Landeshauptstadt: Meerjungfrauen bauen Freiluftkino
Die Naturschutzjugend Brandenburg hat im ostdeutschen Ideenwettbewerb den dritten Platz erreicht
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„Eigentlich ist die Idee ganz einfach“, erklärt Angie Trieglaff. „Wir brauchen einen Beamer, eine weiße Wand und Filme, fertig ist das Freiluftkino.“ Doch ob einfach oder nicht, im Wettbewerb „Visionen für Regionen“, bei dem Angies Gruppe Anfang Juli den dritten Platz belegte, ging es um die Wirkung. „Wir wollen bleiben!“ war das Motto des Wettbewerbs, den die Stiftung Demokratische Jugend ausgeschrieben hatte – gesammelt wurden Ideen, um die Abwanderung junger Menschen aus Ostdeutschland aufzuhalten.
Das Modell des Freiluftkinos, das die sechsköpfige Gruppe der Naturschutzjugend Brandenburg (Naju) für den Wettbewerb einschickte, soll nun bald Wirklichkeit werden. Sechs junge Frauen haben die Idee entwickelt – sie nennen sich die „Meerjungfrauen“. Die 20-jährige Angie beendet gerade ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der Geschäftsstelle des Naturschutzverbandes und hatte deshalb viel Zeit, um sich der Idee zu widmen. Zudem ist es Teil eines noch größeren Projektes: Die Naju Brandenburg kümmert sich um den Schlossgarten in Gerswalde, baut das dortige Haus wieder auf, um dort Seminare für Kinder und Jugendliche zu veranstalten.
„Das Freiluftkino ist als Ergänzung gedacht, wir wollen so auch die Jugendlichen, die aus Gerswalde kommen, auf uns aufmerksam machen“, erklärt „Meerjungfrau“ Theresa Draeger. Im Schlossgarten wollen sie Filme zum Thema Gesellschaft und Ökologie zeigen und anschließen darüber diskutieren. Das Preisgeld von 750 Euro kommt ihnen da sehr gelegen. „Jetzt müssen wir erstmal eine Wand weiß streichen, bevor es losgehen kann“, stellt Angie fest. Doch ihre Idee ist in den Augen der „Meerjungfrauen“ nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: „Wichtig ist doch, dass man einen Ausbildungsplatz findet“, sagt Theresa. „Alles andere ist zweitrangig.“ Sie hat ebenfalls ein FÖJ absolviert – beim „Erwachsenenverband“ Naturschutzbund (Nabu). Die 17-Jährige wohnt in Oranienburg bei ihren Eltern, ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau für Naturkost beginnt sie aber jetzt in Berlin. „Ich denke schon, dass ich aus Oranienburg wegziehen werde – nicht, weil das ein total ödes Kaff ist, sondern einfach, um mehr Chancen im Beruf zu haben“, erklärt sie. Und auch Angie hat noch mehr Ideen, wie man junge Menschen zum Bleiben bewegen könnte: „Oft fehlen einfach auch Freizeitangebote“, stellt sie fest. „Und wenn dann alle zwei Stunden ein Bus fährt, kommt man eben auch nicht weg“.
In diesem Herbst wird Angie ihr Studium beginnen: Biologie und Deutsch auf Lehramt. Wo sie einen Platz bekommt, weiß sie noch nicht – doch sie will „bleiben“: Beworben hat sie sich in Rostock, Potsdam und Leipzig. Dass sie nebenbei noch für die Naju aktiv sein will, steht bereits fest: „Theresa und ich werden uns für den Vorstand zur Wahl stellen“, sagt sie. Das Ziel des Vereins, in Kindern und Jugendlichen ein ökologisches Bewusstsein zu wecken, erreichen sie mit Seminaren und Veranstaltungen. Besonders die Rallye zum „erlebten Frühling“ stößt jedes Jahr auf große Resonanz: Über vier Monate hinweg führt die Naju täglich zwei bis drei Schulklassen durch Potsdam und stellt sie vor verschiedene Aufgaben zum Thema Naturschutz. Dass sie beide ein Jahr lang für ein Taschengeld einen Vollzeitjob gemacht haben, bereuen sie kein bisschen: „Bei der Arbeit habe ich nicht nur wahnsinnig viel Wissen über Ökologie gesammelt“, erklärt Angie. „Ich habe auch mal eben Seminare und Veranstaltungsreihen organisiert.“ Als Vorstandsmitglied möchte sie sich in Zukunft vor allem der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins widmen: „Toll wäre es, wenn Mal eine Reportage über uns im Fernsehen laufen würde – dann würden viele sicherlich ein anderes Bild von uns kriegen“. Auch Theresa stimmt ihr zu: „Wir sind ja alle keine verstockten Ökos, sondern sogar ziemlich nett“, sagt sie und lacht.
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