Von Kay Grimmer: Mehr als nur „John-Williams-Abklatsch“
Beim Berlinale Talent Campus für Filmmusik will Felix Rösch seinen Kinomelodie-Anspruch präsentieren
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Babelsberg - Wieder und wieder werden die 20 Sekunden Film abgespielt, ertönen die Instrumente des Deutschen Filmorchesters Babelsberg. Doch noch immer ist Felix Rösch nicht zufrieden, hört da einen „Abbruch“, dort ein „Loch“. Ein Techniker und ein Editor, die ihn am Mischpult unterstützen, drücken Knöpfe, verschieben Regler – nach etwa zwanzig Wiederholungen mit minimalen Veränderungen ist der Filmmusiker zufrieden. Fast. Ein Gong gefällt ihm noch nicht
Rösch ist Finalist des diesjährigen Berlinale Talent Campus im Bereich Filmmusik. Drei Nachwuchs-Filmmusiker aus Europa wurden nach Berlin und Babelsberg eingeladen, um ihre eingereichten Filmmusik-Ideen für einen Kurzfilm mit großem Orchester umzusetzen. Neben dem Düsseldorfer Rösch sind der in London lebende Israeli Ehud Freedman und der Brite Roger Goula in der Mentorenschaft des erfahrenen Filmmusikers Michael Nyman („Das Piano“, „Gattaca“). Nyman habe zu ihm gesagt: Was er nicht mag, sei Stille, erzählt Rösch, der Bild- und Tontechnik mit dem Schwerpunkt Musik studiert. Was hingegen Rösch nicht mag – das wird bei seinen Kompositionen deutlich – sind konservative Filmmusik-Klischees. „Natürlich arbeite ich gern mit großen Klangkörpern zusammen, das Spiel des Babelsberger Filmorchesters war wundervoll“, erinnert sich Rösch an die Zusammenarbeit mit dem Klangkörper vor drei Tagen. Nur einen halben Tag brauchten die Musiker für das Einspielen der Kompositionen. Langwieriger ist das Abmischen mit den Filmbildern – für diese Arbeit hat die Babelsberger Filmhochschule „Konrad Wolf“ ihre Tonstudios zur Verfügung gestellt. Der 25-jährige Rösch hat einen eigenen Anspruch: „Filmmusik kann mehr als nur der Abklatsch von John Williams zu sein.“ Williams ist der Ober-Guru der Kinomelodien, komponierte oft mit Opulenz, aber auch steten Sequenz-Wiederholungen Melodien zu Klassikern wie „Star Wars“ oder „E.T.“. „Künstlerisch mehr Spaß macht es mir, mit der klassischen Filmmusik kreativ zu arbeiten, sie rückwärts spielen zu lassen, Effekte einzubauen“, erklärt Rösch, der seit seinem fünften Lebensjahr Klavier spielt.
Morgen wird Felix Rösch sein fertiges Filmmusik-Produkt, abgemischt mit der Filmsequenz, vor großem Publikum vorstellen. Auch seine zwei Talent-Class-Kollegen präsentieren ihre musikalischen Variationen. Die beste Idee wird mit einer Reise nach Los Angeles prämiert.
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