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Das Glockenspiel wurde im Vorjahr abgeschaltet.

© Andreas Klaer

Debatte um Glockenspiel der Garnisonkirche: Martin-Niemöller-Stiftung gegen spurlose Auslöschung

Die Debatte um die Zukunft des Glockenspiels der Garnisonkirche geht in die nächste Runde. Die Martin-Niemöller-Stiftung plädiert dafür, einen Teil des Carillons auszustellen.

Potsdam - Was soll mit dem abgeschalteten Glockenspiel der Garnisonkirche geschehen? In diese Debatte hat sich nun auch die Martin-Niemöller-Stiftung eingeschaltet. Nach Auffassung von Vorstandsmitglied Gerd Bauz sollte das Glockenspiel nicht spurlos ausgelöscht werden. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Die Stiftung befürwortet es aber, "wenn dieser Schandfleck aus dem Stadtbild Potsdams verschwindet". Das Anfang der 1990er-Jahre eigentlich für die Garnisonkirche gestiftete Glockenspiel an der Ecke Yorck-/ Dortustraße war im Vorjahr abgeschaltet worden, Grund war Kritik an seinen vielfach als revisionistisch und rechtslastig kritisierten Inschriften. Einige Glocken sind Truppenverbänden der Wehrmacht gewidmet.

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„Lernort Garnisonkirche“ eröffnet

Die Potsdamer Grünen und Linken würden das Geläut gerne einschmelzen lassen und die Bronze verkaufen. Dieser Antrag steht am Mittwoch in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zur Debatte. CDU, SPD und die Bürgerinitiative „Mitteschön“ sprachen sich dagegen aus. Und auch die Martin-Niemöller-Stiftung ist der Ansicht, dass zumindest einige Glocken bewahrt werden sollten.

Die Stiftung regt an, zwei der 40 Glocken am bisherigen Ort zu lassen, um sie in eine „Erinnerungs-Topografie Ehemalige Garnisonkirche Potsdam“ und zweitens in den „Lernort Garnisonkirche“ einzubeziehen. Eine Glocke soll ausgestellt werden. Gegen die Einschmelzung der übrigen Glocken hat die Stiftung keine Einwände. 

Den „Lernort Garnisonkirche“ wird die Martin-Niemöller-Stiftung am 5. September gemeinsam mit der Universität Kassel im Potsdamer Rechenzentrum eröffnen. Dort soll auch über die Hintergründe des Glockenspiels aufgeklärt werden.

Die Baustelle der Garnisonkirche.
Die Baustelle der Garnisonkirche.

© Andreas Klaer

Glockenspiel kam nach Mauerfall nach Potsdam

Ursprünglich stammt das Geläut aus Iserlohn (Nordrhein-Westfalen). Nach dem Mauerfall kam es in die brandenburgische Landeshauptstadt. Am 14. April 1991, dem 46. Jahrestag der Zerstörung Potsdams, wurde es auf der Plantage eingeweiht. Die „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ unter Ex-Oberstleutnant Max Klaar hatte das Carillon aufstellen lassen.  

Im September 2019 wurde das Glockenspiel ausgeschaltet. Zuvor hatten 100 teils namhafte Künstler, Wissenschaftler und Architekten in einem offenen Brief auf den problematischen Inhalt der Inschriften auf dem Geläut hingewiesen.

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