich hier stärker bemerkbar als in den ländlichen Gebieten des Landes. „Denn hier ist ja der Mittelpunkt der brandenburgischen Wirtschaft.“ Allein im Vergleich zum Juni sei sie in Potsdam um 0,4 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent gestiegen. Gegenüber den übrigen Regionen stehen die Landeshauptstadt und ihr Umland trotzdem noch gut da. Die Stadt Brandenburg etwa hat eine Arbeitslosenquote von 14,7 Prozent.
Zu spüren sei die Krise in Potsdam vor allem in der sinkenden Zahl der Jobangebote, nur noch 769 freie Arbeitsplätze seien der Agentur im Juli gemeldet worden, vor einem Jahr waren es noch 140 mehr. Nach wie vor sind auch mehr Potsdamer in Kurzarbeit als in der Sommersaison üblich. Im ersten Quartal arbeiteten in Potsdam und Umgebung in 41 Betrieben 291 Menschen verkürzt, die Zahlen für das zweite Quartal ständen noch nicht fest. Allerdings haben im Juni 14 weitere Betriebe für 66 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. Woythe sagte, es sei auffällig, dass mittlerweile nicht nur größere Unternehmen wie Autozulieferer Kurzarbeit anmeldeten, sondern auch kleinere Firmen wie Rechtsanwaltskanzleien und Ingenieursbüros. Im Herbst soll das staatlich subventionierte Kurzarbeitsprogramm ausfallen. Experten warnen davor, dass die Zahl der Arbeitslosen dann sprunghaft ansteigen werde.
Ein Lichtblick für die Männer gibt es trotzdem: Das Konjunkturpaket kurbelt die Bauwirtschaft an. Und Baustellen sind weiterhin Männerdomäne.
Siehe auch Seite 2
Juliane Wedemeyer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: