Links und rechts der Langen Brücke: Mehr als Finanzen
Sabine Schicketanz mahnt zu Vorsicht bei der Entscheidung über Sparmaßnahmen zu Ungunsten der Neubaugebiete
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Der „freie Fall“ der Potsdamer Plattenbaugebiete sei gestoppt. Das verkündeten in der zurückliegenden Woche die Statistiker der Stadtverwaltung. Ihre Grundlage für diese Feststellung: Ein Zahlenwerk zu den Neubaugebieten und ihren Bewohnern. Das positiv klingende Fazit hat jedoch auch eine andere Seite – und die klingt so: Die Entwicklung der Plattenbaugebiete ist nicht so dramatisch wie man befürchtet hatte. Doch eine wahre Trendwende hat es auch nicht gegeben. Die Zahl der Menschen, die in den Neubaugebieten wohnen, nimmt weiter ab. Dazu steigt die Zahl derer, die auf finanzielle Hilfen vom Staat angewiesen sind. Und auch dass der Leerstand der Häuser bei nur noch zwei Prozent liegt, muss nicht unbedingt als positive Nachricht gesehen werden. Das Wohnumfeld wurde zwar vielerorts unübersehbar verbessert – doch dies wird wohl nur in wenigen Fällen der Grund dafür sein, dass Potsdamer in die Platte ziehen. Manche haben einfach keine andere Möglichkeit. Dies heißt selbstverständlich nicht, dass allein die Potsdamer Viertel mit historischer Bebauung ein Umfeld zum Wohlfühlen bieten können. Nein, viele Menschen fühlen sich wohl in ihrem Neubau-Kiez – und genau darin liegt die Herausforderung: Sie müssen weiter gern dort wohnen. Dabei spielen mit Sicherheit viele Faktoren eine Rolle – und einer von ihnen ist der Zustand der Straßen und Bauten. Dort besteht, auch wenn schon vieles getan ist, noch immer Investitionsbedarf. Diesem kann genüge getan werden – doch es sieht so aus, als würde das im kommenden Jahr nur bedingt geschehen. Eine knappe Million Euro will die Stadtspitze bei den Investitionen in die Neubaugebiete sparen – und damit einher gehen rund 2,5 Millionen Euro Fördermittel, die wegen des fehlenden Eigenanteils aus dem städtischen Haushalt dann nicht abgerufen werden könnten. Dagegen macht die Linkspartei.PDS bereits massiv Front und spart nicht mit Polemik. Als das Übliche abgetan werden sollte der Protest aber nicht – Vorsicht ist geboten bei der Entscheidung, wie viel Geld in 2006 tatsächlich in die Neubaugebiete fließen wird: Denn es geht in der jetzigen politischen Situation, die geprägt ist durch die Debatte über das Niemeyer-Bad, um mehr als Finanzen. Wird in Potsdams Neubau-Süden zu gravierend gespart, während nördlich der Havel Millionen in Schloss und Bad fließen, sind soziale Spannungen vorprogrammiert.
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