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„Von mir kriegen sie keine Unterschrift“: Auch ein Hotel-Betreiber in Marquardt wehrt sich trotz eines hohen Geldangebots gegen die Hochspannungsleitung im Ort.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Marquardt unter Spannung

Eon Edis will die Freileitung weiterhin im Ort belassen / Grundstückseigentümer verweigern Unterschrift

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Marquardt - Die Stromtrasse in Marquardt sorgt verstärkt für Spannung zwischen dem Energiekonzern Eon Edis und der Marquardter Bürgerinitiative „Freileitung raus!“. Nach PNN-Informationen hat sich Eon Edis am vergangenen Donnerstag bei einem Treffen mit der Potsdamer Stadtverwaltung gegen die von der Bürgerinitiative favorisierte Trassenführung ausgesprochen.

Wie bereits berichtet plant der Energiekonzern eine Erneuerung der 75 Jahre alten Freileitung. Im Verlaufe der bisherigen Planungen war Eon Edis von seiner ursprünglichen Forderung abgerückt, die jetzige, mitten durch den Ort führende Trasse beizubehalten. Doch nun deutet alles wieder auf eine verschärfte Konfrontation hin. Eon Edis soll sich bei dem Gespräch für eine Trassenführung in Ortslage ausgesprochen haben. Demnach ist der Energiekonzern zwar bereit, die jetzige Trasse aufzugeben, möchte jedoch unmittelbar am Ortsrand eine neue bauen. Einzelheiten der Unterredung sind nicht bekannt. Die Stadt bestätigte gegenüber den PNN lediglich, dass in Vorbereitung des anstehenden Planfeststellungsverfahrens ein solches Treffen zwischen der Stadtverwaltung und Vertretern des Energieriesen stattgefunden habe. Zum Inhalt des Gesprächs sagte die Stadt nichts. Bei Eon Edis war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Als Alternative zur jetzigen Trassenführung hatten die Planer des Stromkonzerns in der Vergangenheit eine Variante ins Spiel gebracht, die von Eon Edis nun offenbar auch in dem Gespräch mit der Stadt vorgeschlagen wurde. Demnach würde die Leitung am Rand des Ortes parallel zu den Bahngleisen hinter den letzten Häusern verlaufen. Die Bürgerinitiative fordert jedoch, die Freileitung ganz aus dem Ort zu verbannen. Nach den Vorstellungen der Bürger könne die Hochspannungsleitung im Gebiet zwischen den Bahngleisen und der Bundesstraße 273 neu gebaut werden und auf diese Weise einen großen Bogen um Marquardt herum machen. Für genau diese Variante hatte sich im Mai 2011 auch die Potsdamer Stadtverwaltung in einem Schreiben an das Landesbergbauamt ausgesprochen. Die Stadt verwies auf den Gesundheitsschutz der Bürger. Eine Trasse in unmittelbarer Ortslage würde zudem mögliche Erweiterungen des Ortes behindern.

Der Stromkonzern scheint indes von seiner Kompromissvariante eines Leitungsverlaufs hinter den letzten Häusern entlang der Bahn überzeugt zu sein. Eigentümer, über deren Grundstücke die Leitung künftig verlaufen würde, bekamen vor einigen Wochen Post von einer Firma, die im Auftrag von Eon Edis die Planungen vorantreibt. Anwohner Peter Roggenbuck zum Beispiel erhielt nach eigenen Angaben per Post gleich einen unterschriftsreifen Notarvertrag „in vierfacher Ausfertigung“ und „mit Klebezetteln“ versehen. 16 000 Euro wäre dem Energiekonzern Roggenbucks Unterschrift wert, wenn die Leitung später tatsächlich über Roggenbucks Grundstück verlaufen würde. Doch Roggenbuck sagt: „Von mir kriegen sie keine Unterschrift“. Auch die anderen betroffenen Eigentümer wollen laut Josef Grütter, Sprecher der Bürgerinitiative, ihre Zustimmung verweigern. Ebenfalls angeschrieben wurde die Kirchengemeinde. Ihr Friedhof läge gleichfalls im Trassenverlauf. Doch auch die Kirche möchte auf einen solch speziellen Draht nach oben verzichten. Sie führt denkmalpflegerische Bedenken an.

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