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Landeshauptstadt: Mauerweg mit Lücken

Vierte Geschichtstour-Etappe der Berliner Bündnisgrünen startete erstmals am Volkspark Potsdam

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Erstmals startete am Samstag eine Etappe des Mauerstreifzugs der Berliner Bündnisgrünen in Potsdam. Stephan von Dassel, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, brauchte ein Megaphon, um sich bei den über 60 Teilnehmern, die sich am Eingang zum Volkspark eingefunden hatten, verständlich zu machen.

„In Potsdam hat der Mauerradweg noch einige Lücken“, bemerkt von Dassel und erwähnt das noch nicht fertige Stück am Jungfernsee sowie das Radfahr- und sogar Schiebeverbot im Sacrower Park. Es gebe auch Fortschritte wie den asphaltierten Kolonnenweg am Luisenberg in Sacrow. Saskia Hüneke, die als Vertreterin der Potsdamer Stadtfraktion der Bündnisgrünen ein Stück mitradelte, verweist auf den Radwegebau im Rotkehlchenweg in Neu Fahrland aufgrund eines Antrags ihrer Fraktion.

Bereits am 5. Juli tangierte die dritte Etappe, die am Bahnhof Lichterfelde-Süd startete, die Landeshauptstadt. Michael Cramer, Abgeordneter im Europaparlament und Verfasser des Radtourenbuches „Berliner Mauer-Radweg“ damals: „Die Stadt muss weiterhin für die Erhaltung des öffentlichen Griebnitzsee-Uferweges sorgen.“ Freie Fahrt solle die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg für den Sacrower Park ermöglichen. „Hier ist nicht einmal das Schieben von Fahrrädern gestattet“, äußert Stephan von Dassel sichtlich empört. Im Neuen Garten sei hingegen der Uferweg für Radfahrer freigegeben.

Die Tour am Sonnabend führte auf der Nedlitzer Straße an den sogenannten Roten Kasernen und dem „Plattner-Campus“, der noch immer Brachland ist, vorbei. Künftig soll es entlang des Jungfernsees einen Uferweg geben. „Für große Abschnitte der B2 gäbe es dann eine fahrradfreundliche Alternative als grenznahen Mauerweg“, so von Dassel. In Potsdam seien Verlauf und Ausschilderung noch lückenhaft. Michael Cramer verwies kürzlich vor der Presse insbesondere auf die 3000 Meter Uferweg in Groß Glienicke: „Leider ist es zurzeit so, dass am Südende des Groß Glienicker Sees der Mauerweg abweichend vom ehemaligen Grenzverlauf auf der Straße entlang führt.“ Die Stadt Potsdam müsse den Uferweg lediglich durchsetzen, wovor sie bisher zurückschrecke.

Zwei Reste der Mauer gibt es auf Potsdamer Stadtgebiet: am Griebnitzsee und in Groß Glienicke. Während Letzteres noch vor der Eingemeindung den Denkmalstatus erhielt, bleibt dieser dem Mauerteil am Griebnitzsee bisher verwehrt. Bündnis 90/Die Grünen fordern daher dessen Denkmalschutz. Die Unterschutzstellung sei vom Brandenburgischen Denkmalamt abgelehnt worden, weil es sich „nur um ein Teilstück“ handele.

Wie von Dassel mitteilt, hätten bisher 7 000 Radler an den Mauerstreifzügen teilgenommen. Die Aktion gehe auf einen Antrag anlässlich des 40. Jahrestages des Mauerbaus im Jahre 2001 zurück. Damals sei diese Initiative dringend notwendig gewesen, weil die Geschichte der Mauer im Stadtbild zu verschwinden drohte. Heute erinnern Gedenkorte, Schilder, Markierungen und einschlägige Veröffentlichungen an eines der bewegendsten Bauwerke des 20. Jahrhunderts. Die Mauerweg-Idee orientiere sich am „Boston Freedom Trail“, einem rot markierter Fußweg durch die Stadt, der den US-amerikanischen Unabhängigkeitskampf thematisiert. Er ist sechs Kilometer lang, der Mauerweg 160 und der vom Europäischen Parlament beschlossene„Iron Curtain Trail“ entlang des „Eisernen Vorhangs“ gar 7 000 Kilometer.

www.michael-cramer.eu/berliner mauerweg/1330666

Günter Schenke

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