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Landeshauptstadt: Mediation im Synagogenstreit offenbar erfolgreich Jüdische Gemeinde und Synagogengemeinde erzielen ein Zwischenergebnis

Innenstadt - Noch will kein Vertreter der jüdischen Gemeinden von einem Ende des Potsdamer Synagogenstreites sprechen. Doch allein die Tatsache, dass sowohl der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Michail Tkach, als auch der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, am heutigen Dienstagnachmittag gemeinsam mit Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) der Presse „zum aktuellen Stand“ des Mediationsverfahrens berichten wollen, gilt als ausgesprochen positives Zeichen.

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Innenstadt - Noch will kein Vertreter der jüdischen Gemeinden von einem Ende des Potsdamer Synagogenstreites sprechen. Doch allein die Tatsache, dass sowohl der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Michail Tkach, als auch der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, am heutigen Dienstagnachmittag gemeinsam mit Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) der Presse „zum aktuellen Stand“ des Mediationsverfahrens berichten wollen, gilt als ausgesprochen positives Zeichen. „Die beiden an einem Tisch – das ist ein Quantensprung“, freute sich gestern der Vorsitzende des Synagogen-Fördervereins Potsdam, Ulrich Zimmermann, gegenüber den PNN. Offenbar habe die Mediation zwischen den beiden Gemeinden dazu geführt, sich ohne Gesichtsverlust aufeinander zuzubewegen, sagte Zimmermann. Nach PNN-Informationen haben sich die beiden jüdischen Gemeinden auf ein gemeinsames Papier geeinigt. Hans-Georg Moek, Sprecher des Kulturministeriums, sagte den PNN, es gebe „eine gute Entwicklung“.

Es sei ein „positiven Zwischenergebnis“ erreicht wurden, erklärte auch Joffe am Montag auf PNN-Nachfrage. Beide Seiten hätten auf sehr sachlicher Basis darüber gesprochen, was der jeweiligen Gemeinde wichtig ist für das jüdische Leben in Potsdam. Dabei habe sich die unabhängige Gesprächsleitung durch eine Mediatorin positiv ausgewirkt. Joffe: „Das verlief sehr gut.“ Es habe sich herausgestellt, dass in den Ansichten beider Gemeinden „große Schnittmengen“ vorhanden seien und es viele „ähnliche Meinungen, aber mit unterschiedlicher Prioritätensetzung“ gebe. Zu den Details der Einigung erklärte Joffe, er wolle der Pressekonferenz bei Kulturstaatssekretär Gorholt am heutigen Dienstag nicht vorgreifen. Joffe sagte lediglich, dass es für beide Gemeinden keine zwingenden religiösen Gründe gebe, nicht „gemeinsame Gottesdienste für alle Juden in Potsdam“ zu feiern. Sowohl die Jüdische Gemeinde als auch die Synagogengemeinde verstehen sich als orthodox. Joffe: „Wir sehen keinen Grund, die Potsdamer Juden in religiöse Untergruppen zu trennen.“

Auch Michail Tkach von der Jüdischen Gemeinde verwies auf die Pressekonferenz mit Gorholt und Joffe und äußerte sich zuversichtlich: „Wir sind jetzt dabei, eine Einigung zu finden.“

Der Potsdamer Synagogenstreit entbrannte im Zuge von Differenzen zum Synagogenentwurf des Berliner Architekten Jost Haberland für den künftigen Standort Schloßstraße 1 in der Potsdamer Mitte. Joffe und weitere Potsdamer Juden kritisierten die mangelnde Repräsentativität des Haberland-Entwurfs; als jüdisches Gotteshaus sei das Gebäude kaum erkennbar, hieß es. Auch viele Nicht-Juden in Potsdam äußerten sich kritisch. Nachdem sich der Synagogen-Bauverein unter der Leitung von Peter Schüler (Bündnisgrüne) – auch Vorsitzender der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung – weigerte, die Haberland-Kritiker in den Bauverein aufzunehmen, eskalierte der Synagogenstreit. Joffe – bisher Mitglied der Jüdischen Gemeinde – und weitere dem Haberland-Entwurf kritisch gegenüberstehende Juden gründeten die Synagogengemeinde. Zumeist nichtjüdische Kritiker gründeten als Gegenentwurf zum Bauverein den Förderverein für eine würdige Synagoge in Potsdam unter dem Vorsitz von Ulrich Zimmermann. Dieser ist skeptisch, ob sich sowohl ein Gemeindezentrum als auch ein Gebetsraum auf dem vom Land bereitgestellten Grundstück Schloßstraße 1 unterbringen lassen, „aus Platzgründen“. Gegebenenfalls müssten auch Teile des Nachbargrundstücks hinzugezogen werden. Das ergebe „weniger Kompromisse und mehr Flexibilität“.

Im Juni 2011 stoppte die Landesregierung die Bauplanungen für die Synagoge und verpflichtete beide Gemeinden, sich zu verständigen. Seither treffen sich die Vertreter der beiden Gemeinden regelmäßig. Fortan ging es nicht mehr allein um die Architektur der Synagoge, für deren Errichtung das Land Brandenburg etwa fünf Millionen Euro bereithält. Zu klären galt es vor allem, ob und auf welche Weise beide Gemeinden eine Synagoge nutzen können. Inwieweit nun bereits der große Durchbruch erzielt werden konnte, blieb am Montag offen. Joffe deutete an, dass sehr sachlich über Inhalte gesprochen wurde, über die aber „noch weiter nachgedacht werden sollte“.

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