zum Hauptinhalt

Illegale Pharmatests in der DDR: Medikamententests auch am heutigen Bergmann-Klinikum

Zu DDR-Zeiten wurden auch am Potsdamer Bezirkskrankenhaus, heute das Ernst-von-Bergmann, Medikamente westlicher Pharmafirmen an Patienten getestet. Insgesamt waren 300 Patienten betroffen.

Stand:

Potsdam - Auch im ehemaligen Potsdamer Bezirkskrankenhaus, dem westlicher Pharmafirmen an Patienten gestestet. Das geht aus einer Antwort der brandenburgischen Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion vom März hervor. Demnach seien zwischen Anfang 1989 und Oktober 1991 insgesamt zwölf sogenannte klinische Prüfungen mit zwölf verschiedenen Wirkstoffen an mehr als 300 brandenburgischen Patienten durch das Ministerium für Gesundheitswesen der ehemaligen DDR genehmigt worden. Alle Test seien von Arzneimittelherstellern durchgeführt worden, die ihren Sitz außerhalb der DDR hatten. Erfolgt seien die Tests in den Bezirkskrankenhäusern Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Bad Saarow, Heilstätten Beelitz und Neuruppin, heißt es in der Regierungsantwort weiter.

Alle Hintergründe zum Thema lesen Sie in der DIENSTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Auftraggeber waren laut Landesregierung in allen Fällen global aufgestellte Herstellerfirmen wie Merck, Sandoz, Bristol-Myer, Roussel-Uclaf, Merz, Ciba-Geigy, Höchst, Byk-Gulden, Boehringer Mannheim, Lipha, Knoll und Syntex. Wie viele der zwölf Test am Potsdamer Bezirkskrankenhaus durchgeführt worden waren, blieb zunächst unklar. Für Nachfragen war das zuständige Landesgesundheitsministerium zunächst nicht zu erreichen. Im Ernst-von-Bergmann-Klinikum selbst zeigte man sich überrascht von der Nachricht. "Wir haben von der Liste erst heute durch die Medien erfahren. Uns liegen keine Informationen vor, an welchen Test das Bezirkskrankenhaus beteiligt war", sagte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann den PNN. Man werde den Hinweisen jetzt auf jeden Fall nachgehen. Allerdings gebe es keine Mitarbeiter in leitender Funktion oder Chefärzte mehr, die zur infrage kommenden Zeit in Potsdam tätig gewesen wären, die man noch persönlich befragen könne, sagte Hunsmann weiter.
Wie berichtet hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Wochenende berichtet, dass von den umstrittenen Medikamententests in der DDR vermutlich weit mehr Patienten als bisher gedacht betroffen gewesen waren. Statt mehrerer Tausend soll es sich um mindestens 50000 Betroffene handeln.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })