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Von Kay Grimmer: Marathonläufer für die Schönheit

Andrej Baranow ist der Visagist für die Filmstars der Berlinale. Seine beruflichen Wurzeln liegen im Filmpark

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Isabella Rossellini zeigte ihr makelloses Lächeln auf dem roten Teppich am Berlinale Palast ebenso galant den Kameras wie Vanessa Redgrave, Diane Kruger oder Nina Hoss. Die Makellosigkeit der berühmten Film-Gesichter haben die Schauspielerinnen vor allem Andrej Baranow zu verdanken. Er ist der Stylist der Film-Schönheiten nicht nur auf der Berlinale. Seine Karriere begann der heutige Star-Visagist im Filmpark Babelsberg.

Zehn Tage Berlinale-Stress liegen hinter dem gebürtigen Nordrhein-Westfalen. Auch wenn er seit zwölf Jahren zum Berlinale-Stamm gehört, „der Job auf dem Filmfest ist ein fantastischer Jahresstart – noch immer“, gibt Baranow ohne Zögern zu. Zumal er schon lange nicht mehr nur für den Kosmetik-Riesen L’Oréal in der Berlinale-Lounge auf Kundinnen wartet, sondern eine Vielzahl seiner Klientinnen im Hotel besucht: „Regent, Ritz, Hyatt“, zählt er auf. Immer dabei: Sein „kleines Besteck für Make Up und Frisur“ im Koffer – gut 25 Kilogramm schwer. Ein Marathon im Dienste des Glanzes und der Schönheit, mörderisch für seine Füße, wie er gesteht.

Ob Baranow einst an solche Marathonläufe gedacht hat, als er eine Schneiderlehre startete und anschließend Bekleidungstechnik studierte? „Nein, zum Visagisten bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen.“ Schnell hab er bei seinem Studium gemerkt, „dass mich der Siedepunkt meiner Nähmaschine bei weitem nicht so interessiert wie die Arbeit mit Menschen“. Ein Praktikum bei einem New Yorker Make–up-Artisten wies Baranow den Weg in die Welt des makellosen Gesichts.

Mittlerweile ist er der Lieblings-Visagist vieler Stars. Diese holen ihn sogar auf ihre Hotelsuiten, um sich von ihm für den roten Teppich verschönern zu lassen. „Natürlich ist es spannend und aufregend, wenn ich beispielsweise vor der Suite von Isabella Rossellini stehe.“ Während der Visagist seine Arbeit verrichtet, lernt er oftmals die privaten Seiten der Stars kennen. Mit Rossellini, die noch 2010 in Babelsberg für „Chicken with Plums“ vor der Kamera stand und die auf der diesjährigen Berlinale die Filmfest-Jury leitete, kam das Gespräch auf ihr soziales Engagement und auf die Unruhen in Libyen, erinnert sich der 45-Jährige. Faszinierend nennt er diese Momente, in denen die bekannten Gesichter ihre private Seite zeigen, „sie sich als interessierte und engagierte Menschen zeigen“.

Tipps, Tricks oder neue Make-Up- Ideen sind bei gestandenen Stars oftmals nicht mehr notwendig. „Frauen wie Rossellini, die fantastische Vanessa Redgrave oder Lauren Bacall wissen, wie ihr Gesicht wirkt“, sagt Baranow. Das Make Up wird nur noch in Nuancen verändert, „damit es beispielsweise zum Kleid passt“. Gerade bei der großen Film-Diva Bacall – Ehefrau von Humphrey Bogart – wurde auch der Profi Baranow etwas nervös. „Normalerweise bin ich professionell, wenn ich auf bekannte Schauspieler treffe. Aber Lauren Bacall hat Filmgeschichte geschrieben, Zeiten erlebt, die nie wieder kommen“, macht Baranow keinen Hehl aus seiner Bewunderung. „Deshalb haben mir vor dem Aufeinandertreffen schon etwas die Knie gezittert.“

Wie ein Kontrast erscheint dagegen sein Engagement im Filmpark Babelsberg, dem er auch fast 20 Jahre nach seinem ersten Auftrag noch immer die Treue hält. „Im August 1993 war ich das erste Mal als Visagist in Babelsberg aktiv“, erinnert sich Baranow. Derzeit bereitet er dort Make-Up und Kostüme für ein Film-Projekt mit 600 Teilnehmern vor – ein Filmpark-Angebot für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern ein besonderes Erlebnis vermitteln wollen. „Ich bin dem Filmpark und vielen Leuten auf dem Studiogelände noch immer verbunden, dort war mein Start als Visagist im Filmbereich“, sagt Baranow.

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