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Ausgebremst. Nur ein Drittel der Potsdamer Stadtverordneten ist weiblich, ähnlich männerdominiert sind auch die Fraktionen. In der Verwaltung ist die Frauenquote zwar hoch – nicht aber in der Führungsebene.

©  Karl-Josef Hildenbrand/dpa

1. Potsdamer Frauentalk: Männerdomäne Stadtparlament

In der Potsdamer Kommunalpolitik sind deutlich mehr Männer als Frauen aktiv. Dies gilt auch für die meisten kommunalen Betriebe. Doch es gibt Ausnahmen.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Potsdam - 52 Prozent aller Potsdamer sind weiblich – doch in der Politik, der Verwaltung und vielen städtischen Unternehmen spiegelt sich das nicht wider. Zumindest in den Leitungsfunktionen gibt es oft deutlich mehr Männer als Frauen – ein Missstand aus Sicht der Potsdamer Gleichstellungsbeauftragten Martina Trauth-Koschnick. Deshalb hatte sie am gestrigen Dienstag zum 1. Potsdamer Frauentalk eingeladen, den sie in Zukunft regelmäßig durchführen will. „Ich möchte erreichen, dass sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren“, sagt sie. Um das zu erreichen, müsse Frauen Mut gemacht werden, sich in den „männlich geprägten Strukturen der Kommunalpolitik“ einzubringen. Dazu sei zum Beispiel ein Mentoringprogramm denkbar, aber auch etwa familienfreundliche Sitzungszeiten der Stadtverordnetenversammlung oder Quoten innerhalb der Parteien und Fraktionen. „Einige Maßnahmen greifen in Potsdam schon, aber wir wollen prüfen, an welcher Stelle noch Verbesserungen oder Vereinfachungen möglich sind“, so Trauth-Koschnick. Die PNN geben einen Überblick über den derzeitigen Frauenanteil in der Stadtpolitik, der Verwaltung und einigen städtischen Unternehmen:

Stadtpolitik

Nur 18 der 57 Stadtverordneten sind weiblich, das entspricht etwa einem Drittel. Auch die meisten Fraktionen sind männerdominiert: So machen bei der größten Fraktion, der SPD, die Frauen nur ein gutes Viertel der Mitglieder aus, bei der Linken immerhin gut 40 Prozent. In der Fraktion Bürgerbündnis/FDP sehen sich zwei Frauen drei Männern gegenüber, in der Fraktion Die Andere sind derzeit drei Männer und eine Frau. Bei der AfD-Fraktion ist das Verhältnis ausgeglichen, allerdings sind dort auch nur zwei Personen vertreten. Lediglich in der CDU-Fraktion gibt es gar keine Frauen, während die Grünen die einzige Fraktion bilden, in der mehr Frauen als Männer sitzen: Vier von sieben Mitgliedern sind dort weiblich. Mit Peter Schüler sitzt aber wiederum ein Mann an der Fraktionsspitze – wie bei fast allen Fraktionen. Ähnlich sieht es bei den Ausschussvorsitzenden aus: Nur drei der elf Ausschüsse werden von Frauen geleitet – den Migrantenbeirat mit eingerechnet. Und in den Ortsteilen haben ebenfalls vor allem Männer das Sagen: Nur zwei von neun Ortsvorstehern sind weiblich.

Potsdams Stadtverwaltung

Deutlich höher ist der Frauenanteil in der Verwaltung – zumindest auf die Gesamtzahl der Mitarbeiter gerechnet. Diese liegt bei 2156 Personen, 61 Prozent davon sind Frauen. Doch ganz anders sieht es in der Führungsebene aus: Unter den drei Beigeordneten ist Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) derzeit die einzige Frau. Und bei den Fachbereichsleitern, die direkt unter den Beigeordneten angesiedelt sind, ist die Quote noch niedriger: Hier sind nur vier der 19 Posten von Frauen besetzt. Dass insgesamt betrachtet so viele Frauen im Rathaus arbeiten, liegt wohl auch an der guten Vereinbarkeit des Verwaltungsjobs mit dem Familienleben, so die Gleichstellungsbeauftragte. Dazu passt auch, dass fast jede dritte weibliche Beschäftigte in Teilzeit arbeitet – bei den Männern ist es nur jeder zehnte. Gleichzeitig nehmen nur halb so viele Männer Elternzeit in Anspruch. „Das zeigt, dass sich die Frauen immer noch mehr als Männer für die Familie verantwortlich fühlen und dafür beruflich kürzertreten“, so Trauth-Koschnick.

Stadtwerke Potsdam

Mit 23 Prozent ist der Frauenanteil bei den Stadtwerke-Unternehmen relativ gering. Dies liege auch an der körperlich anspruchsvollen Arbeit in einigen Stadtwerke-Unternehmen, so Sprecher Stefan Klotz. Zu dem Verbund gehören die Energie und Wasser Potsdam (EWP), die Stadtentsorgung Potsdam (Step), der Verkehrsbetrieb (ViP), die Stadtbeleuchtung, der Fuhrpark und die Bäderbetriebe. Am größten ist der Frauenanteil mit 54 Prozent bei den Bäderbetrieben, am niedrigsten mit acht Prozent bei der Step. Betrachtet man nur Abteilungsleiter und Geschäftsführung, also die Chefebene der Stadtwerke, liegt der Frauenanteil bei einem Drittel.

Pro Potsdam

Deutlich gleichberechtigter geht es bei der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam zu: 173 der Beschäftigten sind dort weiblich, was einem Anteil von 60 Prozent entspricht. Immerhin 50 Prozent der Leitungspositionen sind dort ebenfalls mit Frauen besetzt.

Bergmann-Klinikum 

Im kommunalen Klinikum „Ernst von Bergmann“ liegt die Frauenquote unter den gut 1800 Beschäftigten sogar bei 75 Prozent – das entspricht dem bundesweiten Durchschnitt. Von den rund 450 Ärzten sind 52 Prozent weiblich, wobei der Frauenanteil mit wachsendem Einfluss sinkt: Unter den Assistenz- und Fachärzten machen sie noch 61 Prozent aus, bei den Oberärzten nur noch 33 Prozent und bei den Chefärzten sogar nur noch 22 Prozent. Bei den rund 800 Pflegekräften am Bergmann-Klinikum liegt der Anteil der Frauen hingegen bei knapp 80 Prozent. Auch die Leitungen im Pflegebereich – also Stationsleitung, OP-Leitung oder sogenannte Pflegerische Zentrumsleitung – sind fest in weiblicher Hand: Hier liegt der Anteil bei 87 Prozent. In der Krankenhaus-Verwaltung ist der Frauenanteil mit knapp 80 Prozent ebenfalls sehr hoch, bei den Geschäftsbereichsleitungen liegt er immerhin noch bei 75 Prozent. Hier mit eingerechnet sind unter anderem die Geschäftsbereiche Personal und Personalentwicklung, medizinische Weiterentwicklung und Simulationszentrum, Projekt-, Prozess- und Qualitätsmanagement, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fort- und Weiterbildung. Betrachtet man lediglich das Topmanagement, also vor allem Geschäftsführung und Klinikumleitung, liegt der weibliche Anteil nur noch bei 40 Prozent. Im bundesweiten Vergleich sei das aber immer noch sehr hoch, erklärte die Klinik. 

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