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Landeshauptstadt: „Märkische Frömmigkeit tat mir gut“

Wolfgang Huber hielt Festgottesdienst zum 60. Geburtstag von Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz

Wolfgang Huber hielt Festgottesdienst zum 60. Geburtstag von Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz Templiner Vorstadt – „Der Anlass bringt mich ein wenig in Verlegenheit“, sagt Hans-Ulrich Schulz. Mit einem Festgottesdienst wurde gestern der 60. Geburtstag des Generalsuperintendenten des Sprengels Neuruppin in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gefeiert. In die Inselkirche Hermannswerder kamen zahlreiche Gratulanten, darunter waren die Sozialbeigeordnete Elona Müller, Generalsuperintendent i. R. Horst Lahr und Ostkirchenkundler Professor Hermann Goltz von der Universität Halle/Wittenberg. Bischof Wolfgang Huber hielt die Predigt. Der sehr persönliche Gottesdienst war von Dankbarkeit geprägt. Hans-Ulrich Schulz hatte sich den 103. Psalm gewünscht, in dem der Beter ein Selbstgespräch führt und für die Wohltaten dankt, die ihm widerfahren sind. „Welchen Umständen verdanke ich, dass ich an diesem Punkt angekommen bin?“, fragt der Theologe in einem Gespräch vorab. Als zweites Kind von Gertrud und Otto Schulz erblickte Hans-Ulrich Schulz bedingt durch die Kriegswirren in Bad Sachsa im Südharz das Licht der Welt. In Potsdam wuchs der Sohn eines Möbelspediteurs in der Maybachstraße auf. „Meine Mutter war eine rheinische Frohnatur, die uns Kindern schöne Lieder und Gebete vermittelt hat.“ Der Glaube gehörte zum Alltag. Dankbar denkt er an seine Jungscharstunden und die Junge Gemeinde in der Erlösergemeinde zurück. Prägende Glaubenserfahrungen und Bildungserlebnisse verbindet er mit diesen Jahren. Kurz nach dem 2. Weltkrieg beschäftigten er sich mit den Fragen: „Wie konnte das passieren?“ und „Was verlangt das Gewissen heute?“ Intensiv las er Wolfgang Borcherts Gesammelte Werke und Franz Werfels Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“. Die Vernichtung des armenischen Volkes durch die Türken habe ihn sehr berührt. In diesem Zusammenhang begann er sich mit dem Leben des Theologen Johannes Lepsius zu beschäftigen, der tausenden armenischen Kindern das Leben rettete. Seit Jahren setzt sich der heute 60-Jährige für den Wiederaufbau des Lepsius-Hauses unter anderem mit Begegnungsstätte in Potsdam ein. Für den Innenausbau des Hause bestimmte er die Kollekte des gestrigen Gottesdienstes. Nach dem Abitur an der Humboldtschule, heute Humboldt-Gymnasium, wollte er Geologie studieren, „um die Zusammenhänge in der Welt zu verstehen.“ Einen Lehrvertrag bei einer Erdölfirma in Gommern hatte er bereits in der Tasche. Im Anschluss sollte es zum Studium nach Baku gehen. Kurz entschlossen änderte er seine Pläne. „Ich wollte Theologe werden.“ Sein Vater ging daraufhin zum Pfarrer und fragte, ob mit diesem Beruf eine Familie ernährt werden könne. „Das war mir peinlich“, erzählt Hans-Ulrich Schulz und lacht. Zwischen 1963 und 1968 studierte der gebürtige Südharzer an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach seiner kirchlichen Ausbildung ging er als Hilfsprediger nach Premslin im Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge. „Die märkische Frömmigkeit hat mir gut getan.“ Nebenamtlich übernahm er die Aufgaben des Kreisjugendpfarrers. 1982 wurde er in das Landesjugendpfarramt Potsdam als Schülerpfarrer berufen. „Das war ein Traumjob.“ Theologische Reflexion wurde mit praktischer Jugendarbeit verbunden. „Wir hatten eine religiöse Monopolstellung.“ Hans-Ulrich Schulz lacht, seine Augen strahlen. Während dieser Zeit war er viel unterwegs, seine Frau Susanne und die beiden Söhne Alexander und Michael mussten ihn oft entbehren. Die „wilden Wendejahre“ erlebte er in Brielow im Kirchenkreis Brandenburg, von wo aus er in „bescheidenem Maße“, den politischen Umbruch mitgestaltete. 1992 trat er die Stelle des Pfarrer an der Friedenskirche und als Superintendent in Potsdam an. Im Sommer 1997 wurde Hans-Ulrich Schulz auf zehn Jahre zum Generalssuperintendenten des Sprengels Neuruppin gewählt.Noch zwei Jahre in seinem Amt liegen vor ihm. Nicht alle Konflikte konnte er lösen, manche nur begleiten. Das sei nicht immer einfach. Dazu kommen innerkirchliche Veränderungen. Auch hat er noch nicht jede Gemeinde seines Sprengels kennen gelernt. Dabei ist er fast jeden Sonntag in einer anderen Pfarre, predigt und erhält ein Stück „Heimatkundeunterricht.“ U.Strube

U.Strube

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