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Von Sabine Schicketanz: Massenschlägerei bleibt ungeklärt

Ein Jahr nach Auseinandersetzung in der Brandenburger Straße sucht Polizei weiter Beteiligte

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Innenstadt - Mehr als ein Jahr nach der Massenschlägerei vor einem Döner-Imbiss in der Brandenburger Straße sucht die Polizei immer noch nach den Schlägern. Gestern veröffentlichte sie drei Fotos von mutmaßlich Beteiligten, die befragt werden sollen. Sie stehen im Verdacht bei Auseinandersetzungen zwischen zeitweise mehr als 60 Personen „schwere Körperverletzungen begangen zu haben“, so die Polizei. Hinweise aus der Öffentlichkeit sollen zu den gesuchten Männern führen. Bisher hat es zu der Schlägerei kein ordentliches Gerichtsverfahren gegeben. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat nach eigenen Angaben mehrere Verfahren gegen geringe Strafbefehle oder Auflagen eingestellt.

Die Polizei habe acht Personen als Beschuldigte geladen, doch die Vernehmungen hätten zu wenig geführt, so Sprecherin Katrin Laurisch. Oftmals seien Beschuldigte von anderen Beteiligten wiederum entlastet worden, so sei „der Tatbestand nicht eindeutig festzustellen“ gewesen. Deshalb sei die Schlägerei eigentlich bereits zu den Akten gelegt worden. Von den drei mutmaßlich Beteiligten, die nun gesucht werden, erwarte die Polizei sich Aussagen zu anderen Beschuldigten, so Laurisch. Die Schlägerei am 1. Mai 2008, der gleichzeitig Herrentag war, hatte bei vielen Augenzeugen für Bestürzung gesorgt. Auf der belebten Brandenburger Straße waren vor dem Döner-Imbiss „Bistro XXL“ rund 30 als römische Legionäre verkleidete junge Männer aus dem Wohngebiet am Schlaatz mit den kurdischstämmigen Betreibern des Döner-Imbisses aneinandergeraten. Die gewalttätige Auseinandersetzung, die auf einigen Amateurvideoaufnahmen festgehalten wurde, dauerte minutenlang, es wurde mit Tischen, Stühlen und Flaschen geworfen. Dabei wurden zahlreiche Beteiligte verletzt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 35 Beamten vor Ort. Augenzeugen berichteten jedoch damals, die Polizisten seien zu spät erschienen. Die Betreiber des Döner-Imbisses hatten zudem den Vorwurf erhoben, der „Übergriff“ auf ihre Lokalität sei fremdenfeindlich motiviert gewesen. Auch der Potsdamer Ausländerbeirat hatte zunächst einen ausländerfeindlichen Hintergrund gesehen.

Dies schließt die Polizei aus. „Die Schlägerei hatte kein fremdenfeindliches Motiv“, so Sprecherin Laurisch. Dies hätten die Ermittlungen deutlich ergeben. Sie räumte aber ein, dass im Zuge der Auseinandersetzung fremdenfeindliche Äußerungen gefallen sein können. Augenzeugen hatten geschildert, dass sogar unbeteiligte Passanten die Gewalt gegen Ausländer verbal gebilligt hätten.

Zu einer weiteren Schlägerei vom 1. Mai 2008 ermittelt weiter die Potsdamer Staatsanwaltschaft: In den Abendstunden hatte eine größere Gruppe Rechtsextremer mehrere Jugendliche an der Badestelle Pirschheide angegriffen, es gab Verletzte. Laut Staatsanwaltschaft sei der rechtsextreme Hintergrund des Vorfalls klar; es werde gegen zehn Beschuldigte ermittelt. (mit HK)

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