Landeshauptstadt: Marmorpalais länger in Hüllen
Fassadensanierung schwieriger als erwartet / Erst 2009 fallen vom Hauptbau die Gerüste
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Nauener Vorstadt - Bis auf den nördlichen Seitenflügel zeigt sich das Marmorpalais im Neuen Garten noch immer in Gerüsten und durch Planen verhüllt. Ursprünglich sollten bereits in diesem Jahr die Hüllen des Hauptbaus fallen und die restaurierten Fassaden in das Blickfeld der Touristen rücken. Doch die Beseitigung der Schäden erweist sich aufwändiger als gedacht. Dies betrifft sowohl die Ziegelsteine, die unter ihrer Brennhaut stark zerfallen sind, und die mit der Konservierung beauftragte Roland Schulze Baudenkmalpflege vor schwierige Probleme stellen. Aber auch die von der Firma Ellwart-Naturstein Berlin instand gesetzten Marmoroberflächen der Fassaden und die 20 vor den Seitenflügeln stehenden 4,50 Meter hohen Säulen, die von der Stahnsdorfer Steinmetzfirma Melior und Partner aufgearbeitet werden.
Die drei unterschiedlichen „Varietäten“ schlesischen Marmors, die am Palais verarbeitet wurden, eignen sich eigentlich nicht für den Außenbau. Im Durchschnitt 45-mal wechseln in einem preußischen Winter Frost und Tauwetter, was die natürlichen Haarrisse im Stein vergrößert und schließlich zu seinem Zerfall führt. Die Aufgabe, den Marmor zu erhalten, liegt bei Detlef Röper, dem Natursteinexperten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. In langwierigen Untersuchungen wurden Methoden und geeignete chemische Festiger für die Restaurierung gesucht und gefunden. So werden die Säulen, an denen Steinmetz Frank Gansky arbeitet, nach Ermittlung der Schäden durch Augenschein und Ultraschall angebohrt und aus Glasfiber bestehende „Nadeln“eingebracht, die Risse im Stein schließen. Dabei werden auch Abplatzungen und andere äußerliche Schäden durch millimetergenau angepasste Marmorscheiben, sogenannte Vierungen, ausgebessert. Nach Feinschliff und dem Aufbringen einer Wachsschicht kontrastieren die restaurierten Säulen durch ihre Maserung mit den noch unbehandelten, die aussehen, als wären sie aus Beton. Das Konservieren der Originalteile hat dabei Priorität. Nur wenn stark verfallene Teile nicht mehr zu retten sind, wird Ersatz eingesetzt. Dieser kommt aus jenen schlesischen Steinbrüchen, aus denen schon die Erbauer des Palais den Marmor bezogen.
Röpers besonderes Sorgenkind ist der Altan an der Seeseite des Marmorpalais. Dessen Sandsteinkern erwies sich als so desolat, dass er keine Baulasten mehr tragen kann. Diese Aufgabe wird ihm nun durch ein „Korsett“ aus Edelstahlankern abgenommen, die Schritt für Schritt und millimetergenau eingebracht werden. Hinzu kommt, dass all diese Arbeiten klimaabhängig sind und im Winter unterbrochen werden müssen.
Dennoch ist Detlef Röper zuversichtlich, dass im nächsten Jahr die Gerüste am Hauptbau fallen können. Dann wird die restaurierte Fassade mit ihren Sandsteinreliefs, die Putten bei gärtnerischen Arbeiten zeigen, mit Blumengirlanden und Fruchtgehängen wieder für jedermann sichtbar sein. Aufs Neue erschließt sich die elegante Maserung des Marmors der Attiken, Architrave und vor allem der Säulen. Davon sind 14 bereits restauriert, an sechs wird noch gearbeitet. Wie Detlef Röper erläutert, werden nach 2009 als letzte Bauabschnitte die Ufermauer zum Heiligen See sowie der unterirdische Küchenbau saniert. Bis 2012 sollen alle Arbeiten an dem von der Stiftung in ihren Masterplan aufgenommenen Bauwerk beendet sein.
Darauf hofft auch das Personal des Museumsschlosses, denn manch potenzieller Besucher hält wegen der Gerüste und Planen das 1787 bis 1790 von Karl Gotthard Langhans und Carl von Gontard errichtete Palais für geschlossen, was nicht zutrifft. Im Inneren sind alle Räume fertig gestellt und zeigen eine sehenswerte Ausstellung über den Bauherren König Friedrich Wilhelm II. und seine Zeit, die späteren Schlossbewohner und die Geschichte des Hauses. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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