
© dpa
Homepage: Mathiopoulos soll Professur verlieren
Universität will sich von Professorin trennen
Stand:
Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam hat am Mittwochabend beschlossen, Margarita Mathiopoulos aus ihrer Honorarprofessur zu verabschieden. Wie eine Sprecherin sagte, wird dem Präsidenten der Universität, der über Honorarprofessuren entscheidet, nun empfohlen, Mathiopoulos den Titel zu entziehen. Dies gelte für den Fall, dass die Entscheidung der Universität Bonn rechtskräftig wird. Die Uni Bonn hatte am 18. April bekanntgegeben, dass die Potsdamer Honorarprofessorin Margarita Mathiopoulos wegen „bewusster Irreführung“ ihren Doktortitel abgeben soll. Die Anwälte von Mathiopoulos hatten daraufhin angekündigt, gegen den Beschluss zu klagen. Sie sprachen von einem „unfairen und mit blindem Eifer geprägten Verfahren“.
Die Universität Bonn hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass Mathiopoulos bezüglich der in ihrer Dissertation benutzten Quellen getäuscht habe. In zahlreichen Fällen seien aus anderen Arbeiten entlehnte Passagen gefunden worden, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet waren, teilte die Uni Bonn mit. In über 320 Stellen sei die Originalquelle systematisch nicht ordnungsgemäß zitiert worden. Nach Angaben der Uni Potsdam habe Mathiopoulos dem Dekan der Philosophischen Fakultät schriftlich erklärt, dass sie die damaligen gravierenden und durchgängigen Zitierfehler außerordentlich bedauere und seither in ihrer Arbeit mit Studierenden und in ihren Publikationen darauf geachtet habe, dass solche Fehler nicht wieder vorkommen. Mathiopoulos wird laut Uni ihrer Lehrverpflichtung weiter nachkommen, solange der Beschluss der Uni Bonn nicht rechtskräftig ist. Die Technische Universität Braunschweig, an der Mathiopoulos eine zweite Honorarprofessur hat, kündigte bereits an, diese zu widerrufen, wenn der Entzug des Doktortitels rechtskräftig wird.
Mathiopoulos ist Honorarprofessorin am Historischen Institut der Uni Potsdam. Die Doktorarbeit der 55-Jährigen mit dem Titel „Amerika: das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA“ stammt aus den 80er Jahren. Sie war bereits Anfang der 90er Jahre in die Kritik geraten. Eine Überprüfung hatte damals zwar handwerkliche Mängel ergeben, aber keine Verfehlungen, die zur Aberkennung des Doktortitels geführt hätten. „Zum Zeitpunkt ihrer Bestellung hatte die Philosophische Fakultät die Stellungnahme des Promotionsausschusses der Universität Bonn zur Kenntnis genommen und sich nach einer kontrovers geführten Diskussion für die Bestellung von Frau Mathiopoulos entschieden“, erklärte Johann Hafner, Dekan der Philosophischen Fakultät der Potsdamer Universität. Zum aktuellen Beschluss der Bonner Uni sagte Hafner: „Wir vertrauen darauf, dass die Bonner Gremien die Plagiatsvorwürfe eingehend und sorgfältig geprüft haben.“
Die Uni Bonn war im April zu dem Ergebnis gekommen, dass teilweise längere Passagen anderer Quellen mit nur geringen Abänderungen wörtlich abgeschrieben worden seien. Auch sei die Übernahme fremder Texte zusätzlich durch eine irreführende Zitierweise verschleiert worden. „Auf Grund der systematischen und breit angelegten Vorgehensweise steht aus der Sicht der entscheidenden Gremien fest, dass es sich nicht um bloße Versehen, sondern um vorsätzliche Täuschungen über die wissenschaftliche Urheberschaft handelt“, so die Uni Bonn.
Den Anstoß für die erneute Überprüfung der Dissertation von Mathiopoulos hatte die Internet-Plattform „VroniPlag“ gegeben. Mathiopoulos hatte bei dem renommierten Bonner Politologen Professor Karl Dietrich Bracher promoviert. Bei ihm wie auch bei ihrem damaligen Ehemann, dem CDU-Politiker Friedbert Pflüger, soll sie laut „VroniPlag“ abgeschrieben haben. Mathiopoulos war 2002 als Honorarprofessorin für US-Außenpolitik und Internationale Sicherheitspolitik an das Historische Institut der Uni Potsdam gekommen. Ihre Tätigkeit ist laut Wissenschaftsministerium Brandenburg unentgeltlich. Jan Kixmüller
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: