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Links und rechts der Langen Brücke: Mehr als anderswo

Jana Haase über die Proteste der Flüchtlinge

Stand:

Wo sie herkommen, herrscht Krieg, Chaos oder Hungersnot, für die Flucht nach Europa haben sie ihre Existenz aufgegeben, vielleicht sogar ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Willkommen können sich Flüchtlinge in Deutschland aber nicht fühlen. Sie dürfen nicht arbeiten, sind unter teils inakzeptablen Bedingungen in Heimen untergebracht – und dürfen sich nicht frei bewegen. Eine S-Bahn-Fahrt von Potsdam nach Berlin muss vorher genehmigt werden. Wer ohne Genehmigung fährt, begeht eine Straftat und muss mit Folgen rechnen. Am Freitag hat der bundesweite Protestzug von Flüchtlingen gegen diese sogenannte Residenzpflicht in Potsdam Station gemacht.

Erfreulich ist, dass sich trotz Regenwetters so viele Potsdamer an dem Zug beteiligten, dass die rechtsextreme NPD mit ihrer Störaktion einmal mehr armselig dagestanden hat. Vorbildlich auch, dass die Rathausspitze ihre Unterstützung für die Anliegen der Flüchtlinge schon im Vorfeld unmissverständlich klargemacht hat und bei der Demo vor Ort war.

Und dabei handelt es sich nicht nur um Aktionismus: Im Umgang mit Flüchtlingen ist die Stadtspitze schon seit Jahren bemüht, Spielräume in den gesetzlichen Vorschriften auszunutzen. So ist das berüchtigte Gutscheinsystem, das Flüchtlinge andernorts noch an der Supermarktkasse stigmatisiert, hier längst Geschichte. Asylbewerber haben die Chance auf eine Unterbringung in einer Wohnung. Erst in dieser Woche ist in der Hegelallee eine neue Flüchtlingsunterkunft speziell für Frauen eröffnet worden. Sicher, es gibt auch in Potsdam noch Handlungsbedarf – erinnert sei etwa an die Beschwerden über den Umgang in der Ausländerbehörde. Aber man darf davon ausgehen, dass das im Rathaus bekannt ist und ernsthaft an Verbesserungen gearbeitet wird. Das ist schon viel mehr als anderswo.

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