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Darfs ein Tänzchen sein? 15 Senioren aus der Europäischen Union beschäftigten sich in Potsdam, unterstützt durch ein EU-Programm, mit dem selbstbewussten Altern.

© A. Klaer

Von Hella Dittfeld: Maskenspiel auf europäisch

Verein „Selbstbewusst Altern“ nutzt Programm der EU für Arbeit mit Senioren aus Potsdams Partnerstädten

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Innenstadt - An der Ecke von Linden- und Charlottenstraße wird seit Jahren auf schicke Weise gealtert. Dafür setzt sich Gisela Gehrmann ein. Doch was in der vorigen Woche in ihren Firmenräumen für „Schickes Altern“ geschah, ist neu und in seiner Art bisher einmalig: Senioren aus Potsdam und seinen Partnerstädten kamen zusammen, um über selbstbewusstes Altern zu sprechen. Die Idee dazu hatte Gehrmann, finanziert wurde das Projekt über Fördermittel. Eigens für den Workshop gründete sie einen Verein und bekam Gelder aus dem Grundtvig-Programm der Europäischen Union für allgemeine Erwachsenenbildung zugesprochen. Das Programm unterstützt intereuropäische Kontakte zum Thema demografischer Wandel und aktives Älterwerden.

So konnte Gehrmann in der vergangenen Woche 15 Senioren aus fünf Ländern in Potsdam begrüßen. Zur Verstärkung hatte sie sich Christina Sustersic, Künstlerin und Kunsttherapeutin, an ihre Seite geholt. Die zündende Idee des Workshops: Wir gestalten Masken, die uns helfen werden, Hemmungen abzubauen. Mit der künstlerisch-handwerklichen Arbeit wurden zwischen den Akteuren aus Potsdams Partnerstädten Jyväskylä (Finnland), Perugia (Italien) und Opole (Polen), dazu aus Riga (Lettland) und aus Belgien auch gleich noch Sprachbarrieren abgebaut, obwohl einige der ausländischen Akteure durch ihr ausgezeichnetes Deutsch überraschten. Zum Beispiel Dorota Kopryna aus Opole. Die 64-Jährige ist ehrenamtlich in der Seniorenbetreuung tätig und kennt sich aus mit Kursen, Beschäftigungsangeboten oder auch Treffen, bei denen geplauscht wird. Für sie selbst war das Maskengestalten in Potsdam eine Tätigkeit, bei der man „herrlich abschalten konnte“, ganz konzentriert auf das künstlerische Produkt.

Der 62-jährige Michael Woerner aus Jyväskylä ist von seiner Wahl-Heimatstadt extra für den Kurs ausgesucht worden, weil er Deutsch spricht – er stammt aus Deutschland, hat eine Finnin geheiratet und ist mit ihr in den hohen Norden gezogen. Das Paar wohnt außerhalb der Stadt auf einem Beerenbauernhof und kennt die Probleme der Einsamkeit im langen dunklen finnischen Winter. Damit würden sich nicht nur ältere Menschen, sondern auch junge herumschlagen. Da er manchmal Unterricht an der Schule gibt, möchte er seine Potsdamer Erkenntnisse in Kursen weitergeben. Die Arbeit mit den Masken fand er sehr interessant und sieht dabei auch eine Möglichkeit, Jung und Alt zusammenzubringen. Er meint: „Die Maske wurde zu einem anderen Teil von mir. Man kann sich dahinter verstecken und wird mutiger.“

Die Kursteilnehmer machten zum Abschluss des Workshops am Samstag darauf die Probe. Sie improvisierten Situationen und Begegnungen als Pantomimen und versuchten, den anderen Kursteilnehmern im Zusammenspiel ihre Befindlichkeiten klarzumachen. Da hat eine Frau drei Taschen, trägt schwer daran, will aber keine hergeben. Als sie sich dazu durchringt, kann die andere Frau ihr helfen und sie trösten. Auch auf Potsdams Straßen waren die maskierten Senioren unterwegs – mit den Passanten Kontakte zu knüpfen sei keine Schwierigkeit gewesen, sagen sie.

Für Gehrmann ist die Aktion ein Anfang gewesen. Sie möchte die Treffen an anderen Orten fortsetzen und so die Seniorenarbeit interessant und abwechslungsreich gestalten. Für die Kursteilnehmer sind Anreise und Aufenthalt kostenlos – die EU zahlt. Allerdings sei die Antragstellung nicht eben einfach, meint die Vereinschefin. „Das Organisieren können wir übernehmen und dann mit einigen Potsdamern zum nächsten Treffen fahren.“

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